Rainer Graupe stellt sich nach zehn Jahren nicht mehr zur Wahl des Kommandanten Foto: cbs Foto: Lahrer Zeitung

Abschied: Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr gibt seinen Vorsitz ab / Transparenz ist ihm wichtig

Friesenheim. Seit zehn Jahren ist Reiner Graupe Feuerwehrkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Friesenheim. Am 15. März wählen die Mitglieder der Feuerwehr ihren neuen Kommandanten und seinen Stellvertreter. Reiner Graupe stellt sich nicht mehr zur Wahl. Wir haben mit ihm über die vergangenen zehn Jahre als Kommandanten gesprochen.

Herr Graupe, wie sind Sie eigentlich selbst zur Feuerwehr gekommen?

Auf dem Nachbargrundstück haben Hecken gebrannt. Ein Maschinist der Feuerwehr hat mir einen Schlauch in die Hand gedrückt und ich war infiziert. Da war ich 10 Jahre alt. Sofort habe ich mich bei der Jugendfeuerwehr angemeldet. Mein erster Jugendfeuerwehrdienst war eine Waldsäuberungsaktion.

Warum hören Sie auf?

Ich stelle mich nicht mehr zur Wahl, weil mich die Tätigkeit als Kommandant zeitlich zu sehr in Anspruch nimmt. Nur weil ich selbstständig bin, konnte ich mir diese Zeit nehmen. Zwei Stunden täglich für ein Ehrenamt, sieben Tage die Woche, sind doch schon sehr viel.

Warum haben Sie sich vor zehn Jahren zur Wahl gestellt?

Im Grunde war es die logische Konsequenz aus zehn Jahren Stellvertreter von Gerold Kadenbach. Es war einfach der nächste Schritt, um mehr zu bewegen.

Was haben Sie bewegt?

Ein großes Anliegen war mir immer, die Feuerwehr auf den modernsten Stand in Teamarbeit zu bringen. Das Erreichte dürfte sich sehen lassen. Die Friesenheimer Feuerwehr ist auf einem technischen sehr guten Niveau. Fortbildung der Einsatzkräfte ist ein selbstverständlicher Prozess. Ganz wichtig – mir ist gelungen, die Ortsteile gleich zu behandeln. Auch die Transparenz in der Entscheidungsfindung war mir immer wichtig.

Ihr Blick richtet sich auf das große Ganze?

Genau. Vieles ist mir gelungen, was es in anderen Feuerwehren nicht gibt. Wir arbeiten nach Standardeinsatzregeln, verfügen über eine autarke Türöffnungsgruppe, die Entschädigungssatzung wurde angepasst, zwei Feuerwehrbedarfspläne auf den Weg gebracht, die Einsatzkleidung ist auf dem neuesten Stand, alle Löschfahrzeuge sind mit Defibrillatoren ausgestattet und die Gesundheit der Einsatzkräfte steht bei uns im Vordergrund. Einmalig sind auch Ehrungen im Kreis der Jugendfeuerwehr.

Wie steht es mit den Löschfahrzeugen?

Wir sind bestens aufgestellt. Mit dem Mittleren Löschfahrzeug haben wir einen Prototyp geschaffen, der zwischenzeitlich der Verkaufshit beim Aufbauhersteller ist.

Gibt es einen Spagat zwischen den Interessen der Feuerwehr und der Gemeinde?

Überhaupt nicht. Im Gegenteil – ich fühle mich vom Gemeinderat voll unterstützt.

Bleiben Sie eigentlich der Feuerwehr erhalten?

Ja, klar. Einmal Feuerwehrmann immer Feuerwehrmann. Die Position des Kommandanten ist nur eine Funktion. Ich kehre als Zugführer in die Friesenheimer Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr zurück. Durch meine Firma in Friesenheim bin ich auch zur Tageszeit einsatzbereit. Außerdem werde ich mich stärker im Ausschuss des Feuerwehrverbandes Ortenaukreis einbringen, der die Interessen aller Feuerwehrangehörigen im gesamten Ortenaukreis vertritt.

Wurde schon über die Position eines hauptamtlichen Kommandanten nachgedacht?

Nachgedacht schon, ich halte das auch für irgendwann erforderlich. Ettenheim und Gengenbach, die von der Größe vergleichbar mit Friesenheim sind, haben bereits hauptamtliche Mitarbeiter.

Ist eigentlich der Dienst bei der Feuerwehr als Kommandant noch im Ehrenamt zu leisten?

In der Größe von der Gemeinde Friesenheim, meiner Ansicht nach, nicht mehr. Ich kann das machen, weil ich selbstständig bin.

Wie stark ist der Rückhalt aus der Gemeinde?

Die finanziellen Aufwendungen für die Feuerwehr sind im Gemeinderat kein Thema, wenn die Sinnhaftigkeit erklärt wird. Noch nie habe ich ein Nein gehört, wenn ich die notwendigen Erfordernisse für Friesenheim dargelegt habe.

Wie sieht es mit der Zukunft aus – Stichwort personeller Nachwuchs?

Unsere Hauptquelle ist die Jugendfeuerwehr. Im Vergleich zu anderen Feuerwehren ist diese sehr gut strukturiert. Das Verbindende über die Ortsteile hinaus wird hier gelebt. Außerdem verfügt sie über ein eigenes Löschfahrzeug. Kaum eine andere Jugendfeuerwehr kann das von sich behaupten.  Fragen von Christine Bohnert-Seidel

Am 15. März wählt die Freiwillige Feuerwehr Friesenheim ihr neues Kommando. Zur Versammlung eingeladen sind alle 154 Einsatzkräfte und 70 Alterskameraden.