Das Podium am Montagabend in der Stadthalle: Die drei Bewerber für den Bürgermeisterposten sitzen an eigenen Tischen, während Moderatorin Ulrike Schmidt (stehend) die Regeln für die offizielle Kandidatenvorstellung erklärt. Der Besucher, der später mit seinem Auftreten für Irritationen sorgen sollte, sitzt gegenüber des Rednerpultes hinter seinem Kamerastativ. Fotos: Göpfert, Schabel Foto: Lahrer Zeitung

Wahl: Ein Besucher sorgt bei der Kandidatenvorstellung für Ärger / Michael Butt, Bruno Metz und Günter Krieg stellen sich vor

Im einzigen direkten Aufeinandertreffen der Ettenheimer Bürgermeister-Kandidaten ist ordentlich Pfeffer drin gewesen. Ärger gab’s wegen eines Besuchers, von dem sich Amtsinhaber Bruno Metz während seiner Rede gestört fühlte.

Ettenheim. Den rund 500 Besuchern in der proppenvollen Stadthalle teilte Moderatorin Ulrike Schmidt zunächst die Spielregeln des Abends mit. Eine lautete, dass Videoaufnahmen untersagt sind, woraufhin ein Zuhörer lautstark protestierte.

  Der Eklat: Der Mann hatte sich zwei Plätze in der ersten Reihe gesichert – einen für sich und einen für seine Fotoausrüstung –, direkt vor dem Rednerpult. Als Metz seine 20-minütige Rede hielt, fotografierte ihn der Besucher ohne Unterbrechung, von rechts, von links, von vorn. Zwischendurch hantierte er mit einem Handy, womit er sich eine Ermahnung von Schmidt einhandelte, dass Mitschnitte nicht erlaubt sind. Als der Mann danach Metz länger ins Visier seiner Kamera nahm (mit der sich auch Videos aufnehmen lassen), war die Geduld der Moderatorin am Ende, sie forderte ihn auf, damit aufzuhören.

Es handelt sich um einen Ettenheimer, Jahrgang 1977, der sich auf seiner Homepage als freier Fotojournalist vorstellt. Der Fotograf ist den Metz-Gegnern zuzurechnen und hat im Internet in der Vergangenheit teils heftig gegen den Bürgermeister ausgeteilt.

Nachdem Schmidt dem Mann weitere Aufnahmen untersagt hatte, wurde er von Michael Unmüßig aus dem Saal geführt. Der Ettenheimer Unternehmer hatte zufällig neben ihm gesessen. Im Flur gab’s ein Gerangel, der Fotograf wollte zurück in den Saal, bekam die Tür auch halb auf, wurde von Unmüßig und dem Hausmeister festgehalten – all das während der Rede von Metz. Sogar die Polizei wurde gerufen, dann aber nicht gebraucht, da der Fotograf – laut protestierend – die Halle von sich aus verlassen hatte.

Fotograf oder Provokateur?

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte der Ettenheimer, dass er vorhatte, die Kandidatenvorstellung zu filmen und auf Youtube hochzuladen. Deshalb habe er vor Beginn ein Stativ für sein iPhone aufgebaut. Das Verbot habe er aber respektiert und im Verlauf des Abends mit seiner Kamera nur Fotos, aber kein Video aufgenommen.

  Die Kandidaten: Von Bruno Metz hat man schon bessere Reden gehört. Der Bürgermeister, der gegen Herausforderer Günter Krieg vor einem Jahr eine Anzeige wegen Beleidigung gestellt hatte, die später von der Staatsanwaltschaft eingestellt wurde, wirkte angespannt. Metz schaffte es auch nicht, seine Ansprache punktgenau zu beenden, nach Erreichen des Zeitlimits machte Moderatorin Schmidt seiner Rede mitten im Satz ein Ende. Allerdings hatte Metz h die ganze Zeit den Fotografen, seinen Kritiker, vor der Nase, wurde wegen des Tohuwabohus um den Mann auch mehrfach unterbrochen. Bereits während seiner Rede sagte Metz, dass er sich deshalb "nicht frei" fühle.

Krieg betonte zu Beginn seiner Ansprache, dass er Ettenheimer von Geburt ist, um so eine emotionale Verbindung zum Publikum herzustellen. Während Metz viele Details in seine Rede gepackt hatte, fasste Krieg sich kürzer, kam bereits nach 14 Minuten zum Schluss, brachte seine Argumente aber auf den Punkt. Der Herausforderer sah sich in der Fragerunde teils heftigem Gegenwind aus dem Publikum ausgesetzt und hatte zu vielen kritischen Fragen Stellung zu nehmen. Dabei behielt er die Ruhe und gab höfliche Antworten.

Am lautesten war der Beifall, als ein Besucher von Krieg wissen wollte, wie er dem von der BI Altstadt angezeigten Verwaltungsmitarbeiter "die Angst nehmen" wolle vor einem Bürgermeister Günter Krieg. Die von Krieg geleitete BI hatte den Mitarbeiter wegen falscher eidesstattlicher Versicherung angezeigt; dabei war es um die Zahl der Veranstaltungen im Rohanhof 2014 gegangen. Krieg rekapitulierte, wie es dazu gekommen war, ohne die Frage zu beantworten, wie die Zusammenarbeit mit dem Mann funktionieren könnte, sollte er Rathauschef werden.

Heftiger Gegenwind für den Herausforderer

Metz hatte es in der Fragerunde viel leichter, es gab nur zwei kritische Fragen zur Altstadtsatzung sowie unterschiedlichen Lärmmessungen der BI Altstadt und der Stadtverwaltung, die der Bürgermeister routiniert beantwortete. Metz verwies darauf, dass die BI Altstadt das Angebot von Stadt und Gemeinderat ausgeschlagen hatte, einen gemeinsamen Sachverständigen für ein Gutachten zur Lärmbelastung zu bestellen.

  Die Wahlseite der Lahrer Zeitung: Krieg zitierte in seiner Rede aus der Samstagsausgabe der Lahrer Zeitung. Dort hatte Metz auf die Frage, welches Projekt er mit einem Geschenk von einer Million Euro anpacken würde, geantwortet, er würde das Geld als erste Rate für eine neue Bibliothek verwenden. Krieg, Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, Fachrichtung Nachrichtentechnik, hielt am Montag dagegen, sagte, es sei viel wichtiger für Ettenheim, den Ausbau der Internetanbindung und des Mobilfunknetzes auf den Weg zu bringen.

Damit hatte der Herausforderer ein Fass aufgemacht, zu keiner anderen Aussage gab’s hinterher so viele Fragen des Publikums wie zu Kriegs Bibliotheks-Kritik an Metz. Unter anderem mussten beide Kandidaten die Frage beantworten, wie sie es mit Büchern halten. Krieg sagte, er besitze einen Leih-Ausweis für die Uni-Bibliothek Freiburg, Metz gab, an, mindestens 20 Bücher im Jahr zu lesen.   Fragen der Besucher: Markante Unterschiede zwischen den Kandidaten offenbarte die Fragerunde beim Thema Flächenverbrauch. Krieg sagte, dass ihm das Tempo der Stadtentwicklung zu hoch sei, Metz verteidigte die Schaffung von Neubaugebieten mit dem Hinweis, dass es darum gehe, bauwilligen Ettenheimern die Möglichkeit zu geben, in der Stadt zu bleiben.

  Die Reaktionen: Die große Mehrheit der Besucher war auf der Seite von Metz. Der Bürgermeister erhielt für seine Rede kräftigen Applaus, der 35 Sekunden anhielt, während der Beifall für Krieg eher dünn ausfiel und nach neun Sekunden verebbte.

Beide Kandidaten sind noch zu Bürgergesprächen unterwegs. Krieg ist etwa heute Abend, Mittwoch, ab 20 Uhr in der "Linde" in Wallburg anzutreffen. Bruno Metz lädt zum nächsten Bürgergespräch am morgigen Donnerstag ab 19 Uhr in den Kleinen Meierhof in Ettenheimweiler ein.