Schlossermeister Rudolf Röderer (links) unterstützt Nachwuchsschmied Frederik am Amboss. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Handwerk: Bereits im Kindesalter hat sich der 82-jährige Rudolf Röderer für die Schmiedekunst begeistert

Schmiede- und Schlossermeister Rudolf Röderer steht auch mit 82 Jahren noch gern am Amboss. Seine Leidenschaft für das aussterbende Handwerk vermittelt er gern kleinen und großen Besuchern.

Friesenheim. Als Kind schon schaute Rudolf Röderer seinem Vater und seinem Großvater über die Schulter. Die Hitze in der Schmiede brachte ihn schon immer auf Betriebstemperatur: Mit 15 Jahren lernte er das Handwerk des Schmiedens in einem Handwerksbetrieb in Lahr. Zurückgekehrt nach Friesenheim konnte er sich dann schon in jungen Jahren seiner Leidenschaft für das Kunstschmieden hingeben.

In Rudolf Röderer lodert das Feuer für seinen Beruf noch immer. Das 1200 Grad heiße Feuer in der Esse sorgt bei dem 82-Jähriger nicht für eine einzige Schweißperle auf der Stirn. "Ich bin des g’wehnt", sagt der Schmiedemeister aus Überzeugung. Den Geruch von Steinkohle und Eisen braucht der Friesenheimer wie die Luft zum Atmen.

In der alten Schmiede in der Rösslegasse brennt ein munter flackerndes Feuer. Angespornt von einem Blasebalg, der nicht sichtbar ist, wird der notwendige Sauerstoff zugeführt. Mit einer Zange holt Röderer ein rotglühendes Stück Eisen aus dem Feuer. Handschuhe trägt er keine.

Dem kleinen Frederik, der dem Schmied heute zusieht, legt er eine Schürze um, die ihn vor möglichen Funken schützt. Handschuhe schützen auch die Hände des Siebenjährigen. Mit monoton klingenden Schlägen klopft Röderer auf das glühende Stück Eisen ein. Mit jedem Schlag wird die Nagelspitze sichtbarer. Sobald das Eisen abkühlt und sein dunkelrotes Glühen in ein Schwarz übergeht, nimmt der Schmied die Zange und legt das Metall zurück in die Steinkohle.

Längst ist in der alten Schmiede die moderne Technik eingezogen

Die Arbeit des Schmieds vermittelt etwas Urgeschichtliches und Kraftvolles. Röderer lässt andere gern teilhaben an einer der ältesten Handwerkskünste. An der Decke hängt ein riesiger Blasebalg, übriggeblieben aus ferner Vergangenheit. "Mehr als 100 Jahre ist der alt", schätzt der Schmied. Das Leder ist leicht zerfleddert und müsste neu aufgezogen werden. Eigentlich ist es viel schade, dass er nur noch an der Decke hängt. Längst ist in der alten Schmiede moderne Technik eingezogen, mit mechanischer Sauerstoffzufuhr. Jeder Winkel in der Schmiede wüsste eine Geschichte zu erzählen. Große und kleine Hämmer, Zangen in allen Größen und Variationen hängen über dem Abzug. Rußgeschwärzt sind Decke und Wände.

"Jetzt aber schnell den Nagel herausholen", mahnt Röderer. Schmelzen soll der schließlich nicht – schon der Volksmund weiß: "Das Eisen muss geschmiedet werden, solange es heiß ist". Dies setzen die beiden Handwerker schnell in die Tat um und formen dem Nagel eine gute Spitze sowie einen rustikalen Kopf auf dem Amboss.

Röderers Leidenschaft gehört vor allem dem Kunstschmieden: Stelen, Rankhilfen, Schmuckstücke für den Garten oder schöne Stäbe mit Ginkgoblättern fertigt der Friesenheimer auch mit 82 Jahren noch an. Die Zeit in der Schmiede bedeutet für ihn Lebensfreude, Ausgleich und Wertschöpfung.

"D’Schmiddi isch min Läbe", bringt es der 82-Jährige auch sprachlich präzise auf den Punkt. Solange er einen Hammer halten und Metall auf dem Amboss bearbeiten kann, wird dieses Leben wohl nicht zum Stillstand kommen.

Auch heute noch ist eine Ausbildung möglich. Allerdings hat sich inzwischen die Be rufsbezeichnung geändert: Der früher "Kunstschmied" genannte Ausbildungsberuf wird jetzt als "Metallbauer, Fach richtung Metallgestaltung" bezeichnet. Dennoch nennen sich "Metallbauer" aus Tradition gern selbst Schmied oder Kunstschmied.