Rust - Vor knapp sechs Wochen wütete im Europa-Park ein verheerendes Feuer. Wie verheerend, offenbaren die aktuellen Prognosen der Brandexperten: Sie beziffern den Schaden auf mehr als 50 Millionen Euro. Auch zur Ursache gibt es neue Details.

Der Europa-Park bleibt bei seiner defensiv-vagen Sprechweise, die er seit dem Unglücksfall am 26. Mai pflegt. Auf Nachfrage erklärte Corina Zanger am Montag, das Feuer habe einen "Millionenschaden" verursacht. Die Einschätzung der Presseabteilung ist weder neu noch überraschend: Die Flammen zerstörten eine Häuserzeile im skandinavischen, das Fahrgeschäft "Piraten in Batavia" im holländischen Themenbereich sowie eine angrenzende Lagerhalle mit dem Kostümfundus der Parkkünstler, die dem Vernehmen nach 150 000 Kleider beinhaltete.

Martina Wilke von der Staatsanwaltschaft Freiburg, unter deren Federführung die Ermittlungen zu dem Großbrand laufen, wurde am Dienstag konkreter: "Stand heute gehen wir von einer Summe im höheren zweistelligen Millionenbereich aus." Nach Informationen unserer Zeitung taxiert die Polizei den Schaden auf mindestens 50 Millionen Euro – mit Tendenz nach oben. Die Dimension wird beim Blick auf den entstehenden Wasserpark deutlich: Er soll inklusive Hotel 150 Millionen Euro kosten.

Drama hatte einen unterirdischen Ursprung

Auch zur Brandursache wartete Wilke mit neuen, interessanten Details auf. Bisher hieß es lediglich, ein technischer Defekt auf dem Gelände des Fjord-Raftings sei für das Feuer verantwortlich. Ein Ermittlungsergebnis, das auf den ersten Blick wenig nachvollziehbar erscheint. Denn: Die Wildwasser-Attraktion selbst überstand den Brand unversehrt. Die Flammen entfalteten ihre vernichtende Wirkung ein gutes Stück vom Eingang der Bahn entfernt, dazwischen liegt ein kleiner See.

Wie also konnte der Funke überspringen? Musste er nicht, erklärt Wilke: "Die Fahrrinne des Fjord-Raftings führt um den See herum in eine Grotte, die unter der betroffenen Lagerhalle und der Piraten-Bahn liegt. In dieser Grotte ist das Feuer ausgebrochen." Das Brand-Drama hatte also einen unterirdischen Ursprung. Was genau es auslöste – etwa ein durchfahrendes Boot oder ein in der Grotte installiertes Teil – das vermochte die Staatsanwältin nicht zu sagen. Die Ermittlungsakte liege noch bei der Polizei, die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen.

Schon 2020 sollen die Piraten zurückkehren

Weiter offen ist auch die Frage, wie es an der Brandstelle weitergeht. Noch immer laufen dort gut geschützt vor den neugierigen Blicken der Park-Besucher die Aufräumarbeiten. Hinter riesigen Deko-Planen – bedruckt mit einer Häuserfassade und einer Marktszene – werden mit schwerem Gerät die Brandruinen entfernt. Einen Zeitplan, was wo (wieder-)aufgebaut wird, gibt es laut Park-Sprecherin Zanger noch nicht.

Die Inhaber-Familie ist da offensichtlich schon einen Schritt weiter, wie Geschäftsführer Michael Mack jüngst bei einem Treffen mit dem Europa-Park-Fanclub erklärte. Demnach soll das skandinavische Dorf schon zum Saisonstart 2019 wieder zu bewundern sein – mit nahezu identischem Erscheinungsbild. Wie nah am Original die von vielen schmerzlich vermissten "Piraten in Batavia" zurückkehren, da gehen die Meinungen in der Führungsebene aber offensichtlich auseinander: Während die jüngere Generation eine modernisierte Bahn favorisieren soll, scheint sich Roland Mack familienintern für einen Neubau im Stile der ursprünglichen Version aus dem Jahr 1987 einzusetzen. Jedenfalls will man das Piratenschiff bereits 2020 wieder in See stechen lassen.

Info: Chlorgas-Panne

Der bis dato letzte größere Zwischenfall im Europa-Park spielte sich ebenfalls im Fjord-Rafting ab. Im Juni 2016 erlitten 15 Menschen Atemwegsreizungen, nachdem beim Fahrgeschäft Chlorgas ausgetreten war. Ein Mitarbeiter soll dem Wasser damals versehentlich ein falsches Mittel beigemischt haben.