Die schon traditionellen Bewerbertage reichen längst nicht aus, um genügend Personal für den Europa-Park zu finden. Foto: Europa-Park

Also doch: Der Europa-Park hat Probleme, Personal zu finden. Das hat Roland Mack in einem Interview eingeräumt. Gleichzeitig kritisiert der Park-Chef mit klaren Worten das aus seiner Sicht unpassende Anspruchsdenken junger Menschen.

Rust – Der Europa-Park hatte bereits Mitte Juni die tägliche Besucherzahl auf 30.000 begrenzt. Die Nachfrage unserer Redaktion, ob die Maßnahme mit Personalknappheit in Verbindung stünde, beantwortete die Pressestelle damals nicht.

Nun scheint der Chef persönlich für Klarheit gesorgt zu haben. "Ich habe mir in 45 Jahren nie Sorgen gemacht, dass wir Mitarbeiter finden, wenn wir zum Beispiel ein neues Hotel bauen", erklärte Roland Mack in einem Interview mit der Basler Zeitung. Ein Engpass sei bisher unvorstellbar gewesen – das sei jetzt jedoch anders.

Vor allem seit Beginn der Pandemie habe sich die Situation verschlechtert, so Mack gegenüber dem Schweizer Blatt. Er würde sich in dieser Lage nicht trauen, ein weiteres Hotel zu bauen – aus Sorge, die Zahl der Mitarbeiter könnte nicht ausreichen. Dieser Zustand mache ihm "wirklich enorm zu schaffen".

Dabei treibe den Park immer wieder dieselbe Frage um: "Wo sind denn all diese Leute, die es vor der Pandemie gegeben hat?" Eine Antwort habe sich bisher nicht gefunden, so der Park-Chef. Inzwischen werbe der Freizeitpark sogar Mitarbeiter aus Zentralasien an, wie Mack erklärt: "Wir suchen – und finden zum Glück – mittlerweile gute Leute in Kirgistan und Usbekistan."

Roland Mack: "Da kommen 25-Jährige und wollen nur drei Tage arbeiten"

Doch wieso gibt es nicht ausreichend gute Bewerber in Deutschland? Ein Grund ist laut Mack deren Arbeitsmoral. Das Schlagwort "Work-Life-Balance" – also das Verhältnis von Arbeits- und Privatleben – bereite ihm Sorgen. "Da kommen 25-Jährige und wollen nur drei Tage arbeiten – dabei haben die das ganze Leben noch vor sich, könnten hier etwas werden, Verantwortung übernehmen, Karriere machen", echauffiert er sich. Auch beim Thema Homeoffice erkennt der Park-Chef ein "riesiges Problem". Doch nicht etwa strukturell: "Das wäre für viele möglich, aber wenn ich an die Gleichbehandlung denke: Das geht einfach nicht."

Den Forderungen nach einer ausgewogeneren "Work-Life-Balance" und dem Arbeiten von Zuhause aus habe man bereits durch höhere Gehälter Rechnung getragen. Der so angesetzte Hebel stößt aber offenbar auch an seine Grenzen. "Wir zahlen ja schon weit über dem Mindestlohn, haben die Löhne nun nochmals angehoben. Aber das hilft nicht, wenn die erste Frage ist: Muss ich am Wochenende arbeiten?", so Mack.

Roland Mack: Er selbst gehe mit gutem Beispiel voran

Dabei gehe er selbst bereits seit Jahren mit gutem Beispiel voran. "Wenn unsere stärksten Tage im Park die Wochenenden sind, kann ich nicht schön in die Ferien fahren, wenn meine Mitarbeiter hart arbeiten. Ich muss genauso vor Ort sein." Das sei das "wichtigste Führungselement", das er von seinem Vater gelernt habe. Dabei gibt Roland Mack zu, dass der Park für ihn "auch eine halbe Droge" sei. "Ich habe auch mein ganzes Leben lang keine Hobbys aufgebaut, weil mein Hobby meine Arbeit ist, mein Park."

Innerhalb der Branche sei man personell gut aufgestellt, hatte eine Europa-Park-Sprecherin noch im Juni auf Nachfrage erklärt. Schon seit einigen Jahren akquiriere man Arbeitskräfte weit über die Landesgrenzen hinaus. Neben Bewerbertagen vor den Toren von Paris ist der Park auch auf der Suche nach Fachkräften in Tschechien, Bulgarien, Polen sowie im zentralasiatischen Raum sowie in Südafrika. Dazu kommt eine groß angelegte Karriere-Kampagne in den sozialen Medien.