Das ehemalige Gasthaus Zum Ochsen, von vielen älteren Grafenhausenern "Stub" genannt, wird derzeit umfangreich renoviert. In dem Haus sollen Fremdenzimmer entstehen. Foto: Rest

Ehemaliges Gasthaus Ochsen wird derzeit saniert. Eines der ältesten Häuser Grafenhausens

Grafenhausen - Eines der ältesten Fachwerkhäuser der Doppelgemeinde wird derzeit grundlegend renoviert. Das ehemalige Gasthaus Zum Ochsen in der Hauptstraße, von vielen älteren Bürgern nur "Stub" genannt, hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

Nachdem die alten Biberschwanzziegel entfernt wurden, sind seit einigen Wochen Zimmerleute damit beschäftigt, den alten Dachstuhl herzurichten. Bei dem in die Jahre gekommenen Gebälk mussten einzelne Sparren und Balken neu befestigt oder verstärkt werden. Das komplette Dach wurde mit rund 2700 laufenden Metern neuen Dachlatten bestückt und wird nun mit etwa 15 000 Biberschwanzziegeln neu eingedeckt. Bereits eingebaut wurden die vorhandenen Fledermausgauben. Beim Abdecken fand man auf einem alten Ziegel die Zahl 1806, was vermutlich daraus schließen lässt, dass das Gebäude um diese Jahreszahl zum zweiten Mal eingedeckt wurde.

Denn laut den Aufzeichnungen des einstigen Ortschronisten Stefan Nopper wurde die "gemeine Stube" (Gemeindestube) schon im Hexenprozess von Grafenhausen im Jahre 1657 erwähnt. Lokalisiert wird sie durch die Aussage des Nachtwächters in diesem Prozess, der, wie er sagt, "von der Bruck bei der Kirche zur gemeinen Stube" ging. Sie stand also auf dem Platz des Gasthauses Ochsen und ist mit ihm identisch, wenn das Gebäude auch im Laufe der Zeit einige Male umgebaut beziehungsweise erweitert wurde.

Franz Anton Saal, Gerichtsmann, Bauer, Metzger und Gastwirt, machte die "Stub" im Jahr 1731 zum "Ochsen", was eine Inschrift auf der Mittelsäule im Gastraum bezeugt. Nach mehreren Pächterwechseln kaufte schließlich Otto Köbele das Gasthaus mit Ökonomiegebäude. Am 9. Februar 1909 wurde ihm das Realgastwirtschaftsrecht erteilt. Nach Köbeles Tod übernahm Tochter Hilda zusammen mit ihrem Mann, dem Jagdaufseher Josef Richter, das Gasthaus. Ab 1970 betrieben Sohn Reinhold Richter und seine Frau Agathe den "Ochsen" bis Oktober 1989. Reinhold Richter, heute 85 Jahre alt, war der letzte Wirt und ist im Dorf als "Stuwirts Reinhold" bekannt. Durch die vielen Besitzerwechsel hat es auch mehrere Namensänderungen gegeben. Am Ende wurde das Haus aber wieder zum "Ochsen".

Der Gaststättenbetrieb ist inzwischen seit einigen Jahren eingestellt. Der neue Eigentümer aus Lahr will in der "Stub" Fremdenzimmer einrichten.

Info: Darum "Stub"

Eine "gemeine Stube" oder "Gemeindestube", kurz "Stub", war einst in kleineren Orten, die kein eigenes Rathaus besaßen, ein Gasthaus, in dem die anfallenden Amtsgeschäfte des Schultheißen sowie des Ortsgerichts (Gemeinderat) und die notwendigen Versammlungen der Dorfbewohner stattfanden. Dass die amtlichen Geschäfte in Grafenhausen in der "Stub" getätigt wurden, geht aus der ältesten noch vorhandenen Kirchenrechnung aus dem Jahr 1722 hervor.