Wolfach - Nach drei Wandertagen mit Wassermangel in allen drei hochgelegenen Alpenvereinshütten haben sich Gerhard und Liane Schillinger auf die erfrischende Dusche zu Hause gefreut. Was aber, wenn dort auch nur noch ein Rinnsal aus der Leitung kommt?

So erging es dem Ehepaar Schillinger im heißen Sommer 2016 auf dem 600 Meter hoch über Wolfach gelegenen Horben, als sie vom Urlaub im österreichischen Karwendel heimkehrten. Das Wasser rauschte nicht mehr durch die Leitung und ein Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung war aus topografischen Gründen nicht möglich.

Experte sagt Menge voraus: Die wichtigste hauseigene Quelle war während des Urlaubs versiegt. Lediglich die kleine, die den Gartenteich speist, lieferte noch ein wenig Wasser.

Schillinger reagierte sofort und beauftragte ein Bauunternehmen mit dem Ausbaggern im Bereich um das alte Wasserreservoir. Selbst in sieben Metern Tiefe waren die Bodenschichten staubtrocken, der seit Jahrzehnten verlässliche Quellhorizont war verschwunden.

Ein letzter, mehr der Verzweiflung geschuldeter Baggerbiss brachte dann aber einige Krümel feuchten Sands zutage.

Ein Wünschelrutengänger bestätigte den Verdacht auf eine wasserführende Ader. Der Experte konnte sogar die zu erwartende Wassermenge auf einen Zehntelminutenliter exakt vorhersagen.

Neue Quelle ist ergiebig: Dank der Nähe zur alten Spring-Fassung konnte das alte Brunnenbassin weiter genutzt werden. Mit verlässlichen 1,8 Litern pro Minute liefert die neue Quelle ausreichend Wasser für den Zwei-Personen-Haushalt nebst großem Bauerngarten. Zum Schutz vor dem Eintrag von Schmutz hat Schillinger etwa 300 Quadratmeter um die Quelle eingezäunt. Ein Waldstück oberhalb schützt das Gebiet zusätzlich vor starkregenbedingtem Eintrag von Colibakterien.

Vermehrte Einsparung: Im Alltag haben die einwöchigen Einschränkungen während der Bauphase Eindruck hinterlassen. Zwar wird die Schwengelpumpe zum Duschen bestenfalls noch zur Abkühlung im Sommer genutzt, aber unter jedem Handwaschbecken steht ein Eimer zum Auffangen des Schmutzwassers. Damit wird danach noch der Garten gegossen.

Pflanzen bilden Biotop: Im großen Bauerngarten finden nach und nach Pflanzenarten Platz, die mit der Trockenheit besser zurechtkommen als ihre blühenden Vorgänger. Tiefwurzelnde Hortensien und Weinreben, dazu robuste Ziergräser, Bodendecker und Stauden zur Vermeidung offener Flächen und so manche Neuentdeckung wie die Wilde Karde – die mit ihren trichterförmigen Stängelblättern Tau und Regenwasser sammeln kann – bilden ein künstliches Biotop. Davon profitieren viele Schmetterlinge, Eidechsen und sogar Ringelnattern.

Die aktuelle Vegetation: Die Rekorde des Hitzesommers 2003 sieht Schillinger 2018 in den Höhenlagen längst übertroffen: Tropennächte bei Temperaturen mit mehr als 25 Grad sowie keinerlei Morgennebel und Tau mehr auf den Wiesen. Die umliegenden Weiden des Horbenhofs sind von den Mutterkühen und ihren Kälbern weitgehend abgeweidet und für die Imker steht ein Jahr mit "Zementhonig" an. Der von den Bienen eingebrachte Pollen enthält zu wenig Feuchtigkeit und kann kaum geschleudert werden. Da ist das Ausbleiben von Schneckenfraß an den Salatpflanzen nur ein kleines Trostpflaster, zumal sich im Forst die ersten Borkenkäfer-Fälle ankündigen.

Info: Hohe Kosten

Wird die anstehende Investition in die neue Kläranlage mit eingerechnet, stemmten Gerhard und Liane Schillinger seit dem Versiegen der hauseigenen Quelle Kosten im hohen, vierstelligen Bereich, um die Autarkie der Wasserver- und Abwasser-Entsorgung sicherzustellen. Dazu muss das Quellwasser alle zwei Jahre auf seine Reinheit von Amts wegen überprüft werden.