Der Eröffnungstag wurde bunt gefeiert. Foto: Baublies/Kiryakova

Redner bezeichnen Landesgartenschau als großen Schritt für Lahr. Vereine erhalten viel Beifall

Lahr - An Feiern ist am ersten Tag der Landesgartenschau kein Mangel gewesen. Die Eröffnung des Großereignisses wurde am Donnerstag gleich mehrfach zelebriert.

Schon vor Öffnung der Tore lag etwas in der Luft. Die gespannte Erwartung bei den ersten Besuchern war fast mit Händen zu greifen. Bis sie hineinkonnten, dauerte es ein paar Minuten, so groß war der Andrang. Kaum hatten die Gäste das Gelände betreten, erhielten sie von LGS-Mitarbeiterinnen Seidenblumen, die in der Lahrer Reha-Werkstatt hergestellt worden waren – außerdem den freundlichen Hinweis, doch bitte gleich zum Seepark weiterzugehen, wo groß Eröffnung gefeiert werden sollte. Rund 50 Helfer hatte die Landesgartenschau am ersten Tag eingesetzt, fast alles Frauen, die sich am Morgen noch »Blumenköpfe« hatten zaubern lassen.

Die rund 1100 Sitzplätze vor der Seeparkbühne reichten bei weitem nicht, daneben und dahinter standen noch Hunderte Besucher, die sich die eineinhalbstündige Feier nicht entgehen lassen wollten. Wolfgang G. Müller war der Erste, der hinter dem mit Blumen geschmückten Rednerpult das Wort ergriff. Die Vorbereitung der LGS sei harte Arbeit gewesen, stellte der OB fest, nachdem er eine ellenlange Liste zur Begrüßung der Ehrengäste abgearbeitet hatte. »Es ist das größte Geschenk, dass wir die Landesgartenschau nach Lahr holen konnten«, sagte Müller, biete das Blumenfest doch die Gelegenheit, »Lahr als schöne und sympathische Stadt darzustellen«.

Lob für die LGS

Im Interview mit Moderator Markus Brock sagte Müller – lindgrüne LGS-Funktionsjacke unter dunkelblauem Sakko, Blume im Revers –, dass die Menschen im Westen der Stadt nun »einen wunderschönen Vorgarten« erhalten hätten, den sie nicht mal mähen müssten. Wird das Gartenschau-Gelände nach der Großveranstaltung doch bekanntlich allen Lahrern als eine Art riesiger Freizeitpark zur Verfügung stehen. »Was hier geschaffen wird, bleibt für Generationen«, so Müller, der sichtlich gut gelaunt war. Auf die Frage von TV-Moderator Markus Brock, ob er selbst ein guter Gärtner sei, scherzte der OB, dass er sich nur um einen Gartenteich so richtig kümmern würde – und dort würde er nur Algen ernten. Aber immerhin: »Der Teich ist dicht«, eine im Publikum mit Gelächter quittierte Anspielung auf den LGS-See, der Wasser verloren hat, ohne dass man so recht weiß, warum.

»Ein unschätzbares Mehr ans Lebensqualität« erwartet auch Klemens Ficht von der Landesgartenschau. Deshalb sei das Geld dafür gut angelegt, ist der Regierungsvizepräsident überzeugt. Es sei beeindruckend, was aus dem Gelände im Westen der Stadt geworden sei, nachdem man in der Planungsphase dort »noch auf Feldern gestanden« habe.

Frank Scherer sagte, dass er doppelt Grund habe, sich über die Landesgartenschau zu freuen. Als Bürger von Lahr sei er froh, dass die dort geschaffen Einrichtungen – etwa der See oder die Hallen – seiner Familie später zur Verfügung stehen werden. In seiner Funktion als Landrat sei er glücklich, dass der Kreis sich auf der Landesgartenschau präsentieren könne. »Wir zeigen ordentlich Flagge«, meinte Scherer und hob den wenige Stunden später eröffneten Treffpunkt Ortenau sowie besonders die Liegestühle am Seestrand hervor, die die Kommunen im Kreis spendiert haben.

Gartenschau-Geschäftsführer Tobias de Haën und Gerhard Hugenschmidt, Präsident des Gartenbauverbands Baden-Württemberg-Hessen, hoben in einer Interviewrunde mit Moderator Brock das hohe gärtnerische Niveau der LGS hervor – die Besucher würden »Meisterleistungen« zu sehen bekommen. LGS-Chefin Ulrike Karl klärte auf, weshalb die Gartenschau »kein Tier als Maskottchen« hat: Diese Funktion haben die Blumenköpfe, »alle Lahrer sind unsere Maskottchen«, so Karl.

Dann war die Seepark-Bühne frei für den großen Auftritt von Tänzerinnen der Tanzschule Kmitta, Mädchen der Rhythmischen Sportgymnastik des TV Lahr und Rollkunstläuferinnen des SV Solidarität. Sie präsentierten eine anspruchsvolle Choreografie, bei der die Nummern fließend ineinander übergingen. Dazu spielte die Stadtkapelle Musik von Michael Jackson und Eric Clapton. Ein sehens- und hörenswerter Abschluss der ersten Eröffnungsfeier des Tages, für den die Zuschauer viel Applaus spendierten.

Tja, und danach strömte alles Richtung Ortenau-Brücke. Erst die Eröffnungsfeier im Seepark, dann die Freigabe der Brücke. So hatte der Plan ausgesehen. Damit er auch aufgeht, hatte die Landesgartenschau eigens einen ehrenamtlichen Helfer abgestellt, der aufpassen sollte, damit das Bauwerk nicht vorzeitig betreten wird.

An der Ortenau-Brücke wird Wache gehalten

An Versuchen fehlte es nicht, doch Martin Müller wehrte alle ab. »Sie glauben ja gar nicht, was einem die Leute alles erzählen, um rüberzukommen. Einer hat gesagt, er muss rüber, weil seine Frau im Bürgerpark auf ihn wartet. Dabei wird der Bürgerpark erst nach Freigabe der Brücke eröffnet«, berichtete der 61-Jährige, der standhaft blieb. Der Vorruheständler machte den Aufgang erst frei, als Müller, Scherer und Co. nahten, um die Brücke zu eröffnen. Neben dem OB und dem Landrat durchschnitten noch Karl, de Haën, Hugenschmidt, Ulrike Holland, die Vorsitzende des Freundeskreises der Landesgartenschau sowie Chrysanthemenkönigin Lea Johanna Krauss ein Band aus Blumen.

Danach strömten Ehrengäste und sonstige Besucher über die neue, frisch gestrichene Brücke hinüber in den Bürgerpark – nicht ohne bewundernde Blicke in Richtung der dicken Stahlseile zu werfen, die dem spektakulären Bauwerk über der Bundesstraße Halt geben.

Ein stiller Genießer dieser »Prozession« war Richard Rohlfing. Der Chef der Stahlbaufirma, die die Brücke gebaut hat, mochte auf Nachfrage nicht über seine Gefühle sprechen, während neben ihm Menschenscharen das Bauwerk betraten. »Es ist alles gut«, sagte Rohlfing nur.

Ein Satz, der auch für den ganzen ersten LGS-Tag stehen könnte. Nachdem die Besucher vormittags noch die Reißverschlüsse ihrer Jacken ganz nach oben gezogen hatten, da ein kühler Wind über das Gelände pfiff, war mittlerweile die Sonne herausgekommen. Alles passte. Viele besuchten die neue Mehrzweckhalle (wo die Ehrengäste bewirtet wurden) oder die neue Sporthalle (wo die Blumenausstellung »Liebesgeflüster« gezeigt wurde). Am See kamen indes fast mediterrane Gefühle auf, dort ließen sich die Gäste die Bewirtung des Seerestaurants schmecken, während ein laues Lüftchen die Wellen sanft plätschern ließ. Mittags machten alle Aussteller ihre Gärten auf, später kam Landwirtschaftsminister Peter Hauk zu einem weiteren Festakt, ehe dann auch der Interkulturelle Garten eröffnet wurde.

Erstes Fazit? Die Landesgartenschau hat eine Punktlandung hingelegt, alles ist rechtzeitig fertig geworden, auch wenn zum Beispiel im römischen Streifenhaus der Putz an den Wänden noch feucht war. Das einst landwirtschaftlich genutzte Gelände im Westen der Stadt ist kaum wiederzuerkennen.

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