Klaus Martin (links) und Dietrich Jörger (rechts) hatten zur offenen Gartentür in ihr Rebsortengarten auf den Heuberg eingeladen. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Klaus Martin Jörger führt Interessierte durch seinen Sortengarten

Von Michael Masson

Ettenheim. So geht es Winzern öfter: Ausgerechnet, wenn man in die Reben steigen will, regnet es in Strömen. So auch am Sonntag, als Klaus Martin Jörger im Rahmen der "offenen Gartentür" dazu eingeladen hatte, seinen Rebsortengarten auf dem Heuberg zu besichtigen. Schon beim ersten Vormittagstermin schüttete es wie aus Kübeln.

Trotzdem wurde der einzig erschienene Hobbywinzer Hermann Jost aus Friesenheim nicht im Regen stehen gelassen. Am Nachmittag fanden sich zur zweiten Tour sogar weitere acht wetterfeste Interessenten ein. Gleich neben dem Heuberg-Aussichtsturm beginnt der zur Jahrtausendwende von den drei Umlandgemeinden Ettenheim, Ringsheim und Herbolzheim angelegte Weinwanderweg als Lehrpfad. Er wurde von Jörger im Rahmen seiner Winzer-Ausbildung mit einem eigenen Sortengarten ergänzt. Da stehen mittlerweile in zwölf Reihen Spezial- Rebstöcke, etwa "Piwis". Das sind pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen mit klangvollen Namen wie Merzling, Johanniter oder Bromer, aber natürlich auch roter Regent, Riesling oder schon bei antiken Römern bekanntem Elbling. Die Burgunderfamilie, ob früh, weiß oder rot, hängt derzeit ebenso an den Stöcken wie schwäbische Trollinger oder Schwarzrieslinge. Hinzu kommen italienische und französische Sorten von Merlot bis Sauvignon, bis hin zu "FR 11" oder "GM 2019" im Versuchsstadium.

Hobbywinzer Jost interessierte sich besonders für fachkundige Tipps. Was etwa ist gegen die aggressive Kirschessigfliege zu tun? Sie bohrt sich in die Weinbeeren und vermehrt sich rapide. Jörger muss selbst zuwarten: Erste Bekämpfungsmittel sind auf dem Markt, aber es müsse noch untersucht werden, ob die denn auch bienenunschädlich sind. Bis dahin dürfen sie nur zu ungewohnten Zeiten abends und nachts ausgebracht werden. Der Mehltau, ob falsch oder echt, ist demgegenüber ein alter Bekannter der Winzer und eher "locker" beherrschbar.

Was hier am Kaiserberg mittlerweile schönste Trauben trägt, wäre vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen. Der Klimawandel sorgt mit dafür, dass sich einst im europäischen Süden gedeihende Sorten auch in Baden heimisch fühlen, während etwa der Riesling und andere klassische Badener Trauben mit "Sonnenbrand" kämpfen. Genau dieses Themas hat sich Jörger angenommen. Der Jungwinzer will neue Sorten im Klimawandel untersuchen, eventuell hier heimisch machen. Das liegt in der Familie: Vater Dietrich Jörger, Chef der Ettenheimer Winzergenossenschaft, ist ebenso daran interessiert wie dessen Bruder Volker vom staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg.

Klassische Frage auch beim Rebsorten-Bummel: Wie steht der Wein in der Region? "Ordentlich für die Zeit. Die Beeren sind aus dem Gröbsten raus", sagt der 30-jährige Winzer. Bis zu 70 Grad Öchsle haben sie derzeit an Mostgewicht schon gespeichert. Wenn es jetzt endlich trocken und sonnig bleibt, lässt sich eine qualitativ gute Ernte erwarten. Ja, wenn. Klaus Marin Jörger macht keinen Hehl daraus: Die Erwerbswinzerei wird immer zeit- und arbeitsaufwendiger, da brauche es schon gehörigen Familienzusammenhalt, um noch ein Privatleben außerhalb der Rebhügel bewahren zu können.