Mit einem Pappbecher-Kaffee schreckt "Tatort"-Kommussarin Lena Odenthal so schnell nichts. Nicht mal die muffigen Gänge der Polizeibüros in Ludwigshafen. Doch die sind tatsächlich nur Täuschung. Gedreht wird der SWR-Krimi mit Schauspielerin Ulrike Folkerts in Baden-Baden. Und dort plauderte sie neulich munter. Foto: SWR Foto: Lahrer Zeitung

Fernsehen: Schauspielerin Ulrike Folkerts über den SWR-Krimi, was sie bei Dreh am meisten nervt und weshalb sie Baden so liebt

Bald 30 Jahre gibt die Schauspielerin Ulrike Folkerts nun schon für den SWR die "Tatort"-Kommissarin Lena Odenthal aus Ludwigshafen. "Das war das Beste, was mir passieren konnte, ich bin dankbar für diese Rolle", sagt die 58-Jährige.

Baden-Baden. Eine der seltenen Gelegenheiten, Ulrike Folkerts an ihrem Arbeitsplatz zu treffen, beim TV-Dreh der beinharten Ermittlerin in ihrem Polizeibüro, hatte neulich eine Gruppe von SWR-Gästen. Die Gäste durften die Krimi-Studios des Senders in Baden-Baden besuchen.

Auch Drehtage mit den Stars sind vollgepackt

Ein langer Drehtag liegt hinter der TV-Kommissarin. Der Sender muss die Krimi-Produktion möglichst kostengünstig halten und dazu gehört, die Drehtage mit den gebuchten Schauspielern so voll wie möglich zu packen. Das gilt auch für "Tatort"-Star Ulrike Folkerts. Doch die Mühen eines langen Tags am Set merkt man dem Profi nicht an. In silbernen Birkenstock-Sandalen, verwaschener Jeans und blauer Sommerbluse lehnt sie an der Wand ihres TV-Büros. Locker und bestens gelaunt, um den Hals jede Menge Ketten. Ihr Arm-Tattoo leuchtet in der Abendsonne.

"30 Jahre, das ist ganz schön verrückt“, antwortet sie auf die Frage, wie lange sie schon die oft taffe und dann doch so empfindsame Kommissarin spiele. Lena Odenthal, die TV-Figur, sei eine interessante, starke Frau, sie zu verkörpern werde "nie langweilig".

Wie sie zu dem Dauerjob gekommen ist, daran erinnert sich Ulrike Folkerts noch ganz genau. "Es gab ein Casting beim SWR in Baden-Baden, da durfte ich kommen. Ich musste ein Verhör spielen und hab‘ mit einer Pistole herumgefuchtelt. Da hatte ich den Posten", lacht sie durch ihr Krimi-Büro. 28 Jahre war sie damals alt.

Was sie am "Tatort" gar nicht mag? Die Antwort kommt schnell: "Warten, wenn es mit den einzelnen Einstellungen nicht weitergeht. Warten und die Zeit herumbringen." Ihre Texte in den Pausen zu lernen, das klappe nicht. "Ich lerne die lieber im stillen Kämmerlein." Etwa in ihrer Wohnung in Baden-Baden oder in Berlin. Sie lebt in beiden Städten. An Baden-Baden, verrät sie, schätzt sie die Natur als großartige Kulisse zum Joggen. Und das Essen, das mag sie im Badischen dort auch. Berlin hingegen brauche sie zum Leben, Baden-Baden sei da im Vergleich eben doch "eine Tempo-Vollbremsung".

Natürlich wird sie an beiden Orten von "Tatort"-Fans erkannt und angesprochen. "Die meisten sind freundlich", sagt sie. Aber es passiere auch mal, dass sie am Montagmorgen, nach einem sonntäglichen Krimiabend, beim Bäcker angeraunzt werde: "Da heißt es dann schon auch mal, wie scheiße die Folge war." Ganz so ungern scheint ihr nicht zu sein, dass Zuschauer auf sie zugehen. "Es ist schon irritierend, wenn ich im Ausland bin, wo mich keiner kennt und niemand auf mich zukommt", gibt sie offen zu.

Vergisst sie auch mal den Drehbuchtext? "Manches geht ab und zu einfach nicht ins Hirn, da gibt es dann auch mal zehn Hänger in einer Szene", erzählt sie. Vor allem, wenn die Szenen nicht chronologisch abgedreht werden, sondern aus Produktionsgründen kreuz und quer durcheinander. "Da springt man dann von einem wilden Streit in eine ganz andere Stimmung, das ist auch mit viel Erfahrung nicht so einfach."

Das SWR-Team, mit Produktionsleiter Jürgen Weissenrieder und seinen Leuten, sei längst zu einer Familie für sie geworden, sagt die Schauspielerin. "Die haben alle meine wechselnden Beziehungen mitbekommen, mein privates Leben. Wir haben viel zusammen gelacht und geweint."

Wer durch die mehrstöckigen Produktionsräume des SWR in Baden-Baden für die drei Tatort-Formate Ludwigshafen, Stuttgart und Freiburg geführt wird, merkt rasch: Da wird für TV-Krimis viel geschummelt, weil es im Fernsehen einfach spannender aussehen muss. "Optik geht vor Logik", weiß Produktionsleiter Weissenrieder. "Und das echte Polizeileben ist viel langweiliger als bei uns, viel mehr nerviger Papierkram, die Polizisten sind längst nicht so viel draußen wie wir und alleine schon gleich gar nicht", sagt die TV-Kommissarin.

Wenn Ulrike Folkerts den aktuellen Dreh für den nächsten "Tatort" fertig hat, wird es ein Jahr dauern, bis die Zuschauer ihn zu sehen bekommen. Bis dorthin werden Krimis gezeigt, die längst abgedreht sind. Die Schauspieler sehen den neuesten Streifen dann natürlich vorweg. "Das ist immer ein komisches Gefühl und ich muss die Folge erst dreimal anschauen, bis ich mich auf die Handlung konzentrieren kann und nicht immer bei Szenen daran denken muss, was da jeweils drumherum passiert ist."

Wer die 58-Jährige da so stehen sieht, entspannt, mitten im Set, nach getaner Arbeit, der kann sich nicht vorstellen, dass Ulrike Folkerts ihr Pistolenhalfter bald abschnallt und an den Haken hängt. "Mir macht das alles weiterhin sehr viel Spaß." Und auf das "Dschungelcamp" hat sie so gar keinen Bock. Auf die entsprechende, nicht ganz ernst gemeinte Frage eines Reporters beißt sie spontan zurück: "Diese Frage ist ja eine Unverschämtheit!" Lacht, schüttelt Hände und geht in den Feierabend. Morgen geht’s weiter.