Neben Hunderten von Christbäumen brannte auch ein riesengroßes Strohkreuz in Heiligenzell lichterloh. Foto: Bohnert-Seidel

Feuerwehr organisiert erfolgreiches Scheibenschlagen auf dem Kapellberg in Heiligenzell.

Heiligenzell - Zum Scheibenschlagen auf dem Kapellberg in Heiligenzell sind trotz schlechten Wetters viele Menschen geströmt. Die Feuerwehr hatte am Samstag eingeladen.

Funken sprühen, Flammen züngeln gen Himmel, üppige Rauchschaden färben sich in gleißendem Lichterglanz – ganz klar, es war wieder Scheibenschlagen auf dem Kapellberg mit der Feuerwehr-Abteilung Heiligenzell. Zahlreich sind die Menschen auf den Berg geströmt. Sie alle wurden Zeugen davon, wie Hunderte Christbäume in Flammen aufgingen und ein riesiges Strohkreuz lichterloh brannte.

Menschen standen dicht in Trauben entlang des Weges und bewunderten all jene, die die glühenden Holzscheiben zum Wohle von Kirche, Politik, Gesellschaft und Menschen hinab ins Tal beförderten. Bevor die Scheiben ins Tal stoben, begrüßte Abteilungskommandant Thomas Manach die Gästeschar und gab einen kurzen Einblick in den geschichtlichen Ursprung des Scheibenschlagens. Seit vielen Jahren begleitet Diakon Werner Kohler mit einem geistlichen Impuls diese beliebte Tradition. "Es ist gut, dass dieser schöne und alte Brauch in Heiligenzell gepflegt wird", so Kohler.

Auf dem Berg hätte sich eine Schar Gleichgesinnter getroffen, deren gemeinsamer Sinn die guten Wünsche sind, die die glühenden Scheiben begleiten. Folglich werde jeder einzelne zum Segenszeichen. Segen bedeute die Fülle des Lebens, so der Diakon.

Paul Manach feiert Premiere als Moderator

In diesem Jahr flogen 19 Scheiben in offizieller Mission, geschlagen von Vertretern aus Politik, Kirche und Vereinen ins Tal. Mit einem herzlichen Applaus und großem Dankeschön bedachten die Gäste Hans Gißler, der in den vergangenen 40 Jahren das Scheibenschlagen moderierte.

Würdiger Nachfolger in diesem Amt ist seit Samstagabend Paul Manach, dessen Premiere sehr gut gelungen ist. Bekanntlich bleibt dem Diakon in Heiligenzell der Vortritt für die erste Scheibe geschlagen auf die Dreifaltigkeit. Damit diese schütze das Dorf für alle Zeit. Ortsvorsteher Gerold Eichhorn kam gleich zwei Mal zum Zuge. Seine erste Scheibe schlug er auf die Ortsgeistlichen und seine zweite auf die ortsansässigen Bürger.

Stellvertretend für den Ortschaftsrat Heiligenzell schlug Eike Bergner eine Scheibe. "Flüchtlinge kamen aus aller Welt, die Gemeinde war gut aufgestellt. Heiligenzell bot Willkommenskultur, Blümchen pflanzen war eine Aktion nur. Der Norma und zwei Heitzmann-Bäcker, versorgen jetzt alle, das finden wir lecker." Groß ist der Wunsch des Kirchenchors nach viel Verstärkung für den Heiligenzeller Musikverein. Aufgegriffen wird der Wunsch nach mehr Jungmusikern und aktiven Mitgliedern. Der Musikverein verzichtete in diesem Jahr aus Rücksicht auf die Instrumente auf die musikalischen Begleitung beim langen Marsch vom Rathausplatz über die Waldstraße hinauf zum Kapellberg.

Im Anschluss an den offiziellen Teil waren die Gäste eingeladen, selbst Scheiben ins Tal zu schlagen. Nach dem Fußmarsch wieder zurück in den Ort zog es einige Gäste noch zum Aufwärmen ins Feuerwehrhaus.

Die Tradition des Scheibenschlagens geht bis ins Mittelalter zurück. Dabei werden glühend gemachte kreisrunde oder quadratische "Scheiben", in der Regel aus Buchenholz, von Anhöhen oder Berghängen talabwärts katapultiert. Jede Scheibe wird entweder mit einem Gruß des Schlägers an eine andere Person oder mit einem kleinen Vers in die Dunkelheit geschleudert. Das Scheibenschlagen findet meist zu Beginn der Fastenzeit statt.