Vagelis und Simone Lymperis bieten auch dieses Mal wieder einen Abholservice im Wolfacher "Flößerpark" an. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Kinzigtäler Wirte wünschen sich besseren Informationsfluss / Abholservice wird gut angenommen

Es ist ruhig in den Wirtschaften: Seit Beginn des neuerlichen Teil-Lockdowns darf die Gastronomie wieder nur Essen zum Mitnehmen anbieten. Wie läuft’s? Der Schwabo hat sich umgehört.

Mittleres Kinzigtal. Es ist nicht das erste Mal, dass die Gastronomen auf diese Form des Angebots umstellen. Am Mittwoch, 25. November, entscheidet der Bund über das Weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Kurz bevor die Regierung neue Fakten schafft, berichten Kinzigtäler Wirte, wie es in ihrer Branche derzeit läuft. Gasthaus Eiche in Hausach: Der Zeitpunkt für den zweiten Lockdown hätte laut Christian Lauble vom Hausacher Gasthaus Eiche kaum ungünstiger sein können. "Die Vorweihnachtszeit von November bis Dezember ist immer umsatzstark", berichtet er. Der Abholservice, den die Laubles seit dem ersten Lockdown durchgehend anbieten, werde glücklicherweise gut angenommen. "Das stopft ein großes Loch, ist aber natürlich nicht vergleichbar mit den normalen Umsätzen", so Lauble. Vor allem die Martinsgans zum Abholen sei bei den Hausachern sehr beliebt. "Eine Gans zuzubereiten ist eben immer ein riesiger und langwieriger Aufwand, da holen es viele lieber bei uns", erklärt Lauble.

Personal musste in der Gaststätte zum Glück noch nicht entlassen oder in Kurzarbeit geschickt werden. "Wir haben bei unseren Mitarbeitern die üblichen Fluktuationen", fasst Christian Lauble zusammen. Was das Weihnachtsgeschäft betrifft, schaut Lauble eher pessimistisch nach vorne: "Ich glaube nicht, dass wir an Weihnachten aufmachen werden", meint er. Bistro-Café Flößerpark in Wolfach: "Wir waren erst einmal geschockt, weil es wieder so schnell ging", sagt Simone Lymperis vom "Flößerpark" und betont: "Wir Gastronomen fühlen uns nicht als Pandemie-Treiber." Die Gäste hätten sich vorbildlich an die Auflagen gehalten, das Team selbst hohe Hygieneauflagen auferlegt. Das sehe man auch an den noch immer nicht gesunkenen Infektionszahlen. Ihrer Meinung nach hätte im Sommer mehr kontrolliert werden müssen, damit die Besucher das Bewusstsein über die Pandemie nicht verlieren.

Gerade erst wurde die Gartenterrasse verglast, um mit Heizpilzen und Co. so lange wie möglich an der frischen Luft zu bewirten. Hinzu kommen Kosten für Desinfektionsmittel, Vordrucke für die Kontaktdatenerfassung und Ähnliches. "Wir haben viel investiert, in einer Zeit, in der wir viel weniger verdienen", erklärt Simone Lymperis.

Das Team setzt wieder auf den Abholservice mit kleinerer Karte. Der werde gut angenommen, auch wenn das kein Vergleich zum Normalbetrieb sei. Das Ganze werde sehr gut angenommen – auch wenn es sich mittlerweile durch das erweiterte Angebot etwas mehr verlaufe als im Frühjahr. Ihr Appell: "Unterstützt eure örtlichen Gastronomen und Einzelhändler in dieser Pandemie. Es gibt auch ein Leben nach Corona und dann wäre es schön, wenn eure Lieblingslokale und Geschäfte auch noch für euch da sind." Landhaus Lauble, Hornberg-Fohrenbühl: "Der Abholservice läuft im Moment schwach", so Besitzer Jürgen Lauble. Der November sei immer ein ruhiger Monat und die Sperrung der L 108 zwischen Hornberg und Fohrenbühl komme noch dazu. "Die Weihnachtsfeiern fallen komplett aus. Vor Mitte Dezember werden wir nicht öffnen dürfen", ist er sich sicher. Und wenn die Gastronomie Weihnachten öffnen dürfe, "dann haben wir im Januar das gleiche Dilemma", sagt Lauble.

Wenn aber nicht geöffnet werden darf, dann brauche die Gastronomie staatliche Hilfe, sagt Lauble, der auch stellvertretender Vorsitzender der Kreisstelle Wolfach der Dehoga ist.

Die Gastronomie gehe mit wenig Ertrag ins Winterhalbjahr. Es sei schwierig zu planen. Das beginne schon mit der Weihnachtsdekoration und gehe weiter mit der Planung der Weihnachts- und Silvestermenüs. Er hat viel Werbung gemacht, um das Haus zur Weihnachtszeit zu füllen. "Nun kommen langsam die Absagen rein, die Gäste sind verunsichert", sagt Lauble. In Vino Veritas, Haslach: Inhaber Ralf Müller ärgert sich darüber, dass die angekündigten November-Hilfen noch nicht ausgeschüttet wurden. Aktuell seien nicht einmal die Anträge verfügbar, berichtet er am Samstag im Telefongespräch. Zwar werde der Abholservice von den Stammkunden gut angenommen, "aber es ist wie ein Geisterspiel beim Fußball", sagt Haslachs Wirtesprecher. Auch seine Kollegen seien über die Loyalität der Kunden froh und dankbar. "Das große Problem ist die Ungewissheit, wie es weitergehen soll."

"Wir hatten jetzt so lange geschlossen und die Infektionszahlen sind nicht signifikant gesunken", sagt Müller weiter. Die Gastronomie habe Hygienekonzepte aufgelegt und viel Aufwand betrieben. Und selbst, wenn die Wirtschaften schnell wieder öffnen könnten, sieht er ein Problem, das sich im Hintergrund ergibt: Es könnte bei der Lebensmittelindustrie zu Lieferengpässen kommen. Auch diese müsse nach der Zwangspause erstmal wieder hochfahren.

Insgesamt wünscht Müller sich mehr Informationen. Und, wie alle seine Kollegen, Perspektiven zumindest für die kommenden zwei Monate. "Wir kämpfen weiter", fasst er zusammen.

Um die Ansteckungen mit dem Coronavirus in Deutschland unter Kontrolle zu bringen, hatte die Bundesregierung ab Anfang November einen Teil-Lockdown verkündet. Betroffen sind unter anderem die Gastronomie, Fitnessstudios und die Veranstaltungsbranche. Am Mittwoch soll entschieden werden, wie es weitergeht.