Lothar Füner ist einer von vielen, der seine Apfelernte zur Kelterei nach Ottenheim bringt. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Ernährung: Friesenheimer bringen Obst zur Kelterei Fürle nach Ottenheim

Friesenheim/Ottenheim (cbs). Die Besitzer von Streuobstwiesen schätzen sich in diesem Jahr sehr glücklich, in der Fruchtsaftkelterei Fürle in Ottenheim einen Abnehmer für ihre Früchte zu haben. "Ohne diese Kelterei sähe es für uns Streuobwiesenbesitzer schlecht aus", sagt Lothar Füner, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Friesenheim. Die Abhängigkeit von Annahmestellen war in der Frühjahrssitzung der Obst- und Gartenbauvereine im Bezirk deutlich zur Sprache gekommen. Eine Saftkelterei in Sulz hatte dicht gemacht. "Das merken wir natürlich auch", sagt Josua Fürle aus Ottenheim. Bis Ende Oktober haben Obstbaumbesitzer ihre Früchte nach Ottenheim gebracht.

95 Prozent der Äpfel kommen von regionalen Streuobstwiesen

Von September bis Oktober waren es insgesamt 1,4 Millionen Kilo. Das will gehandelt sein und hat im Betrieb so manche Nacht zum Tag gemacht. In zwei Jahren hat Fürle allein 600 Neukunden dazugewonnen. Vom kleinen Sack gefüllt mit Äpfeln bis hin zur kompletten Anhängerladung mit Früchten von der Streuobstwiese. In Ottenheim wird aus den Früchten Saft gemacht. Mittlerweile in dritter Generation.

"Zu 95 Prozent kommen die Äpfel von Streuobstwiesen aus der Region", bestätigt Fürle. Nur fünf Prozent dürfte der Anteil von Obst aus herkömmlichen Erwerbsobstplantagen sein. Äpfel in den Flaschen von Fürle kommen auch von Streuobstwiesen aus dem Ried und Friesenheim.

An einem letzten sonnigen Tag hob Füner gemeinsam mit seinen Geschwistern Gudrun und Manfred die gesunden Äpfel auf. Die Früchte kamen in die Holzkisten und noch am selben Tag nach Ottenheim. "Wenn es keine Keltereien mehr gäbe, wäre es um die Streuobstwiesen schlecht bestellt", weiß Füner und stellt die Zukunft von Streuobstwiesen in einen Zusammenhang mit dem Betrieb einer Saftkelterei. "So viele Apfelkuchen ließen sich wirklich nicht backen", meinte Füner und zeigte auf die mehr als 100 Bäume. Die Baumpaten waren in diesem Jahr fleißig bei der Ernte. Nur noch vereinzelt lagen Äpfel im Gras. "Die holen sich die Nutrias", weiß Füner. Am angrenzenden Bachlauf sind die Nagetiere, zu deren Leib- und Königsspeise die Äpfel zählen, seit Jahren heimisch.

Mitarbeiter in der Fruchtsaftkelterei kommen an ihre Grenzen

Viele Äpfel hängen in diesem Jahr an den Bäumen. "Eigentlich könnten wir in diesem Jahr noch eine Woche länger annehmen", erklärt Fürle. Aber auch die Mitarbeiter kämen an ihre Grenzen. Die Äpfel wollen verarbeitet werden. Mit 1,4 Millionen Kilo reiche das Jahr 2020 zwar nicht an das Jahr 2018 heran. Vor zwei Jahren wurden die Tanks aus dem Saft von 1,8 Millionen Äpfeln gefüllt. Dafür war das Jahr 2019 so gut wie gänzlich ohne Apfelausbeute.

In der Region erfahren die Streuobstwiesen in den Obst- und Gartenbauvereinen nicht nur Befürworter, sondern auch Menschen, die die Wiesen mit ihren Mitgliedern in Eigenverantwortung hegen und pflegen.