Heiligenzells Ortsvorsteher Gerold Kadenbach (links) kämpfe mit Tobias Schmitt, Vorsitzender der Feuerhexen, um den Schlüssel der Verwaltung. Foto: Bohnert-Seidel

Egal, ob in Schuttern, Heiligenzell, Oberschopfheim oder Oberweier: Im gesamten Gemeindegebiet stürmten Narren die Verwaltungen und rissen die Macht an sich. Das Büro des Bürgermeisters Erik Weide wurde sogar per Leiter erobert.

Die Narrenbäume ragen bunt geschmückt über den zentralen Plätze in Friesenheim. Das bedeutet: In allen Teilen der Gemeinde wird die Macht der Narren proklamiert. Alle Amtsträger sind im Handumdrehen aus ihren Rathäusern und Amtsstuben gezerrt, die Narren haben die Schlüsselgewalt über die Kommunen. Die „fünfte Jahreszeit“ ist somit in vollem Gange.

 

Es ist die Macht des Volkes. Nicht per Wahlentscheid an der Urne, sondern gefolgt von einem ohrenbetäubenden und lauten Gejohle vor den Rathäusern. Teils haben sich die Narren in den Straßen formiert. Aus vielen Richtungen sind sie geeilt. Morgens um 6 Uhr war für viele Narren die Nacht vorbei.

Die Zünfte lassen keinen Ortsteil aus

Der Tag musste genutzt werden und so viele Aufsässige wie möglich sollten sich ihnen anschließen. Narren liefen im Hemdglunker. In den Ortsteilen wurden die Ortsvorsteher aus den Rathäusern gezerrt und zur Schlüsselübergabe gezwungen.

In Friesenheim mussten die Narren wohl den steilsten Weg ins Rathaus zurücklegen. Über eine Leiter eroberten sie das Amtszimmer von Bürgermeister Erik Weide im ersten Obergeschoss. Binnen kürzester Zeit erklärten sie das Rathaus zur Zentrale der Narretei. Obwohl erst seit kurzem im neuen Amt, ließen sich die Narren auch nicht von Ortsvorsteher Jürgen Silberer in Schuttern und Ortsvorsteher Gerold Kadenbach in Heiligenzell erweichen. Im Grunde ahnten die beiden Ortsvorsteher Andreas Bix in Oberweier und Michael Jäckle in Oberschopfheim längst, dass auch sie auf verlorenem Posten sitzen.

Kindergärten und Schulen wurden von Narren ebenfalls befreit. Als sichtbares Zeichen stehen Narrenbäume bis Fasnachtsdienstag auf den Rathausplätzen. Bunt geschmückt, zeigen sie ein Bild der Heiterkeit und des Frohsinns, das bis Aschermittwoch Einzug hält. Schulkinder freuen sich selbstverständlich über ein paar lustige freie Tage. Schon morgens ging es im Hemdglunker in die Einrichtungen. Musikgruppen wie die „Driewili Stampfer“ in Friesenheim oder der Fanfarenzug in Oberschopfheim haben die Kinder musikalisch aus dem Unterricht katapultiert.

Narren befreien Kinder aus den Kitas und Schulen

Dass Narren eine gesunde und eiweißreiche Kost brauchen, wissen die „Stänglihocker“ in Oberschopfheim längst. Dort kochte der alte Narrenrat einen riesigen Topf Bohnensuppe, die Leib- und Königsspeise der Narren und verteilte diese kostenlos ans Volk. Ein Freundenfest entbrannte in der gesamten Großgemeinde. Ab sofort gilt die Macht der Narren, die von ihrem Anspruch auf die Schlüsselgewalt erst wieder am Fasnachtsdienstag mit verbrennen der Narrenpuppen freiwillig verzichten werden.