Kaltes, aber volles Haus: Der Kirchenchor Münchweier und der Kammerchor Cantemus aus Gundelfingen sangen vor knapp 300 Zuhörern in der Kirche in Ettenheimmünster. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Münchweierer und Gundelfinger Sänger begeistern

Ettenheimmünster. Nicht häufig sind die knapp 300 Sitzplätze in der St.-Landelins-Kirche in Ettenheimmünster voll besetzt. Bei ihrem gemeinsamen Konzert gelang dem Münchweierer Kirchenchor und dem Gundelfinger Kammerchor Cantemus das "Kunststück". Sie trugen Antonín Dvoráks "Messe D-Dur" vor, und manches an geistlichen Gesängen mehr.

Der Böhme Dvorák war tief religiös. 1887 entstand seine Messe in sechs Teilen mit oft volksliederhaften eingesprengten Elementen. Schon beim Eingangskyrie brillierten neben den 90 Sängerinnen und 39 Sängern des Doppel-Chors vier renommierte Gast-Solisten: Angelika Lenter (Sopran), Lena Sutor-Wernich (Alt), Nikolaus Pfannkuch (Tenor) und Karsten Müller (Bass). Nicht minder der begeisterte der gesamte Chor bei kraftvoll-jubelndem "Gloria" samt Amen und anschließendem Glaubensbekenntnis. Das ist als längster Teil der Dvorák-Messe besonders dynamisch.

Musikalischer Genuss in kalter Kirche

Auch das begleitete Organist Sebastian Bausch akzentreich trefflich an der berühmten Ettenheimmünsterer Silbermann-Orgel. Erst später hatte Dvorák eine Version seiner Messe mit komplettem Orchester komponiert, Bausch ersetzte das bravourös. Das preisende "Sanctus" und das lobende "Benedictus" wurden von Chor und Solisten nicht minder präzise mit größter Ausdruckskraft dargeboten.

Bernhard Schmidt, Leiter beider Chöre, war es in vielen Proben gelungen, nicht nur die kontrastreiche D-Dur-Messe des berühmten Tschechen, ansonsten für Elemente aus Klassik, Romantik und Volksmusik bekannt, werkgetreu zum Erklingen zu bringen. Auch biblische Lieder Dvoráks ertönten zwischendurch, von den vier gleichermaßen glänzenden Solisten in tschechischer Originalsprache abwechselnd dargeboten.

Schon zum Konzert-Einstieg war Gabriel Faurés wenig bekanntes "Cantique de Jean Racine", 1864 komponiert, zu Gehör gekommen, mit romantischen Elementen und lebhaftem Zwischenspiel. Bereits dabei empfahlen sich die beiden Chöre mit beeindruckenden, nach und nach einsetzenden Stimmlagen.

Nicht genug der kirchlichen Romantik. Auch Felix Mendelssohn-Bartholdy durfte zwischendurch nicht fehlen. Der christlich erzogene Jude hatte schon in jungen Jahren auch geistliche Werke komponiert. Nun kamen sein flehentliches "Hör meine Bitten" an den Herrn und "Verleih mir Frieden gnädiglich" in der Ettenheimmünsterer Wallfahrtskirche im Chor samt Solisten zu bester Geltung. Den krönenden Abschluss nach eineinhalb Stunden spirituellem Konzerterlebnis in empfindlich kalter, weil ungeheizter Kirche setzte der Doppel-Chor mit Dvoráks letztem, ergreifenden Messe-Satz "Agnus Dei" mit Bitte um Jesu Erbarmen und Hinwegnehmen der Sünden der Welt einen weiteren Höhepunkt. Klar: Zum langen Schlussapplaus samt Bravo-Rufen erhoben sich sämtliche Zuhörer in ihren Mänteln von den kalten Kirchenbänken.