In ihren Büchern versucht Julia Romme Glück für junge Leser greifbar zu machen. Foto: Gieger Foto: Lahrer Zeitung

Literatur: Julia Romme spricht sechs Sprachen, schreibt Kinderbücher und hat in Friesenheim schon lange ihre Heimat gefunden

Friesenheim - Mit gerade einmal fünf Jahren kam Julia Romme aus Russland nach Friesenheim. Heute schreibt sie Kinderbücher, gibt Sprachunterricht für die Kleinen und ist auf der Suche nach dem Glück.

Man hätte das Gespräch mit Julia Romme in vielen Sprachen führen können. Deutsch, die Sprache des Interviews, Spanisch, Französisch, Englisch, Russisch und Italienisch beherrscht sie. Seit etwa einem Jahr versucht sie sich zudem an der japanischen Sprache. Grund für ihre Mehrsprachigkeit sei vor allem die Leidenschaft des Reisens. Hier lernt sie immer wieder neue Kulturen und Menschen kennen. "Ich bin multikulti", sagt sie selbst von sich. Erste Erfahrungen mit einer Fremdsprache machte sie bereits im Jahr 1992, als sie und ihre Familie als Spätaussiedler aus Russland nach Deutschland kamen.

Nach einem Monat in einer Unterkunft in Kehl kam Romme als damals Fünfjährige nach Friesenheim. Und dort blieb sie bis heute. "Ich hatte in Friesenheim immer das Gefühl willkommen zu sein. Und ich denke, das ist noch heute so", sagt sie über ihre selbst gewählte Heimat. Trotz keinerlei Deutschkenntnissen sei sie damals schnell integriert worden. Erst im Kindergarten in Friesenheim, später dann auf der Luisenschule in Lahr und dem Max-Planck-Gymnasium. "Ich habe mich immer als Deutsche gefühlt", erzählt sie in einem leicht dialektgeprägten Deutsch. Und schnell spricht sie. Die Sätze sprudeln nur so aus ihr heraus. "Wobei, Spanier haben immer gesagt, ich rede gar nicht so schnell", lacht sie und macht eine kurze Redepause, um einen Schluck Tee zu trinken.

Kindern zeigen, für ihre Träume und Wünsche einzustehen

Danach geht die Erzählung chronologisch weiter: Nach dem Abitur folgte ein Fremdsprachenstudium in Freiburg, ein Praktikum in Fuerteventura – für sie der Türöffner zu einem multikulturellen Leben – und das "normale Berufsleben" im Büro. 2015 traf sie dann die Entscheidung zur Selbstständigkeit. Heute ist sie Kinderbuchautorin, Sprachlehrerin und Glücksforscherin. "Ich suche das Rezept für das Glück", sagt sie zu letzterem. Um Glück geht es aber irgendwie bei all ihren Tätigkeiten. Als Sprachlehrerin – für die Volkshochschule und freiberuflich – versucht sie, Kindern die Angst vor Fremdsprachen zu nehmen, ihre Kinderbücher haben einen Erziehungsauftrag. "Ich will den Kindern zeigen, dass man für seine Wünsche und Träume einstehen soll", erklärt sie den Hintergrund ihrer Bücher, die eine Mischung aus Fantasy und Märchen sind und Schüler der Klassen eins bis fünf als primäre Zielgruppen haben.

Erschienen sind ihre Bücher bisher aber noch nicht, die Suche nach einem Verlag gestalte sich noch als schwierig, erzählt Romme. "Es gab schon Interessenten, aber da hatte ich kein gutes Bauchgefühl – es muss alles passen", erzählt Romme, die quasi nur darauf wartet, ihre sieben Bücher drucken zu lassen. "Ich will endlich mein Buch in der Hand halten." Denn bisher hat sie nur in einem Sammelband, in den verschiedenste Leute über ihre Motivation und ihre Träume sprechen, ein Kapitel über sich selbst beigesteuert.

Friesenheim ist für die Kinderbuchautorin zur Heimat geworden

Und schon längst ist aus Friesenheim für sie eine Heimat geworden, sie selbst bezeichnet sich schon als Friesenheimerin. "Heimat ist dort, wo man sich wohl und verstanden fühlt – das ist für mich in Friesenheim", erzählt Romme, deren Mutter in Lahr lebt und im Mini-Markt arbeitet. Dessen Inhaber, Leo Romme, ist der Zwillingsbruder ihrer Mutter und führt den Laden gemeinsam mit seiner Frau Elena Romme. "Ich finde es wichtig, dass man sich integriert. Das ist ein Symbol für uns Menschen", sagt sie dazu. Auch viele ihrer Verwandten – sie hat alleine 17 Cousins und Cousinen – leben hier. "Wir sind sehr familiär – ich mag aber auch den Austausch mit anderen Menschen", sagte Julia Romme. Sitzt man ihr bei einem Tee gegenüber, fällt es nicht schwer, das zu glauben.

Bis es mit dem eigenen Buch soweit ist gibt Julia Romme vor allem Sprachunterricht. Für die VHS Friesenheim unterrichtet sie Kinder in Deutsch als Fremdsprache und Spanisch. Wobei, mit Unterricht habe das eigentlich wenig zu tun. "Ich bin eher eine Animateurin", lacht sie. Die Arbeit mit den Kindern sei für sie auch eine Herzenssache. Auch sie sei damals gut aufgenommen worden, das will sie nun den Kindern nicht nur über ihre Bücher mit auf den Weg geben