Verena Beck ist gerne auf ihrem Pferd Poco unterwegs. Doch nicht immer können die beiden den gemeinsamen Ausritt so genießen wir hier. Foto: privat Foto: Lahrer Zeitung

Verkehr: Altdorferin fordert nach Beinahe-Unfall mit ihrem Pferd mehr Rücksichtnahme – viele stimmen ihr zu

Verena Beck hat für einen Beitrag im Internet viel Zustimmung erhalten. Offensichtlich geht es nicht wenigen so wie der Altdorferin: Reiter fühlen sich mit ihrem Pferd auf den Straße der Region immer öfter nicht sicher. Dabei wäre Abhilfe ganz einfach.

Altdorf. Ein Autofahrer nähert sich von hinten, doch statt abzubremsen brettert er an Pferd und Reiterin vorbei. So knapp, dass der Steigbügel der Reiterin seinen Außenspiegel berührt. "Vor meinem inneren Auge hab’ ich mich im Krankenhaus aufwachen sehen", schildert Verena Beck die für sie und ihr Pferd Poco brenzlige Situation in einem Facebook-Post. Mit dem Beitrag löste sie eine wahre Flut von Kommentaren aus – von Reitern, denen Ähnliches widerfahren ist und die über rücksichtlose Autofahrer schimpfen (siehe Reaktionen aus dem Internet).

Klagen, die Beck nicht neu sind. Sie war viele Jahre im Altdorfer Reitverein aktiv und kennt den Tenor, der ihrem Empfinden nach immer stärker wird: Der motorisierte Verkehr ist zu schnell und zu nah dran an Ross und Reiter. Beck will die Autofahrer aber nicht als Prügelknaben hinstellen: "Es geht mir nicht darum draufzuhauen. Ich will einfach auf unsere Situation aufmerksam machen", sagt die 31-Jährige. "Das Gebiet hier ist schön und rund um Ettenheim gibt es verhältnismäßig viele Reiter. Umso wichtiger ist es, aufeinander Rücksicht zu nehmen."

650 Kilo durch die Scheibe? "Will keiner"

Sie selbst, sagt Beck, versuche, wann immer es geht, den Asphalt zu meiden. "Das Problem sind aber meistens gar nicht die normalen Straßen, sondern die Schleichwege wie der zwischen Altdorf und Wallburg." Dort werde gerast – und dort gehe es vor allem besonders eng zu. "Wenn möglich, weiche ich mit meinem Pferd aus, in einer Hohlgasse ist das aber schwierig." Was sie in solchen Situationen von Autofahrern erwartet? "Keine Wunderdinge", sagt Beck, "nur, dass sie langsam machen und den nötigen Sicherheitsabstand einhalten."

Der beträgt laut Straßenverkehrsordnung 1,50 Meter, so wie bei Radfahrern. Nicht immer ist er auf engen Sträßchen einzuhalten, das weiß auch Beck. "Aber fünf Zentimeter sind halt zu wenig." Dass im oben beschriebenen Fall nicht mehr passiert ist, sei nur ihrer langjährigen Erfahrung als Reiterin und vor allem ihrem sicheren Pferd zu verdanken, sagt die 31-Jährige. "Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn das Pferd gescheut hätte."

Beck appelliert an die Vernunft der Menschen im Auto – wenn nicht zugunsten von anderen, dann wenigstens für sich selbst: "Sie setzen nicht nur das Leben von Reiter und Pferd aufs Spiel, sondern auch ihr eigenes. 650 Kilo durch die Windschutzscheibe sind sicher das Mittel der Wahl, wenn man die nächsten Jahre nicht mehr arbeiten möchte."

Harte wie klare Worte, die die junge Frau wählt. "Aber etwas anderes kommt bei vielen leider nicht an." Dabei gehe es nur um eins: "Reiter, Autofahrer und Pferde – wir alle möchten doch die Schönheit Ettenheims und der umliegenden Gemeinden erkunden", sagt Beck.

Ist das Problem von an Pferden vorbeirasenden Autos auch im Rathaus ein Thema? Nein, sagt Beatrice Bürkle auf LZ-Nachfrage. Die Stadt sei nicht für den fließenden Verkehr zuständig. Wenn Klagen kämen, dann andersherum, berichtet die Leiterin des Ordnungsamts: "Wenn Reiter die Hinterlassenschaften ihrer Tiere auf der Straße liegen lassen."

 " Leider haben wir alle immer wieder solche Autofahrer."

 "Fazit: Nächstes Mal laufe ich mitten auf der Straße und geh’ erst weg, wenn das Tempo stimmt."

 " Ist es nicht schlimm, dass gegenseitige Rücksichtnahme scheinbar überhaupt keine Rolle in unserem Zusammenleben mehr spielt?"

  "Wir Reiter nehmen am Straßenverkehr teil und dürfen nicht auf Radwegen reiten. Alleine deshalb sollen sich Autofahrer auch an die Regeln halten."

" Als Reiter mit Hund hatte ich auch schon schreckliche Situationen, auch schon vor 30 Jahren."

"Wenn ich Reiter, einen Hundeführer oder eine Mutter mit Kindern sehe, halte ich Abstand. Das kostet mich sieben Sekunden, dafür jemand anderen nicht das Leben."

 "Reiter sind eigentlich ganz normale Verkehrsteilnehmer. Das weiß nur fast niemand."

  "Viele machen das mit Absicht, leider."

 "Leider habe ich miterleben müssen, wie eine Freundin samt Pferd von einem Auto erfasst wurde. So etwas bleibt für immer im Gedächtnis."