Die Zahl der Komplikationen während Schwangerschaften ist in den vergangenen Jahren auch im Ortenaukreis deutlich angestiegen, berichtet die AOK. Foto: Seidel (Symbolbild)

Immer häufiger kommt es im Kreis zu Komplikationen bei Schwangerschaften – das zeigen Zahlen der AOK. Demnach stieg die Zahl der Fälle in den vergangenen Jahren stetig an. Ein ungesünderer Lebensstil könnte ein Grund dafür sein.

Ortenau - Diabetes und Schwangerschaftserkrankungen mit Bluthochdruck, der sogenannten Präeklampsie, gefährden die Gesundheit von Ungeborenen wie von schwangeren Frauen selbst. Die AOK Südlicher Oberrhein beobachtet unter ihren Versicherten im Ortenaukreis eine starke Zunahme der Behandlungszahlen. Befanden sich 2016 noch 469 Frauen wegen solcher Schwangerschaftserkrankungen in ambulanter oder stationärer Behandlung, so stieg die Behandlungszahl vier Jahre später auf 593.

"Zwischen 2016 und 2020 nahm der Anteil der Betroffenen im Ortenaukreis im Durchschnitt um 2,1 Prozent pro Jahr zu", berichtet Norbert Limberger, der das Kundencenter-Netzwerk Ortenau Süd leitet.

Ähnlicher Trend wird auch im Land beobachtet

Doch es handelt sich nicht um ein rein lokales Phänomen. Auch in Baden-Württemberg wird ein deutlich steigender Trend beobachtet. "2016 zählten wir 10 995 medizinisch versorgte Behandlungen, 2020 stieg die Zahl auf über 15 000 an", so Limberger. Eine auffällige Häufung gibt es bei den Frauen zwischen 30 und 34 Jahren.

Bei einer Präeklampsie leiden die Betroffenen nach der 20. Schwangerschaftswoche an Bluthochdruck und erhöhter Eiweißausschüttung im Urin. "Symptome wie Nierenfunktionseinschränkungen, Leberbeteiligung, Lungenödem oder eine Wachstumsstörung des Ungeborenen weisen auf eine Präeklampsie hin", erklärt AOK-Ärztin Gudula Kirtschig. Im Endstadium, der sogenannten Eklampsie, treten Krampfanfälle auf – also sehr ernsthafte Symptome. "Neben Blutungen und Infektionen ist die Eklampsie die häufigste Ursache der Schwangerensterblichkeit", so die Medizinerin.

"Betroffene Frauen sollten sich körperlich schonen, sollten sich eiweißreich ernähren und ausreichend trinken", rät Kirtschig. Die Gründe für den Anstieg in den vergangenen Jahren sind nicht genau bekannt. Vermutet wird aber, dass ein ungesünderer Lebensstil mit steigenden Zahlen an Bluthochdruck und Diabetes eine Rolle spielt. heißt es von der AOK Südlicher Oberrhein.

Eine Schwangerschaftsdiabetes ist derweil eine Stoffwechselerkrankung. "Diese Diagnose wird gestellt, wenn der Blutzuckerspiegel während der Schwangerschaft zu hoch ist", erläutert Kirtschig. Die grundlegenden Ursachen dafür sind die Veranlagung zu Übergewicht, Bewegungsarmut und ungesunde Ernährung. Viele Menschen haben dadurch auch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Typ-2-Diabetes. "Diabetes mellitus in der Schwangerschaft erhöht das Risiko für zum Beispiel überdurchschnittlich große Kinder und Präeklampsie. Im schlimmsten Fall kommt es zur Totgeburt", informiert die Medizinerin.

Problematischer Bluthochdruck

Bluthochdruck während der Schwangerschaft zeigt sich in Werten über 140/90 Millimeter Quecksilbersäule. Etwa zehn Prozent aller Schwangeren entwickeln ihn, bei circa zwei bis 2,5 Prozent kommt es zur Präeklampsie, auch bekannt als Schwangerschaftsvergiftung. Hierbei verengen sich die Gefäße, der Blutdruck steigt und die Organe, unter anderem auch die Plazenta, werden schlechter versorgt - ein für Mutter und Kind gefährlicher Zustand.