Gefahr gebannt: Karl Heinkele vom Kampfmittelbeseitigunsdienst zeigt den Zünder, den er von der 250-Kilo-Fliegerbombe entfernt hat. Der Fund dieser explosiven Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkriegs sorgte für stundenlange Straßensperrungen und die vorsorgliche Evakuierung Hunderter Anwohner. Fotos: Kauffmann Foto: Kauffmann

250 Anwohner des ehemaligen Akad-Geländes müssen Wohnungen räumen. Straßen gesperrt

Lahr - Vorsicht, Bombe! Die Polizei evakuiert Anwohner und sperrt Zufahrten, nachdem auf dem Akad-Gelände ein 250-Kilo-Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt wurde. Es könnten noch mehr dieser unliebsamen Funde folgen.

Mit Gelassenheit haben die Lahrer den Bombenfund hingenommen: "Zum Glück haben sie das Teil noch entdeckt, bevor drübergebaut wird", sagt Elvira Werner, die in Sichtweite zum Fundort wohnt, unaufgeregt. Wenig später gegen 16 Uhr fordern Polizisten sie auf, die Gefahrenzone rasch zu verlassen.

So erging es nach Angaben der Polizei gut 250 weiteren Anwohnern, die im Radius von 300 Metern um die noch immer gefährliche Bombe herum wohnen. Weil der Wald im Westen die Zugangskontrolle unmöglich machte, kreiste ein Polizeihubschrauber stundenlang über dem Akad-Gelände. Seine Aufgabe: Personen, die sich unbefugt nähern, an die Kollegen am Boden melden.

Für Anwohner, die die Gefahrenzone verlassen haben, hat die Stadt im Max-Planck-Gymnasium eine Notunterkunft eingerichtet. Sogar ein Shuttle-Bus vom Hohbergweg dorthin wurde eingerichtet – doch die Resonanz war dürftig. Die meisten sind vorübergehend bei Verwandten und Bekannten untergekommen – doch die Anwohner konnten schneller als manch einer erwartet hat wieder zurück in ihre Wohnungen.

Gegen 18 Uhr ist der Blindgänger entschärft

Gegen 18 Uhr tönt die erlösende Nachricht über das Funkgerät aller Polizisten: "Bombe entschärft." In Windeseile waren die Straßensperren entfernt und der Weg zum Ort des Geschehens wieder frei. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst aus Stuttgart hat den Blindgänger schon in einen Laster geladen. Für die Bombenexperten war der Blindgänger keine große Sache, denn: "Das war nur die Standardgröße", meinen die Bombenentschärfer Sven Rasehorn und Karl Heinkele. Was für die Anwohner überraschend kam, war für die beiden Räumexperten nichts weiter als schnöde Routine.

Vielleicht ergeht es den Lahrern, die in direkter Nähe zum ehemaligen Kasino der Kanadier wohnen ja bald ähnlich: Das Gebiet gilt als hoch belastet. Aktuell untersucht eine Spezialfirma das Gelände. Sie hat auch die Bombe am Mittwoch gefunden.

Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller, der die entschärfte Bombe am Mittwochabend persönlich in Augenschein genommen hat, deutet mit dem Zeigefinger auf die Rasenfläche: "Überall wo ein rotes Fähnchen im Boden steckt, könnte eine weitere Bombe liegen." Es sind dutzende Markierungen, so viele, dass man sie auf Anhieb gar nicht nachzählen kann. "Wir müssen damit rechnen, dass wir in den kommenden Wochen immer wieder mal einen Fund haben", gibt Müller zu bedenken. Der OB weiter: "Ich hoffe, dass wir nicht allzuviele solcher Funde haben."

Der OB lobte an diesem Abend zudem die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Polizei, Rettungsdiensten, Feuerwehr und Stadt und dankte allen Beteiligten. Unterstützung erhielten die Lahrer Polizisten von den Kollegen aus Bruchsal und Freiburg. Wie viele im Einsatz waren, zeigt jedoch erst der polizeiliche Abschlussbericht.

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Info: Bombenfunde

Es kommt nicht zum ersten Mal vor, dass in Lahr Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden:

 > Im Mai 2017 fand man eine 500-Kilo-Bombe beim Bahnhof. Die Folge waren nicht nur Evakuierungen, sondern auch die Sperrung der Rheintalbahn.

 > Im Mai 2015 fand man ebenfalls bei Bauarbeiten eine 250-Kilo-Bombe im Baugebiet Hagendorn. Damals mussten aber nur wenige Dutzend Anwohner ihre Wohnungen räumen.

 > Im März 2011 wurden im Baugebiet Hosenmatten II zwei F500-Kilo-Bomben gefunden. Anwohner mussten jedoch nicht evakuiert werden.