Die Show geht weiter: Im skandinavischen Bereich bietet sich ein Bild der Verwüstung, im Hintergrund haben Besucher schon wieder Spaß auf der Achterbahn Euro-Mir. Foto: privat

Europa-Park hat am Sonntag wieder geöffnet. Ursache und genaue Schadenshöhe noch unklar

Rust - Die Spaßfabrik hat sich in ein Flammenmeer verwandelt: Am Samstag hat ein schlimmes Feuer im Europa-Park gewütet. Sieben Feuerwehrmänner wurden verletzt, der Schaden geht in die Millionen. Und doch schien am Tag danach alles fast wie immer.

Etwas liegt in der Luft an diesem sonnigen Sonntagmorgen – leichter Brandgeruch, der bereits in der Ruster Ortsmitte wahrnehmbar ist. Durch einen Aufsteller vor den Kassenhäuschen werden die Besucher darüber informiert, dass ein Teil des Parks "aufgrund des gestrigen Brandereignisses" geschlossen sei. Sachverständige der Polizei treffen ein, die die Ursache für das Großfeuer herausfinden sollen, das am Samstag im skandinavischen und holländischen Themenbereich gelodert hatte.

Exakt um 18.22 Uhr ging der Notruf ein. Eine Lagerhalle stand in Brand. Augenzeugen berichten von einem lauten Knall, dann war auch schon der Rauch zu sehen. Kilometerweit zu sehen, beißend und schwarz. Die Anwohner wurden gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Mehr als 500 Helfer von Feuerwehr, THW und Polizei aus dem ganzen Südwesten waren im Einsatz, um den Brand zu bekämpfen und die Besucher in Sicherheit zu bringen. Das Unterfangen gelang, gegen 22 Uhr vermeldete die Polizei: Feuer unter Kontrolle und – keiner der 25 000 Besucher verletzt. Sieben Feuerwehrmänner trugen Rauchgasvergiftungen davon, sollen das Krankenhaus aber bereits wieder verlassen haben.

Michael Mack hatte weniger gute Nachrichten: "Wir haben Piraten von Batavia und Norwegen komplett verloren!", schrieb der Geschäftsführer bereits am frühen Samstagabend auf Twitter. Es sei ein trauriger Tag für den Europa-Park, er könne seine Gefühle nicht in Worte fassen. Das Feuer hatte sich von der Lagerhalle in Windeseile ausgebreitet, Teile des skandinavischen und holländischen Themenbereichs in Schutt und Asche gelegt.

So entschieden die Macks erst in der Nacht, dass der Park tags darauf öffnen wird. Es ist ein Sonntag in den Pfingstferien, gut 25000 Besucher werden erwartet – klar, die Show muss weitergehen. Pünktlich um 9 Uhr öffnete der Park am Sonntag seine Tore. Und die Massen strömten, so als wäre nichts geschehen, als hätte es den wohl schwärzesten Tag in der 43-jährigen Geschichte des Europa-Parks nicht gegeben. Bis zum Mittag sollen 15 000 Menschen die Drehkreuze am Eingangsbereich passiert haben.

Das Unglück lockt auch Gaffer an

Der betroffene Parkbereich ist durch Sichtwände abgesperrt. Zwischen den Stoffplanen gibt es Lücken, durch die Gäste Handykameras auf den Brandort richten. Andere steigen sogar auf Sitzbänke, um eine bessere Sicht auf den Unglücksort zu haben. Um das Treiben der Gaffer zu beenden, ziehen Park-Mitarbeiter ein paar Meter vor den Sichtwänden noch zusätzliche Absperrbänder auf. Es sind insgesamt aber nicht viele Gäste, die einen Blick erhaschen möchten; die meisten Besucher wollen, so wirkt es, einfach nur einen unbeschwerten Tag verbringen.

Auch am Morgen danach sind die Brandbekämpfer noch mit einem Großaufgebot vor Ort. Mit einem Schlauch halten sie auf den Brandort drauf, um mögliche Glutnester abzulöschen. Die Feuerwehrleute haben gute Arbeit geleistet, das ist am Sonntag trotz der Absperrungen zu erkennen. Denn manches im skandinavischen Themenbereich ist unbeschädigt geblieben. Die Schiffsschaukel hebt und senkt sich, auch die norwegische Stabkirche scheint noch heil zu sein.

Schlechter sieht es im Herzstück des Themenbereichs aus, eine schmale Gasse mit bunten Häusern – die Szenerie war einem skandinavischen Fischerdorf nachempfunden. Dort hat das Feuer offenbar den größten Schaden angerichtet. Aus der Ferne ist nur noch ein einzelnes Gebäude zu erkennen, von dem auch nur noch die Fassade steht. Von den anderen Häusern scheinen nur noch verkohlte Reste übrig zu sein.

Von rund 100 Attraktionen seien nur drei nicht nutzbar, hieß es aus dem Park. Unter anderem waren das Fjord Rafting und die Dschungel-Floßfahrt betroffen. Das alles dürfte recht bald wieder aussehen und funktionieren wie immer. Wie es mit den "Piraten von Batavia", ein echter Park-Klassiker aus dem Jahr 1987, weitergeht, ist aktuell unklar. Die Bahn brannte komplett aus. Wird sie wieder aufgebaut oder weichen die Ruinen einem anderen Konzept? Eine Frage, die die Zukunft beantworten wird, am Tag eins nach der Beinahe-Katastrophe aber bei Weitem nicht die dringlichste ist.

Anderes scheint wichtiger. Etwa, wie es zu solch einer verheerenden Feuersbrunst kommen konnten. Bis die Spezialisten der Kripo und des Landeskriminalamts die Ursache ausgemacht haben, werden wohl noch Tage oder gar Wochen ins Land gehen. Auch der Schaden ist noch nicht zu beziffern, dürfte aber in die Millionen gehen, so die vorläufige Einschätzung der Geschäftsführung des Europa-Parks.

Info: Medienecho

Der Brand im Park war am Wochenende das Thema in den sozialen Medien. Bundesweit und auch im Ausland, vor allem in der Schweiz, wo der Europa-Park als das beliebteste Ausflugsziel gilt, berichteten Radio- und Fernsehsender. Bild.de titelte: "Feuer-Inferno im Europa-Park", die FAZ schrieb: "Millionenschaden nach Feuer im Europa-Park", die Hamburger Morgenpost unterhielt sich mit einem Besucher, der laut eigenen Aussagen nur "knapp der Feuerhölle entkommen" war.