Die beiden Friedhöfe aus der Vogelperspektive: Sie könnten demnächst umgestaltet werden. Foto: Ingenieurbüro Zink

Ingenieurbüro stellt Entwicklungskonzept vor / Urnengräber und Orte der Stille liegen im Trend

Das Ingenieurbüro Zink hat bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend das neue Friedhofentwicklungskonzept vorgestellt. Die Stadt Wolfach will den alten und neuen Friedhof umgestalten, da die Bestattungsformen immer vielseitiger werden.

Wolfach . Die Ingenieure Peter Sackmann und Gabi Zimmermann vom Büro Zink aus Lauf haben am Dienstagabend ihr Friedhofentwicklungskonzept vorgestellt. Die Wolfacher Gemeinderäte haben diese Planungen zustimmend zur Kenntnis genommen und die Verwaltung damit beauftragt, finanzielle Mittel aus dem Haushalt 2017 für den ersten Bauabschnitt anzumelden.

Da sich die Bestattungskultur laut Sackmann mittlerweile rasant verändert hat, wollten die Räte nun vielseitigere Bestattungsformen auf dem alten sowie neuen Friedhof nahe der Wolf zulassen. Auch die feuchte Bodenbeschaffenheit macht es dort nötig, Vorkehrungen zu treffen, damit die Tiefengräber entlang des Flusses nicht vom Grundwasser geflutet werden und somit der Verwesungsprozess der Leichen aufgehalten wird.

Das Nutzungskonzept, das Sackmann und Zimmermann den Räten vorstellten, könnte voraussichtlich bis zum Jahr 2030 auf den alten Friedhofsteil beschränkt bleiben. Zum Beispiel sprach sich Zimmermann dafür aus, dort ein parkähnliches Areal mit Springbrunnen und Bänken zu errichten, damit die Menschen dort verweilen und die Stille genießen können.

Zudem betonte ihr Kollege Sackmann, dass seit 1990 die Anzahl von Erdbestattungen abgenommen hätte. Urnengräber würden beliebter. "Dieser Trend wird sich auch fortsetzen und ist auf soziale Aspekte begründet", so der Experte.

2016 hielten sich die beiden Bestattungsformen Urne und Erdgrab bei jeweils 600 Stück stets die Waage, aber nun geht die Schere auf den Wolfacher Friedhöfen bis 2050 weit auseinander. Zu diesem Zeitpunkt wird mit 900 Urnen sowie lediglich 200 Erdgräbern gerechnet.

Für den alten Friedhof wird daher die rund doppelte Fläche Urnengräber benötigt. Anstatt wie bisher mit 890 Quadratmetern auszukommen, werden nach den neuen Plänen 1500 Quadratmeter nötig sein. Für die Einzel- und Doppelgräber wird die Fläche halbiert, anstatt 1500 Quadratmeter sollten dann nur noch 750 Quadratmeter zur Verfügung stehen.

Dennoch, so Sackmann, bliebe damit weiterhin genügend Fläche für viel Gestaltungsspielraum für eine parkähnliche Anlage mit historischen Grabsteinen, Kriegsgräbern und Urnenstelen übrig, die die Bürger animieren soll, fernab vom Gräberkult auf dem Friedhof innezuhalten und die Stille zu genießen.

Für den neuen Friedhofsteil ist ein aufwendigeres Gestaltungskonzept mit neuen Anforderungen geplant. Dort sollen zum Beispiel Baumgräber und pflegeleichte Rasengräber angelegt werden, die laut Zimmermann gerade stark im Trend sind. Auch hier seien Orte des Verweilens in Form von Sitzmöglichkeiten unter einer Pergola unverzichtbar, so Zimmermann.

Bernd Busch (Grüne) gefiel die neue Konzeption gut, besonders mit den parkähnlichen Elementen. "Orte der Stille", so sein Appell, "brauchen wir sehr dringlich." Ratsmitglied Peter Ludwig befand: "Bei älteren Mitbürgern herrscht die Sorge, dass die Jüngeren die Gräber pflegen". Die Idee, zum Beispiel Rasen anstatt Erde auf den Gräbern zu lassen, werde bestimmt gut von der Bevölkerung angenommen, sei sich Ludwig sicher.

Bezüglich der Baumgräber sah Emil Schmid (CDU) folgendes Problem: Er werde von vielen angesprochen, dass das Laub der umstehenden Bäume auf die Gräber fiele und dies beim Grabrichten weggemacht werden müsste. Martina Hanke von der Bauverwaltung sagte, dass Bäume eben Fluch und Segen zugleich wären. Einerseits fielen die Blätter, andererseits spendeten die Bäume Schatten und würden beim Verwesungsprozess helfen.

Anschließend dankte Bürgermeister Thomas Geppert den Ingenieuren und versprach mit den Räten, das Anliegen in die Haushaltsbesprechungen mitzunehmen.