Simone Schermann ist seit Mai 208 DIA-Vorsitzende. Foto: Lahrer Zeitung

Deutsch-Israelischer Arbeitskreis: Mahlberger will bei Wahl im September Simone Schermann herausfordern

Die umstrittene Vorsitzende des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises, Simone Schermann, erhält Gegenwind aus den eigenen Reihen: Ein Mitglied hat angekündigt, sich um den Chefposten zu bewerben. Die Erfolgsaussichten sind jedoch fraglich.

Ettenheim. Freitag vergangene Woche hatte der DIA Hauptversammlung im Gasthaus Sonne in Mahlberg. Ein durchaus interessanter Termin. Es wäre für die Öffentlichkeit interessant gewesen zu erfahren, wie die Mitglieder zu den Geschehnissen der vergangenen Monate um den Verein und speziell ihre Vorsitzende stehen.

Schon bei ihrer Wahl zur DIA-Chefin im Mai 2018 hatte Schermann mit ihrer stringenten Forderung nach uneingeschränkter Loyalität zum Staat Israel viele Mitglieder vor den Kopf gestoßen. Einige traten sofort aus, weitere, als bekannt wurde, dass die Freiburgerin im Oktober desselben Jahres mitgeholfen hatte, die JAfD aus der Taufe zu heben, die Jüdische Bundesvereinigung der AfD. Einige Monate später machte Schermann erneut von sich reden: Im Oktober 2019 trat sie in Lahr bei einer Anti-Islam-Kundgebung der Vereinigung Pax Europa auf – an der Seite von Michael Stürzenberger, der bereits wegen Volksverhetzung verurteilt wurde.

Indes, der Informationsdurst wurde nicht gestillt: Die Hauptversammlung hatte der DIA zwar über die Presse angekündigt, allerdings nur Mitglieder eingeladen. "Die Sitzung ist nicht öffentlich", teilte Schriftführer Markus Vögele auf Nachfrage der LZ im Vorfeld mit. Man blieb unter sich, was bei nicht wenigen wiederum für Kopfschütteln sorgte.

So bei Bernhard Pilz. Er ist nach eigenen Angaben seit Jahren im Verein aktiv und war bei der Hauptversammlung dabei. "Ich kann nicht verstehen, warum die Öffentlichkeit ausgesperrt wird. Gerade in solchen Zeiten sollte man nicht den Eindruck erwecken, dass man etwas zu verbergen hat."

Pilz berichtet im Gespräch mit der LZ von einer "ungewöhnlich großen Resonanz". 16 Mitglieder seien zur Versammlung gekommen, "so viele wie seit Jahren nicht". Allerdings habe er die wenigsten Gesichter gekannt. "Offensichtlich hat Frau Schermann Leute um sich geschart, die dieselbe Ideologie vertreten wie sie." Es habe ihn "zutiefst erschüttert", sagt Pilz, "dass die anwesenden Mitglieder entweder still da saßen oder sogar geklatscht haben, als Frau Schermann den jüngsten Besuch von Bundespräsident Steinmeier in Israel als ›scheinheilig‹ bezeichnete".

Pilz, 69 Jahre, pensionierter Postbeamter aus Mahlberg, macht keinen Hehl daraus, was er von Schermanns Haltung und speziell von ihrem Schulterschluss mit Pax Europa hält: "Es ist brandgefährlich, sich mit offensichtlichen Rechtspopulisten zu solidarisieren. Der Staat Israel hat unbestritten seine Daseinsberechtigung, man darf aber beim Umgang mit dem Islam nicht nach dem Motto verfahren: Der Feind meines Feindes ist mein Freund." Pilz sieht den DIA auf einem "fatalen Weg", weshalb er bei der Hauptversammlung angekündigt habe, bei der nächsten Sitzung gegen Schermann zu kandidieren. Für Mitte September sind Neuwahlen angekündigt.

Pilz war bereits im DIA-Vorstand aktiv, um ein erneutes Engagement reiße er sich nicht, "aber ich denke, es braucht eine Alternative. Die will ich bieten." Das Problem, das er dabei sieht: Die Zahl derer, die wie er Schermann kritisch gegenüber stünden, sei durch die zahlreichen Austritte deutlich gesunken. "Ich kann verstehen, dass viele dem DIA aus Protest den Rücken gekehrt haben, im Nachhinein stellt sich das nun aber als taktischer Fehler heraus." Pilz hofft, dass sich die "stille Masse" an Mitgliedern in den kommenden Monaten mobilisieren lässt und im September seine Kandidatur unterstützt. "Mein letzter Stand war, dass der DIA 60 bis 70 Mitglieder hat", sagt der 69-Jährige.

Vize Krais kommentiert Ankündigung nicht

Eine weitere Möglichkeit, Stimmen zu gewinnen, sieht Pilz über den Weidereintritt ehemaliger Mitglieder. Joachim Schwab, einst jahrelang im DIA-Vorstand aktiv, kann sich das für sich vorstellen, wie er gegenüber der LZ erklärt: "Ich denke, eine Abstimmung über zwei Kandidaten wäre richtig. Mit Frau Schermann an der Spitze ist der DIA auf dem falschen Weg." Auch mit Martin Groß, Schermanns Vorgänger als DIA-Vorsitzender, befinde er sich in gutem Austausch, so Pilz.

Robert Krais, Mitgründer und Vize-Vorsitzender des DIA, wollte sich am Freitag auf LZ-Nachfrage nicht zu einer möglichen Kandidatur Pilz’ äußern. Er machte aber wiederholt deutlich, "dass ich die derzeitige Linie des Vorstands voll mittrage".

Die DIA-Vorsitzende Simone Schermann hat in der Vergangenheit gegenüber der LZ trotz mehrfacher Anfragen keine Stellungnahme zu den Geschehnissen rund um den DIA und ihre Person genommen. In einem Bericht von Michael Stürzenberger auf dem Internet-Protal pi-news.net lässt sie sich indes mit eindeutigen Worten zitieren. Demzufolge bereut Schermann ihren Auftritt mit Pax Europa nicht. Den Chor, der damals gegen die Kundgebung in Lahr ansang (wir berichteten), sieht sie "im Schulterschluss mit dem israelhassenden Islam". Zudem attackiert Schermann, die Deutschland beim Schutz seiner Bürger "komplettes Staatsversagen" vorwirft, in dem Bericht scharf Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz. Er hatte gegenüber der LZ die Hoffnung gehegt, "dass der DIA die Kraft hat, sich selbst zu bereinigen".