Impfstoff ist Mangelware: Arzt Igor Reitmann musste vielen Patienten absagen. Foto: Fischer

Die Wolfacher Hausärzte sind verärgert. Gerne würden sie die Impfquote vorantreiben und viele Menschen in kurzer Zeit immunisieren. Doch die Politik halte ihre Versprechen nicht und liefere zu kurzfristig und zu wenig Vakzine an die Ärzte.

Wolfach - "Noch vor einigen Wochen sollten wir Hausärzte ›impfen, impfen, impfen‹, die Politik sprach von mehreren Millionen Impfdosen, die jede Woche ausgeliefert werden", erzählt der Hausarzt Igor Reitmann. Doch am vergangenen Freitag bekam er dann die Nachricht von der Apotheke, dass nur 18 der bestellten 30 Impfdosen des Stoffs Biontech übergeben werden können.

Zwölf Patienten gehen leer aus

"Ich musste dann zwölf Patienten anrufen und ihnen sagen, dass sie den Termin, auf den sie schon wochen- oder sogar monatelang gewartet haben, nicht wahrnehmen können. Und das Schlimmste ist: Ich kann ihnen vorerst keinen neuen Termin anbieten." Der Arzt hat sich mit vier anderen Kollegen in Wolfach und Oberwolfach zusammengeschlossen und einen Brief an die Kassenärztliche Vereinigung und Gesundheitsminister Manfred Lucha geschrieben.

Politik sollte frühzeitiger informieren

Reitmanns Forderungen an die Politik sind deutlich: "Ich wünsche mir die Bereitstellung des versprochenen Impfstoffs an die Praxen und eine frühzeitige Information, wenn nicht genügend davon geliefert werden kann." Ein paar Tage vorher reichten da nicht aus, denn die Patienten müssten informiert werden, bei einem Wechsel vom Impfstoff Biontech auf Moderna aufgeklärt und überzeugt werden.

"Ich persönlich habe mich bisher auf den Impfstoff Biontech konzentriert und die Patienten haben diesen nach mehreren Rückmeldungen auch besser vertragen. Aber nun werde ich auf Moderna umsteigen müssen, doch das geht nicht von heute auf morgen", so der Hausarzt.

Bund ist für Verteilung der Impfdosen zuständig

Kai Sonntag von der Kassenärztlichen Vereinigung stellt klar, dass die KV nicht für die Verteilung der Impfdosen zuständig ist, sondern lediglich die Informationen darüber bereitstellt, wie viele Impfdosen die Ärzte pro Woche bestellen können. "Dann ist aber noch nicht garantiert, dass diese Impfdosen auch alle geliefert werden können. Bei Biontech gibt es eine Höchstanzahl, diese Woche sind das fünf Flaschen pro Arzt, bei Moderna gibt es keine Beschränkung." Er wolle den Bund nicht in Schutz nehmen, so Sonntag, erklärt aber, dass dieser die Impfdosen nach einem Algorithmus verteile und seinerseits auch auf die Lieferung der Produzenten angewiesen ist.

Ärzte wollen weiterhin impfen

Das Bundesgesundheitsministerium verweist auf Anfrage unserer Zeitung auf die aktuellen Informationen auf der Internetseite. In einer Tabelle sind die "geplanten Lieferungen an Leistungserbringer" dargestellt. Demnach hat der Bund in dieser Woche mit 2,9 Millionen Dosen Biontech und 10,1 Millionen Dosen Moderna gerechnet. Ausgeliefert wurden in dieser Woche laut einer zweiten Tabelle rund drei Millionen Impfdosen Biontech, aber nur 4,6 Millionen Dosen Moderna (siehe Info).

Reitmann und seine Kollegen sind sich einig: "Wir impfen gern und tun alles, was wir können – auch unser Personal macht Überstunden und die Impfbereitschaft ist da. Es kann nicht sein, dass unser Vertrauen verspielt wird, wenn wir kurzfristig die Nachricht bekommen, dass die Impfdosen nicht geliefert werden können."

Info: Aktuelle Zahlen

Das Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht regelmäßig aktuelle Zahlen über die Auslieferung der Impfstoffe sowie gemeldete Impfungen. Zu finden sind diese auf der Internetseite unter www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.