Sprach über die Vergangenheit und die Gegenwart Israels: Gerd Buurmann. Foto: Hiller Foto: Lahrer Zeitung

Spiel-Vortrag: 40 Zuhörer bei "Nathan-Komplex" in Altdorf

Altdorf. Die Form eines Spiel-Vortrags hat sich Gerd Buurmann ausgesucht, um über den von ihm so genannten deutschen "Nathan-Komplex" zu sprechen. Eingeladen hatte den Kölner Autor, Blogger, Schauspieler und Regisseur der "Deutsch-Israelische Arbeitskreis Südlicher Oberrhein" (DIA) in Zusammenarbeit mit dem "Förderverein ehemalige Synagoge heute Kunsthalle Altdorf". 40 Zuhörer fanden sich zum Vortrag am Mittwochabend ein.

Buurmanns persönliche These: Auf dem jüdischen Staat Israel läge ein deutscher Nathan-Fluch. Den illustriert er kulturell-historisch mit den bekanntesten literarischen jüdischen Figuren Shylock aus Shakespeares "Kaufmann von Venedig", Lessings Idealfigur "Nathan der Weise" und schließlich Jesus als gestorbenem Juden. Wortreich und zügig wies Buurmann mit theologischen Anmerkungen darauf hin, dass das nach Ideal strebende Christentum aus dem Judentum entstanden sei. Ersterem sei es nun "wurscht" und irrelevant, wenn jemand Jude sei – sonst müsse man ja Jesus und Gott in Frage stellen.

Nach historisch-literarisch-theologischen Betrachtungen kam Buurman zur Gegenwart. Israel sei von den Vereinten Nationen öfter als alle anderen Staaten der Welt verurteilt worden. Ja, auch jüdische Menschen könnten schlecht sein, wie auch die palästinensische Hamas Fehler mache. Israel habe sich jedoch immer nur verteidigen müssen, sei seit Staatsgründung von kompletter Vernichtung bedroht.

Da ginge das Menschenrecht, dort zu leben, vor. Juden würden erneut verteufelt werden, weil sie genau so perfekt zu sein hätten wie Nathan. Und: 71 Jahre im Kriegszustand würden halt keine Demokratie befördern. In der anschließenden Diskussion wurde gefragt, ob umstrittene staatliche israelische Siedlungspolitik in Palästinensergebieten samt Gelände-Okkupationen einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten förderlich sein könne? Simone Scharmann, Vorsitzende des DIA, argumentierte dagegen mit einem aus Zweitquelle zitiertem Umfrageergebnis, nach dem 65 Prozent der in Israel lebenden Palästinenser "gerne annektiert sein wollen".