Schneebedeckte Alpenpässe: Blick aus dem Segelflugzeug Fotos: Fliegergruppe Foto: Lahrer Zeitung

Gerhard Hiss und Wendelin Hug von der Fliegergruppe waren mit dem Segelflugzeug unterwegs

Ettenheim (red/msb). Gerhard Hiss und Wendelin Hug von der Fliegergruppe Lahr-Ettenheim haben sich auf Alpen-Streckenflug begeben. Mit ihrem doppelsitzigen Segelflugzeug "Arcus M" erzielten sie ein stattliches Ergebnis: 650 Flugkilometer zeigte der Tacho am Abend des 13. April an.

Das ist persönlicher Streckenrekord in der Alpen-Segelflugklasse und ein beeindruckendes Ergebnis im bundesweiten Vergleich. Mit dieser Leistung konnten die Ettenheimer Segelflieger ihre Klasse einmal mehr auf sprichwörtlich sportlich hohem Niveau unter Beweis stellen.

Gestartet wurde im lombardischen Veltlin, auf dem Flugplatz "Aviosuperficie Sondrio Caiolo", etwa zehn Flugminuten nordöstlich des Comer Sees im Adda-Tal, an der Südflanke des Bernina-Massivs. Nach diversen Erkundungs- und Übungsflügen in den vorangegangenen Tagen, sollte am Samstag alles perfekt laufen: Die Flugstrecke führte die beiden erfahrenen Segelflugkameraden zunächst Richtung Westen, vorbei am Comer See und Locarno bis zum Schweizer Gotthard-Pass.

Danach ging der Flug Richtung Nordost über St. Moritz im Ober-Engadin, über Bormeo und das "Stilfser Joch" bis nach Meran weiter. Schließlich, am Ende eines langen Tages, konnte nach Sondrio zurückgekehrt werden – erschöpft aber überglücklich.

"Und ein bisschen Glück gehört halt auch dazu", so Wendelin Hug, Hobby-Pilot und Vorsitzender der Fliegergruppe. Erfolgreicher Streckengewinn hänge entscheidend von der Erfahrung und den meteorologischen sowie thermischen Kenntnissen der Piloten ab. So gelte es an der sonnenbeschienenen Flanke eines Bergmassivs zunächst den Hangaufwind zu finden. Diese aufwärtsgerichtete kraftvolle Ausgleichsströmung bildet sich normalerweise durch die einsetzende Sonneneinstrahlung am Tag. In diesem sogenannten "Bart" versucht der Pilot, mit seinem Segelflieger durch Hin- und Herkurven, im Fliegerjargon "Achten" genannt (da es vom Boden aussieht, als würden Achten geflogen), an Höhe zu gewinnen.

Dies stellt sich an manchen Tagen jedoch als mühsames, manchmal auch vergebliches Unterfangen dar. Erst auf Höhe des Bergkamms zeigt sich, ob nach dem anstrengenden Anstieg auch der "Sprung" über den jeweiligen Gebirgszug gelingt und genügend Anschlussthermik zum Weiterflug vorhanden ist.

Dann wären da noch die vielerorts unvorhersehbaren Verwirbelungen in thermischen Mischzonen, vor allem in der Mitte von Tälern, wobei sogenannte "Rotoren" entstehen können, die je nach Intensität und Windgeschwindigkeit auch geübten Piloten einen wahrlich wilden Ritt bereiten können. Hinzukommt, dass beim Flug in und über den zerklüfteten Tälern und schroffen Felsgraten der Hochalpen – anders als beim Überfliegen von Flachland – kaum Ebenen erkennbar sind, auf denen notfalls sicher gelandet werden könnte.

Verständlich, dass das Alpen- und Gebirgssegelfliegen als Königsklasse des Segelflugsports bezeichnet wird. Und um diese Aussage vermeintlich zu unterstützen, gesellten sich prompt zwei im Alpengebiet noch heimische Steinadler zum "Arcus M" und zogen ihre majestätischen Bahnen.

"Der Rückweg", schwärmt Hiss indes, "war der Lohn für all’ die fliegerische Mühe: Unbeschreiblich – dieses Gefühl, auf Höhe der Viertausender entlang zu gleiten und das herrliche Alpenpanorama auf sich wirken zu lassen." Hug ergänzt: "Und all das allein durch die Kräfte der Natur – angewandte Physik eben." Segelfliegen sei das ursprünglichste und echteste Fliegen überhaupt. Die beiden Piloten sind seit langen Jahren als Segelflieger in der Fliegergruppe Lahr-Ettenheim aktiv und besitzen einen reichen Erfahrungsschatz sowie viel fliegerische Praxis.

Zur steten Weiterbildung ambitionierter Segelflieger veranstaltet die Gruppe jährlich mehrere Segelfluglager – je nach Ausbildungsstand kann in diesem Jahr zwischen Fluglagern am Flugplatz Altdorf-Wallburg, in Serres (Südfrankreich, Hoch-Provence) oder einem Fluglager im Oberen Rhone-Tal (Hochalpen) für Fortgeschrittene gewählt werden. Schüler ab 14 Jahren oder interessierte Erwachsene können im Verein jederzeit mit der Ausbildung zum Segelflugzeugführer beginnen. Seit Ostern treffen sich die Flieger auch in diesem Jahr wieder bei entsprechendem Wetter immer samstags ab 11Uhr und sonntags ab 10 Uhr auf dem Flugplatz.