Hinten liegt sie, die Lahrer Brücke für die Landesgartenschau. Stahlbauer Richard Rohlfing ist sicher, dass sie bis zum Start eingebaut ist. Und: Er ist für die Verzögerung nicht verantwortlich, sagt der in die Kritik geratene Firmenchef. Foto: privat

Jetzt spricht der Stahlbau-Fachmann: "Brückenbau wird verdammt knapp"

Lahr - Eine Menge Groll und Ärger hat sich der Stahlbau-Unternehmer Richard Rohlfing wegen der Pannen-Brücke der Landesgartenschau eingehandelt. Jetzt erklärt der Brückenbauer, weshalb das wichtige Bauwerk erst so spät fertig wird.

Auf dem Schreibtisch von Richard Rohlfing in Stemwede nahe Osnabrück stapeln sich die Presseberichte über die LGS-Brücke in Lahr der vergangenen Wochen. Daran hat er wenig Freude. Kein Wunder. In so gut wie jedem Bericht ist er als Schuldiger für die extrem knappe Fertigstellung der Brücke dargestellt, mittlerweile bereits auch in überregionalen Zeitungen. Die "Ortenau-Brücke" über die Bundesstraße soll erst 48 Stunden vor dem offiziellen Start mit 3000 Gästen verkehrstechnisch in Betrieb gehen. Eine Komplett-Katastrophe.

"Klar, das wurmt mich. Aber ich kann mit Fug und Recht sagen, dass es nicht an unserem Unternehmen lag, dass wir jetzt erst auf den wirklich letzten Drücker fertig werden", erklärt der Unternehmer im Gespräch mit unserer Redaktion.

Und? Woran lag’s? "Nicht an der Stadt. Die haben ziemlich alles richtig gemacht", sagt Rohlfing. Allerdings hätten die LGS-Verantwortlichen den technischen Planern im Hintergrund mehr Druck machen sollen. Denn für Rohlfing steht fest, dass die begleitenden Architekten des Millionen-Bauwerks verantwortlich für die Zeitverzögerung sind. "Da gab es technische Feinplanungen, die nicht so erfolgten, wie wir sie als Stahlbauer benötigt haben", klagt der Unternehmer. Zum Beispiel die so genannten "Schwingungstilger" hätten für erhebliche Verzögerungen gesorgt. Diese wichtigen Brückenteile sorgen dafür, dass die Brücke nicht ungewollt ins Schwingen kommt, wenn zu viele Menschen gleichzeitig im gleichen Takt über das fragile Bauwerk laufen. Das könnte massive Schäden verursachen, auch durch Unfug.

Ein Jahr Warten auf wichtige Brücken-Details

Auf Details für diese Spezialteile hätte Rohlfing gut ein Jahr warten müssen. "Da stand das Projekt ohne Fortschritt herum, es passierte einfach nichts", schimpft er. Auch andere baulich-planerische Finessen, die für diese Hängebrücke zwingend nötig waren, seien von den zuständigen Planern erst viel zu spät bereitgestellt worden. "Sonst würde die Brücke doch schon längst stehen!"

Beim zuständigen Architekturbüro in Berlin war am Freitag für unsere Redaktion keine Stellungnahme zu bekommen. Auf der Internetseite des Unternehmens wird mit der Lahrer Hängebrücke unterdessen schon kräftig Werbung gemacht.

Der senkrechte Brückenträger, der weiße Pylon, steht schon. Nun muss alles blitzartig schnell gehen. Die Eröffnung am 12. April ist fix. Ob er mit seinem Team die fehlenden Stahlteile bis dahin noch eingebaut bekommt? "Ja, aber es wird verdammt knapp", meint der Stahlbau-Fachmann.

Nun rücken ihm die Lahrer auf die Pelle. Diese Woche war eine Delegation per Flugzeug erneut in Stemwede, um sich im Werk den Baufortschritt genau erklären zu lassen. Mit dabei: der Technik-Chef der Schwanauer Tunnelbau-Firma Herrenknecht, Stephan Göggel. Die Lahrer Gruppe aus LGS-Verantwortlichen, Stadträten und Rathausrepräsentanten sei anschließend beruhigt im Herrenknecht-Flieger Richtung Süden heimgeflogen, sagt Rohlfing. Bereits für kommende Woche ist Richard Rohlfing zufolge erneut ein Pressetermin in Lahr zur "Lücken-Brücke" geplant.

Info: Die Brücke

Die Lahrer Hängebrücke wurde Ende 2015 als Bauwerk von der LGS GmbH vergeben. Das war ein "üppiges Zeitpolster" für die Stadt, räumt Stahlbauer Richard Rohlfing ein. Und das hätte auch vollkommen ausreichen müssen. Längst hätte das Bauwerk in Betrieb sein können, schimpft er. Nun werde es zwar wohl fertig, allerdings ohne den letzten Feinschliff wie Farben und spezieller Beleuchtung. "Das reicht nicht mehr."