Von der Empore aus spielten die Posaunenchöre der beiden Gemeinden. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Gottesdienst: Gläubige würdigen Philipp Melanchthon

Friesenheim/Diersburg (cbs). Die beiden evangelischen Kirchengemeinden Friesenheim und Diersburg haben gemeinsam den Reformationstag gefeiert. Zu dem etwas anderen Gottesdienst kamen viele Christen in die Kirche nach Diersburg. Von der Empore spielten die beiden Posaunenchöre aus den Gemeinden. Die Pfarrer Kornelius Gölz und Rainer Janus sowie Prädikantin Friedericke Wagner geleiteten gemeinsam durch den Gottesdienst.

Dabei erwies sich Pfarrer Janus als profunder Kenner von Philipp Melanchthon, der am 6. Februar 1497 in Bretten als Philipp Schwartzerdt geboren wurde. Nachdem der Vater verstorben war, zog der Junge zu seinem Großonkel Johannes Reuchlin nach Pforzheim, einem Humanisten. Bereits im Alter von elf Jahren ging Philipp Melanchthon (die griechische Übersetzung seines Namens) an die Universität Heidelberg. Wenn der Dozent krank war, übernahm der junge Philipp die Lehrtätigkeit. "Bis heute lernen evangelische Pfarrer die Sprachen Latein, Hebräisch und Griechisch, weil sie die Sprachen der Humanisten sind", erklärte Janus.

Die Vernunft spielte bei ihm eine große Rolle

Philipp Melanchthon, 1,50 Meter groß und von schmächtiger Gestalt, lernte am 20. August 1518 in Wittenberg Martin Luther kennen, der am 31. Oktober 1517 seine Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlicht hatte. Oft hatten die die Menschen über den schmächtigen Philipp Melanchthon gelacht. Aber der unscheinbare junge Mann sprach von Bildung für alle, was ihm schlagartig einen großen Bekanntheitsgrad brachte. Luther lehrte er Griechisch und Melanchthon studierte bei Luther Theologie.

Aber selbst als Theologe blieb Melanchthon zeitlebens ein Verfechter der klaren Wissenschaftlichkeit. Als Humanist sah er sich mit Leib und Seele der Vernunft verpflichtet. Wenn die Vernunft nicht über den Glauben urteilen könne, stelle sie dennoch keinen Gegensatz zum Glauben dar. Die Vernunft sei die Dienstmagd, Dinge des Glaubens näher und besser zu erkennen.

Melanchthon fühlte sich dem protestantischen Glauben als Rückkehr zur Kirche, wie sie von Gott ursprünglich gewollt war, verpflichtet. Aber Melanchthon riet zu Kompromissen mit den Katholiken, einem Schritt zur Ökumene. "Wir können sagen, eine der größten Leistungen Martin Luthers war die Übersetzung der Bibel", erklärte Janus. Melanchthon verdanken wir die Einführung des allgemeinen Schulwesens. Sie eröffnete dem Menschen Freiheit und Selbstbestimmung."

Der kleine Mann an der Seite und im Schatten Martin Luthers habe mit seiner Liebe zu Gott und zur Vernunft die moderne Gesellschaft bis heute geprägt. Im Anschluss an den Festgottesdienst war die Gemeinde zu einem gemütlichen Umtrunk eingeladen.