Für die Wiedereröffnung nach dem Lockdown hatte das Rockcafé Altdorf Umbauten vorgenommen und ein Hygienekonzept erarbeitet. Aufgrund der Sperrstunde musste es jedoch wieder schließen. Auf dem Foto zu sehen: Lars Hummel. Archivfoto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Pandemie: Corona setzt auch der Ettenheimer Kulturbranche zu / Einrichtungen zeigen sich aber kämpferisch

Strengere Hygieneauflagen, weniger Gäste, Sperrstunde und nun wohl Lockdown im November – die Corona-Krise trifft die Kultur auch in Ettenheim hart. Das Rockcafé Altdorf hat vorläufig geschlossen und auch andere Betriebe kämpfen um die Existenz.

Ettenheim. Die Einführung der Sperrstunde hat die vorläufige Schließung des Rockcafés Altdorf bedeutet. "Da ging die Kosten-Nutzen-Risiko-Rechnung ging einfach nicht mehr auf", erklärt Lars Hummel vom Vorstand des Vereins Kulturschmiede Südbaden, der das Rockcafé derzeit betreibt. Auch andere kulturelle Einrichtungen machen die aktuellen Regeln und ein neuer Lockdown zu schaffen. So war die Zeit nach dem ersten Lockdown: Vor allem der erste Abend, an dem das Rockcafé Altdorf im August wieder geöffnet hatte, habe Hummel "vom Hocker gehauen": "Wir waren vorab komplett ausgebucht gewesen. Trotzdem kamen noch gut 40 weitere Gäste vorbei, die hofften, dass spontan jemand abgesagt hätte." Auch andere Abende seien gut gelaufen.

Der Kulturkeller Ettenheim hat keine coronagerechten Räumlichkeiten. Bereits im März habe man bei den Veranstaltungen Bauchweh gehabt, danach alles erstmal absagen müssen, so KKW-Vorsitzender Achim Schwab. Die Open-Air-Veranstaltungen im Prinzengarten im Juli und September waren jedoch ein voller Erfolg gewesen.

Finanziell habe man sich nach dem ersten Lockdown nicht erholen können, "psychisch aber schon", erklärt Lisa Woosey, die zusammen mit ihrem Mann Matt Woosey den Kulturraum "Gallaghers Nest" in Münchweier betreibt. "Als es wieder erlaubt war, war für uns ganz klar, dass wir wieder aufmachen werden", erklärte sie.

Für Claudio Isele, der zusammen mit Pieter Pieruch die "Amici-Bar" betreibt, war der Lockdown "eine Katastrophe gewesen", erklärt er. "Davor lief dieses Jahr alles perfekt, aber mit dem Lockdown war das schlagartig vorbei gewesen." Die Zeit im Lockdown habe man dann für Umbauten genutzt. Als man wieder öffnen durfte, seien die Gäste zunächst "sehr vorsichtig gewesen, aber dank unserer Stammgäste sind wir über die Runden gekommen."  So traf die Sperrstunde ab 23 Uhr die Einrichtungen: Mit der Sperrstunde habe sich der Betrieb des Rockcafés nicht mehr rentiert. "Vor einem Auftritt starten wir bereits um 18 Uhr, viele kommen dann direkt von der Arbeit hierher", so Hummel. Um 20 Uhr öffne man, von 20 bis 21 Uhr brachte man die Gäste zu ihrem Platz, erst ab 21 Uhr legte man erst richtig los..

Auch für Isele war die Sperrstunde "katastrophal" gewesen, erklärte er: "Normalerweise geht es bei uns ab 22 Uhr erst so richtig los."

Besser mit der Sperrstunde klar, kam man hingegen in Gallaghers Nest. "Unsere Konzerte enden meist um 22 Uhr und seit Corona gehen die Leute sofort nach Hause, von daher merken wir die Sperrstunde kaum." Allerdings würden die Einnahmen von der Bar, an der die Gäste früher noch etwas getrunken haben, fehlen.   So groß ist das Verständnis für die neuen Maßnahmen: Lisa Woosey und ihren Mann hatte die Krise voll erwischt. Zwar ist "Gallaghers Nest" nicht ihre Haupteinnahmequelle, aber auch in ihren Berufen – Reisebranche und Musik – sind die Einnahmen weggebrochen. Trotzdem ist das Verständnis groß, auch für einen möglichen neuen Lockdown. "Wir sind natürlich die Branche, die es am meisten trifft. Das ist schrecklich, aber verständlich. Wenn die Leute zusammen kommen und Alkohol trinken, geraten der Abstand und die Einhaltung der Regeln leicht in Vergessenheit."

"Vollstes Verständnis" habe man auch beim Kulturkeller, so Schwab. man befürworte alle getroffenen Maßnahmen. Es gelte jetzt sich zurückzuhalten, damit die Lage sich wieder bessern könnte.

"Es ist hart, aber wir werden das Beste daraus machen", erklärte Isele und gibt sich optimistisch. Er hoffe, dass ein Impfstoff langfristig Besserung bringen werde.

Prinzipielles Verständnis für die Maßnahmen ist auch bei Hummel da, allerdings gibt er zu bedenken: "Es besteht halt die Gefahr, dass Leute nun privat weiterfeiern. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie in der Gastro feiern zu lassen, wo man auf die Einrichtung der Regeln stärker achtet." Wichtig sei es nun, die Kulturbranche am Leben zu erhalten, diese mit staatlichen Hilfen zu unterstützen und "Möglichkeiten zu finden, dass die Leute dort ihren Beruf ausüben können".

Das Corona-Jahr 2020 hat den KKW arg gebeutelt. " Für jede Veranstaltung, die außerhalb des Lockdowns nicht stattfinden konnte, mussten wir dem Künstler 200 bis 300 Euro Ausfallhonorar zahlen", berichtet Vorsitzender Schwab. Viele Besucher hätten sich jedoch solidarisch gezeigt, sich das Geld für Eintrittskarten nicht erstatten lassen und dieses lieber dem Verein gespendet. Dafür sei er sehr dankbar, so Schwab.

"Dadurch, dass wir unsere 100 Plätze auf 30 reduzieren mussten, lohnen sich die Veranstaltungen finanziell kaum noch. Aber es ist schön zu sehen, dass die Leute trotzdem kommen – wir sind immer ausgebucht", so Woosey. "Es ist unser gutes Glück, dass wir die "Amici-Bar" nur nebenbei betreiben", erklärt Isele. Man habe drauflegen müssen, aber anderen, die von der Gastro leben müssten, gehe es noch schlechter.

Dem Rockcafé hat eine kreative Spendenaktion geholfen, finanziell über Wasser zu bleiben. "Die Situation ist nicht wahnsinnig gut, aber wir werden uns durchboxen und sobald es geht wieder öffnen", so Hummel.