Vermüllung und Schmierereien – Pfarrer Steffen Jelic hofft auf aufmerksame Bürger, die hinschauen, wenn sie vielleicht abends im Dorfgraben oder um die Schule herum spazieren gehen. Foto: Bohnert-Seidel

Vermüllung rund um die Kirche in Friesenheim ist seit Jahren ein

Friesenheim - Vermüllung rund um die Kirche in Friesenheim ist seit Jahren ein Thema. Nun kamen aber auch noch Schmierereien hinzu. Die Kirchgemeinde wird für deren Beseitigung rund 1100 Euro in die Hand nehmen müssen.

Immer wieder wird die Polizei verständigt

Morgens um 8 Uhr sieht es an der Westseite der Pfarrkirche St. Laurentius verheerend aus. Mülltüten, Kartonverpackungen, leere Zigarettenschachteln und Tablettenblister weisen auf ein nächtliches Gelage hin. Seit vielen Jahren geht das so.

Wenn aber an der Kirche Symbole wie das Hakenkreuz angebracht werden, dann ist Pfarrer Steffen Jelic tief erschüttert. "Das müssen wir wegmachen lassen", so Jelic gegenüber der Lahrer Zeitung. Die Kosten für die Beseitigung der Schmierereien liegen bei 1100 Euro.

An der Türklinke am Seitenzugang der Kirche hängt eine Tüte mit Inhalt, der auf den Einkauf bei einem Fastfood-Restaurant schließen lässt. Anke Benz, Mesnerin der Kirchengemeinde, wird wieder, wie jeden Morgen, zur Tat schreiten müssen und den Müll aufheben.

"Vielleicht ist es in diesem Sommer etwas weniger geworden", überlegt Pfarrer Jelic und spricht von einer Verlagerung der jungen Gruppen auf den Grundschulhof. Die neuen Sitzmöglichkeiten dort seien offensichtlich attraktiver als die Treppenstufen an der Kirche. Wenn jedoch die Beleuchtung auf dem Schulhof angehe, dann ziehen die Jugendlichen wieder um.

Seit der Sanierung des Georg-Schreiber-Hauses und der notwendigen Umzäunung ist am Gemeinschaftshaus der Kirche Ruhe eingekehrt. "Der Zaun sieht vielleicht nicht sehr schön aus, aber wir haben jetzt Ruhe", erklärt Jelic. Mit den Schmierereien an der Kirche will sich der Geistliche nicht abfinden.

Immer wieder wird die Polizei verständigt, aber solange die Täter sich nicht auf frischer Tat ertappen ließen, sei dem Gelage nicht beizukommen. Umso mehr bittet Pfarrer Jelic um eine aufmerksame Bevölkerung, die hinschauen, wenn sie vielleicht abends im Dorfgraben oder um die Schule herum spazieren gehe.

Kein Verständnis

Verständnis habe der Geistliche gegenüber der Jugend und ihrem Wunsch und Bedürfnis sich zu treffen. Kein Verständnis habe er aber gegenüber Sachbeschädigung, Vermüllung oder rechtsradikalen Parolen, die mit Lack und Eddingstiften auf die Kirche besprüht oder gemalt werden. Dass der Lichtmast vor der Kirche zerschlagen wurde, sei ebenfalls nicht hinnehmbar. Der Schaden wurde der Gemeindeverwaltung gemeldet, weil diese die Beleuchtung auf öffentlichem Gelände verantwortet.

Die Kirchengemeinde lässt noch in diesem Jahr die Schmierereien an der Pfarrkirche überstreichen. "So können wir wenigstens noch die 16 Prozent Mehrwertsteuer nutzen", sagt Jelic. Aktuell liege der Kirchengemeinde ein Kostenvoranschlag in Höhe von 1100 Euro vor.

Rechtsradikale Symbole sollen an der Kirche umgehend verschwinden. Einige Schmierereien seien schon älteren Datums, aber das Hakenkreuz sei neu. Eine Anzeige bei der Polizei wurde gemacht. Wenn die Wand wieder weiß ist, hofft Pfarrer Jelic auf eine Form von Hemmschwelle, künftig die Spraydosen oder Marker zuhause zu lassen.

Die Pfarrkirche wurde in der Vergangenheit immer wieder Opfer von Zerstörung oder Verschmutzung. An der Westseite ist mittlerweile eine Kupferverkleidung angebracht, weil an der Tür Brandspuren waren.Die Schmierereien und auch Hinweise auf rechtsnationale Symbolik lassen in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Fred Kletzin (SPD) die Frage aufwerfen: "Gibt es eine Möglichkeit der Überwachung mit Kamera? Diese Frage kommt von mir so regelmäßig wie Weihnachten."

Mit einem "Geht-Nicht" wolle sich Kletzin nicht abfinden. "Es muss Wege geben", sagt Kletzin gegenüber der LZ. Das Aufstellen von Kameras sei schwierig. "Aber irgendwann müssen wir vorbeugen", so Kletzin. Thematisiert wurde die Videoüberwachung schon einmal in einer Sitzung des Gemeinderats.

Vor drei Jahren war Polizeirat Felix Neulinger im Gemeinderat. Dabei betonte er: "Video-Überwachung gilt nur um Gefahr abzuwenden und nicht als Ermittlungsbeweis." Besser als jede Videoüberwachung sei ein wachsames Auge der Bevölkerung, die Ungereimtheiten oder Auffälligkeiten sofort an die Polizei melden solle.

Kletzin weiß um die hohen Bedenken und rechtlichen Hürden, aber letztlich gehe es ihm auch um ein erhöhtes Sicherheitsgefühl. Wo auf Video-Überwachung hingewiesen wird, sei etwas Ruhe eingekehrt. Viele Unternehmen weisen vor den Toren dezent auf eine Video-Überwachung hin.

Bei Hinweisen

Hinweise für Straftaten nimmt das Polizeirevier in Lahr unter Telefon 07821/ 27 70 entgegen. In Friesenheim ist das Ordnungsamt der Gemeinde unter Telefon 07821/6 33 72 55 für Ordnungswidrigkeiten zuständig.