Der "Hemdglunkiumzug" der Neuenburger Narren weist eine große Ähnlichkeit zum Wolfacher Wohlauf auf. Beim Auftritt des "Hisgir" beim Narrentreffen in Staufen gesellte sich auch eine Rungunkel dazu. Foto: Schrader Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Narrenzunft aus Neuenburg zeigt "Hemdglunkiumzug" / Ähnlichkeit zu Wolfacher Brauch

Eine Überraschung hat es für die Wolfacher Teilnehmer kürzlich beim Narrentreffen in Staufen gegeben. Die Narrenzunft "D’Rhiischnooge" aus Neuenburg zeigte ihren "Hemdglunkiumzug", der eine große Ähnlichkeit mit dem Wohlauf aufweist.

Staufen/Wolfach. Die rund 80 in weißen Nachthemden und Zipfelmützen gekleideten Neuenburger Narren trugen farbige Lampions bei sich. In ihrer Mitte befand sich ein mit Lampions gezierter und von einem Traktor gezogener Wagen mit einem Bett darauf, in dem der so genannte "Hisgir" lag. Vorneweg lief eine Marschmusik spielende Blaskapelle, ebenfalls in Nachthemden gewandet.

Umzug hält an fünf verschiedenen Stellen

Der Umzug hielt an fünf verschiedenen Stellen, an denen die Teilnehmer mehrere Lieder sangen. Im Anschluss rezitierte der nun in seinem Bett stehende "Hisgir" ein kurzes Gedicht, das dem originalen Wolfacher Wohlauftext nachempfunden ist: "Im Namen des Herrn Entechrist, die Narrennacht erschienen ist. Die Nacht fängt an zu leuchten, den Armen wie den Reichen. Die Narrennacht, die nie versagt, ich wünsch den Narren eine gute Nacht". Danach sprang der Hisgir wieder schwungvoll in sein Federbett und der Zug lief weiter zur nächsten Station.

Bei Recherchen im Internet stellte sich heraus, dass dieser Brauch nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Familie Vordermayer nach Neuenburg kam, die zuvor zehn Jahre lang in Wolfach gelebt hatte. Besonders interessant ist, dass das Wolfacher Wohlauflied ursprünglich auch mit der Zeile "Im Namen des Herrn Entechrist" begann, jedoch ab 1973 auf Einspruch eines evangelischen Pfarrers in "Ihr Narren hört, vernehmt und wisst" geändert werden musste. In Wolfach war dies bislang nicht allgemein bekannt, dass sich andernorts der originale Text erhalten hat.

Lied hat sich mit originalem Text erhalten

Nebenbei bemerkt haben auch die Narren in Freiburg, Kenzingen, Triberg und Schonach das Wohlauflied mit dem "Entechrist" übernommen und adaptierten es auf unterschiedliche Weise in ihren ortsspezifisch ausgeprägten Fasnetbräuchen.

In Wolfach lässt sich der Wohlauf bereits seit 1867 schriftlich nachweisen – und zwar auf dem Festspielplakat, das sich heute im Museum im Schloss befindet. Nach mündlicher Überlieferung entstand der Wohlauf zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Parodie auf einen Nachtwächter, der seinen verantwortungsvollen Dienst verschlafen hatte.