Erntehelferinnern aus Rumänien sichern die Pflanzung von Salatsetzlingen auf den Feldern von Gemüsebau Huber in Friesenheim. Bis Ende April benötigt Geschäftsführer Michael Stahl weitere 20 Saisonarbeitskräfte und hofft deshalb auf eine Lockerung der aktuellen Verordnungen. Foto: Bohnert-Seidel

Corona-Krise: Einreiseverbot für Erntehelfer bringt Unmut, Bis zu 80 Prozent weniger Ertrag

Landwirte in Friesenheim, Schwanau und Neuried sind auf ihre Helfer angewiesen. In der Erntezeit sind das mehr als 120 Saisonarbeitskräfte. Während Spargelbauern bereits vor einem Problem stehen, haben Gemüsebauern noch etwas Luft.

Schwanau/Friesenheim/Neuried - Der Familienbetrieb Hügel und Heitz in Altenheim zählt zu den größten Spargel- und Erdbeerbauern in der Ortenau. Auf acht Hektar gedeiht der Spargel und auf eineinhalb Hektar Erdbeeren und Heidelbeeren. Sie alle warten darauf in den kommenden Woc hen gestochen oder gepflückt zu werden. "Die Koffer meiner Leute aus Polen waren gepackt", erklärt Lucyna Heitz gegenüber der LZ. An der Grenze hatten sie gestanden und mussten wieder umkehren. Denn das Innenministerium hat ein Einreiseverbot für viele Saisonarbeiter verhängt, um Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verhindern. Dankbar ist Heitz nun über das Angebot von Einheimischen, die sich zur Unterstützung gemeldet haben. Ob diese dem Knochenjob auf dem Erdbeerfeld gewachsen sind, sei ein anderes Thema. Heitz habe mit 30 Helfern aus Polen gerechnet. Mit Erntehelfern aus Deutschland beginne alles wieder von vorn. "Sollte das Einreiseverbot der Erntehelfer auf zwei Monate fixiert sein, haben wir ein riesengroßes Problem."

Der Verkauf über den Hofladen und an den Verkaufsständen sollte demnächst beginnen. Vor allem fehlten auch die Kunden aus dem Elsass, die je nach Lage des Verkaufsstands die Hälfte des Umsatzes ausmachten. In Zahlen vermag Heitz den Schaden nicht zu benennen. Unterstützung aus dem Ort: Peter Rauer in Wittenweier wird in diesem Jahr 80 Prozent weniger Spargel stechen. Eigentlich wäre er auf insgesamt zwölf bis 20 Leute angewiesen. Ihm stünden aber auch Helfer aus der Umgebung zur Verfügung. "Zum Glück kann ich auf diesen Stamm seit vielen Jahren zurückgreifen", erklärt Rauer der Lahrer Zeitung. Eine Einarbeitung müsse so nicht mehr stattfinden. Froh ist er auch darüber, seinen Betrieb breit aufgestellt zu haben. Spargel, Ackerbau und Kürbisse bringen Erträge. Gemüsebauer hat noch etwas Luft: Mit 95 Hektar Anbaufläche zählt Gemüsebau Huber aus Friesenheim zu den größten Gemüsebaubetrieben in der Region. "Die Flächen sind vorbereitet", sagt der Geschäftsführer Michael Stahl im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Seit Februar sind Setzlinge für seine Salate auf den Feldern und seit Februar acht Erntehelfer aus Polen im Betrieb. Stahl spricht von einer Art "Schonfrist", weil erst um den 20. April die Haupternte von Salat beginne. Er hofft aber auf eine Lockerung der aktuellen Verordnungen, denn ab Ende April benötigt auch er nochmals gut 20 weitere Saisonarbeitskräfte. Bis zum Sommer seien es dann gut 60 Mitarbeiter. Noch sieht der Geschäftsführer die Lage relativ entspannt.

Hoffnung auf entspannte Lage

Aber sollten die Grenzen tatsächlich dicht bleiben und keine Erntehelfer einreisen dürfen, dann stehe auch er vor einem großen Problem. "Die Ernährung muss gesichert sein", stellt Stahl konkret fest und beschreibt die aktuelle Situation mit täglich neuen Regelungen und Verordnungen als "heilloses Durcheinander".   Winzer hoffen auf Ende der Krise spätestens im Mai: Winzer wie Richard Kopf aus Oberweier sind froh darüber, die Weinberge schon bestellt zu haben. Seit Mitte März sind auch die letzten Saisonarbeitskräfte aus Polen und Rumänien wieder in ih rer Heimat. Jetzt heißt es Abwarten, verbunden mit der Hoffnung, dass im Mai wieder eine Lockerung der Einreise kommt. Dann stünde in den Weinbergen wieder ein Richten der Rebanlagen an. "Wenigstens eine Gleichstellung von Pflegekräften und Erntehelfern aus Osteuropa" fordert Kopf. Ansonsten stünden langfristig auch viele landwirtschaftliche Betriebe vor dem Aus, weiß der Vorsitzende der Winzergenossenschaft Friesenheim. Selbst der Mindestlohn bleibt eine finanzielle Herausforderung für die Landwirte. Höhere Löhne wären in Ordnung, wenn die Preise für die landwirtschaftlichen Produkte im gleichen Maße bezahlt würden. "Leider wird von Seiten der Politik vollkommen an der Realität vorbei gedacht", erklärt Frank Erb, Vorsitzender der Winzergenossenschaft Oberschopfheim. Die Forderung der Politik, landwirtschaftliche Betriebe müssten Löhne bezahlen, die Helfer im vorigen Beruf verdient hätten, seien utopisch, so Erb. "Damit fahren wir die Landwirtschaft komplett an die Wand."

290 Hände

Die Winzerbetriebe in Friesenheim und Oberschopfheim benötigen zwischen 35 und 40 Erntehelfer aus Polen und Rumänien. Der größte Gemüseanbauer in der Region, Gemüsebau Huber aus Friesenheim, ist auf rund 60 Erntehelfer angewiesen. In Altenheim benötigt der Betrieb Hügel und Heitz 30 Erntehelfer und in Wittenweier auf dem Rauerbauerhof werden fünf Helfer aus Rumänien sowie 15 weitere aus dem Ort und Umgebung gebraucht.