Michel Mandey kommt jedes Jahr für einen Monat aus dem Kamerun nach Wolfach und unterstützt bei den katholischen Gottesdiensten und anderen kirchlichen Aufgaben. Foto: Bea

Glaube: Vertretungspfarrer Michel Mandey erzählt von seiner Zeit in der Gemeinde

Wolfach - Jedes Jahr kommt er für einen Monat nach Wolfach. Michel Mandey fliegt im Sommer aus dem Kamerun in den Schwarzwald, um für Pfarrer Hannes Rümmele die Vertretung in der katholischen Kirche zu übernehmen.

"Wolfach ist für mich immer wie Urlaub, obwohl ich hier ja auch arbeite", erzählt Michel Mandey, der Wolfacher Vertretungspfarrer der Katholischen Kirche an Wolf und Kinzig. Jedes Jahr kommt er von August bis September in die Schwarzwald-Gemeinde, um für Pfarrer Hannes Rümmele die Gottesdienste, Predigten, Kommunionen, Taufen, Krankensalbungen und Beichten zu übernehmen. Eigentlich wohnt Mandey in Kamerun in Zentralafrika und ist dort als Erzieher in einem christlichen Seminar für das Priesteramt in Kamerun tätig, was laut ihm einer Professorenstelle gleicht.

Im Jahr 2017 verbrachte Mandey bereits einige Zeit in Freiburg und wollte mit einer Beschäftigung hier seine Deutschkenntnisse verbessern. Da kam das Stellengesuch in Wolfach kurze Zeit später gerade recht. "Ich nehme mir jedes Jahr zu dieser Zeit in Kamerun Urlaub, um hier nach Wolfach zu kommen und zu arbeiten. Der Verdienst ist besser und die Aufgaben sind andere", so der gebürtige Kongolese.

"Ich habe aber auch viel Freizeit hier, weil ich vor allem abends die Gottesdienste leite und die ersten zwei Wochen gemeinsam mit Pfarrer Rümmele gestalte. Deshalb fühlt es sich trotzdem eher wie Urlaub und eine kleine Auszeit an", so Mandey weiter. Was er an Wolfach besonders schätzt? "Ich fühle mich hier willkommen und werde gut versorgt. Es ist hier wie in einer christlichen Familie." Auch die Wolfacher selbst seien alle nett, grüßten den Vertretungspfarrer immer und seien behilflich, wenn er eine Frage habe oder Hilfe brauche. "Einige Familien laden mich sogar zum Essen ein", erzählt Mandey.

Menschen hier sind hilfsbereit und nett

Wenn er seine Wohnung im Pfarramt morgens oder mittags verlässt, gehe er im schönen Schwarzwald wandern, mache Sport und fahre Fahrrad. Das Wetter hier sei für solche Aktivitäten um die sommerliche Jahreszeit ideal, in Kamerun sei es dann mit bis zu 35 Grad deutlich wärmer. Auch die kürzeren Wege schätze er, die nächste Seelsorgeeinheit sei nicht weit entfernt – der längste Weg sei beispielsweise von Wolfach nach Schapbach. "In Afrika sind die meisten Kirchen sehr weit voneinander entfernt. Als ich früher noch im Kongo Gottesdienste gehalten habe, musste ich die weiten Strecken immer mit dem Motorrad hin- und herfahren."

Dafür seien die Kirchen bei Gottesdiensten immer gut gefüllt, aber Corona spiele im Alltag der Afrikaner keine so große Rolle wie in Deutschland. "Hier sind die Menschen sehr vorsichtig und tragen Masken und müssen sich zum Gottesdienst anmelden. In Kamerun sind seit Beginn der Pandemie vielleicht 800 Menschen gestorben, der Alltag geht dort recht normal weiter, auch Impfungen wollen die meisten Menschen nicht", erzählt Mandey.

Ein Hindernis für ihn persönlich in den Gottesdiensten seien die Sprache und die unterschiedliche Kultur: "Die ersten zwei Wochen sind sprachlich eine Katastrophe, ich muss mich dann erstmal wieder an das Deutschsprechen gewöhnen", schmunzelt der Vertretungspfarrer. Im Kamerun werde bei Gottesdiensten oft getanzt, das kann sich Mandey für die Wolfacher Gemeinde nicht recht vorstellen. "Dort gehört das zum Ritual dazu, hier würden die Menschen das Tanzen in der Kirche eher belächeln oder für ein Schauspiel halten und das sollte nicht sein. Der Gottesdienst muss ernst bleiben und jeder gläubige Christ sollte mit Überzeugung daran teilnehmen."

Am Sonntag, 12. September, wird der Vertretungspfarrer Michel Mandey um 10.30 Uhr zum letzten Mal in diesem Jahr die heilige Messe in der Wolfacher Kirche St. Laurentius leiten. Montags geht es für ihn dann wieder in den Kamerun zurück, bevor er im kommenden Jahr in den Schwarzwald zurückkehrt.