Ungewöhnliche Perspektive: Matt Woosey streamte sein Drei-Stunden-Konzert aus seinem Wohnzimmer.Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Kultur: Matt Woosey überträgt seinen Auftritt übers Internet / Künstler arg gebeutelt

Münchweier. Wenn Matt Woosey ein Konzert gibt, dann ist ihm normalerweise ein Riesenapplaus seines Publikums sicher. Das war nun etwas anders. Der englische Sänger, Liedschreiber und Inhaber der Kulturraums "Gallaghers Nest" in Münchweier hat ein Live-Stream-Konzert aus seinem Wohnzimmer gegeben. Pünktlich um 21 Uhr war Wooseys Frau Lisa online und kündigte den "talentiertesten und einzigartigsten Künstler" an, "den Ihr Wohnzimmer je gesehen hat".

Die Corona-Krise trifft freiberufliche Künstler wie Woosey besonders hart. Da sich das öffentliche Leben im Stillstand befindet und auch Gallaghers Nest von der Schließung betroffen ist, will Woosey jetzt, wie zahlreiche andere Künstler, die Kultur digital an die Menschen bringen.

Die Idee eines Online-Gigs, um auch in Zeiten von Corona ein wenig Musik in das Leben seiner Fans zu bringen, wurde gut angenommen. Fans aus der ganzen Welt streamten das 180-minütige Konzert, konnten zwischen den Songs Fragen an den Musiker stellen und auch Musikwünsche äußern.

Woosey prostete seinen Zuschauern einmal mit einem Bier zu, schnappte sich seine Gitarren und eröffnete mit der Botschaft "Macht es euch mit einem Kaffee oder Bier vor dem Computer gemütlich" das Konzert mit dem allersten Song, den er in Deutschland geschrieben hat: "Love is the strangest Thing".

Schon während den ersten Minuten hatten sich mehr als 250 Zuschauer eingeloggt. Eine kurze Pause gab es dann zur Halbzeit, als Woosey vor laufender Kamera eine gerissene Gitarrensaite ersetzte. Kurz nach 22 Uhr schauten 350 Zuschauer zu, die aus Australien, Holland und England grüßten. "Es ist das erste Mal, dass ich einen Gig gemeinsam mit meiner Katze anschaue", kommentierte eine Frau aus England. Eine Niederländerin dagegen schrieb: "Meer spelen, minder lullen"; zu Deutsch: Mehr spielen, weniger reden. Andere wiederum hatten laut Kommentar ihr Wohnzimmer zur Tanzfläche umfunktioniert.

Nach einem Medley aus drei Songs von John Martin, Rory Gallagher und Led Zeppelin gab Woosey seine Version des alten Dolly Parton Songs "Jolene" zum besten. "Awesome, Bluesy Woosey" wurde kommentiert, als er "Little Red Rooster", den Blues-Coversong der Rolling Stones aus seinem aktuellem Album anstimmte. Auch "Black Smoke rising" aus seinem 2012 erschienen Album "All or nothing" und der Song "One Love" aus der eigenen Feder, waren viel gewünschte Musikstücke.

Nach deutlich mehr als zwei Stunden Spielfreude verabschiedete sich Woosey aus seinem Wohnzimmer mit dem Lied "Same old Blues", natürlich mit dem augenzwinkernden Hinweis, dass man auf die Hutsammlung verzichtet, die Zuschauer aber freilich dennoch etwas Gutes tun könnten. Wer sein Album herunterlade oder CDs kaufe, helfe ihm sehr, durch die Krise zu kommen.

Weitere Informationen: www.mattwoosey.co.uk