Ein Bäcker ist Klaus Oberle zwar nicht, dafür gehört das Brotbacken zu seiner Leidenschaft. 1993 hat er die Friesenheimer Mühle übernommen. Foto: Bohnert-Seidel

Tradition: Klaus Oberle leitet den Familienbetrieb in fünfter Generation, ursprünglich andere Pläne gehabt

Friesenheim - Seine große Leidenschaft ist das Brotbacken, ein Bäcker ist Klaus Oberle aber nicht. Der letzte Müller in Friesenheim leitet das Familienunternehmen in fünfter Generation. Seine Kunden wissen sein Angebot zu schätzen.

Studium und Meisterprüfung absolviert 

Eigentlich steckte Klaus Oberle 1977 mittendrin in seinem Studium zum Lebensmitteltechniker. Aber die angeschlagene Gesundheit seines Vaters habe den damals knapp 20-Jährigen den Hebel umlegen lassen. Das Studium wurde kurzerhand abgebrochen und die Ausbildung zum Müller begonnen. "So wie ein Schuttertäler Bauer seinen Hof in der Familie übergibt, war das bei uns bei Generationen von Müllern der Fall", erklärt Klaus Oberle heute, der die Mühle in fünfter Generation betreibt. Die Müllerei war ihm aber nicht genug. Zwischen Gesellenzeit und Meisterprüfung absolvierte er 1989 noch erfolgreich ein Betriebswirtschaftsstudium.

Mit einer Recherche auf die Spur gekommen

Ein Sandstein über dem Kellerabgang dokumentiert, dass die Mühle ihren Ursprung auf dem Gelände im Jahr 1799 hat. Häuser haben sich damals in der Nachbarschaft so gut wie keine befunden. Der Friesenheimer Heimathistoriker Ekkehard Klem ist dem ersten Mühlenbesitzer, dem aus Heiligenzell stammenden Johannes Conrad Kopp, mit einer Recherche im Ortssippenbuch auf die Spur gekommen. Johannes Kopp war Gastwirt in der Krone und heiratete im Jahr 1799. Einer seiner Söhne war Müllermeister Josef Kopp.

Als im Jahr 1864 Franz Oberle das Anwesen samt ursprünglicher Sägemühle gekauft hatte, ergänzte er den Mühlenbetrieb um eine Getreidemühle. Von Generation zu Generation wurde der Mühlenbetrieb umgebaut, aufgestockt oder erneuert. Energie für den Mühlenbetrieb lieferte der rückwärtig gelegene Mühlbach. Begleitend zu Mühle verfügt die Familie auch über ein Wasserrecht, das den Mühlenbetrieb garantiert.

Mühle wurde den Bedürfnissen stetig angepasst

Seit fünf Jahren liefert der Bach jedoch kein Wasser mehr. Die anhaltende Trockenheit im Wald, die die Quellschüttung stark verringert hat, zeigt ihre Auswirkungen. Klaus Oberle hat auf Strom umgeschaltet. Um 1920 wurde die Sägemühle westlich der heutigen Mühle abgerissen und der Betrieb um die Einrichtung eines Dreschbetriebs ergänzt.

Aus dieser langen Tradition des Mühlenhandwerks gilt das Recht, dass bis 24 Uhr gemahlen werden kann. Zum Dreschen haben die Landwirte regelmäßig vier bis fünf Männer mitgebracht. "In den Hochzeiten im Sommer ging das oft bis in die Nacht", erinnert sich Oberle. Stetig wurde die Mühle und deren Infrastruktur den Bedürfnissen der Landwirte und des Müllers gleichermaßen angepasst. Bis ins Jahr 1960 lieferte der Landwirt das Getreide. Es wurde mit einem Kran in die Dreschmaschine gehievt.

Müsli und Getreide für gesunde Ernährung 

Vater Bernhard hat eine Tiefenannahme gebaut, die das Getreide über den Boden in eine Schüttgasse transportiert. Die starke Technisierung der Landwirtschaft mit Mähdreschern habe das Dreschen zum Erliegen gebracht. Fortan wurden Dreschmaschinen von Wellblechsilos ersetzt. Ein Lagerraum für Weizen war notwendig. Klaus Oberle hat die Mühle 1993 übernommen. Gestiegenes Ernährungsbewusstsein und der Wunsch seiner Kunden nach ausgewogener Ernährung ließen ihn einen Kleinverkauf einrichten. Ausgesuchte Mehlsorten, Müslis und jegliche Art von Getreide für eine gesunde Ernährung sicherten den Fortbestand.

Von Kindesbeinen an ist Klaus Oberle mit der Mühle verbunden. Jetzt mit seinen 63 Jahren könnte er eigentlich schon Rente beziehen. Für ihn gilt aber weiter die Maxime: "So lange ich Lust habe und die Gesundheit es zulässt, bin ich Müller." Und das Brotbacken wird immer sein großes Hobby bleiben.

Info: Die Geschichte

Die Nennung einer ersten Mühle mit Müller in Friesenheim wird ins Jahr 1799 datiert. Die Mühle blieb bis 1864 im Eigentum der Familie Kopp. 1864 kommt Müller Franz Anton Oberle mit seiner Familie aus dem Raum Sasbachwalden/Oberach nach Friesenheim. In fünfter Generation übernahm Klaus Oberle den Betrieb.