Eine sehr beliebte Badestelle war der Mühlenteich im Grünach – auch 1983, wie diese Aufnahme zeigt. Repro: Haas Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Oberwolfacher brauchten zum Schwimmenlernen kein eigenes Bad / Wolf reichte dafür aus

Zaghaft kommt in der Corona-Zeit der Badebetrieb in Gang. Ein Anlass, um ein wenig in die Oberwolfacher "Badegeschichte" zurückzublicken. Wie in den anderen Orten beginnt diese mit Bächen und Weihern.

Oberwolfach. Viele Oberwolfacher haben das Schwimmen am Hofgumpen erlernt, der sich am oberen Ende des heutigen Sportplatzes befand. In der Anfangszeit des Kickens bot sich hier die willkommene Gelegenheit, zwischendurch mit einem Sprung in die Wolf eine kurze Abkühlung zu finden.

Am Berghang sprangen die Mutigen vom kleinen und vom großen Felsen, ehe in den späteren Jahren am oberen Rand des Gumpens ein stabiler Holzbohlen als Sprungbrett diente.

Gewandelt hat sich im Laufe der 30er- bis 50er-Jahre die Einstellung zum Baden in der Wolf seitens der kirchlichen und auch politischen Obrigkeit im Dorf vom strengem Verbot und drastischer moralischer Verurteilung bis hin zur Förderung der Einrichtung als ein der Gesundheit dienliches "Freizeit-, Sport- und Naturbad".

Die Ahndung der 30er-Jahre bestand auch darin, dass der Pfarrer von der Kanzel herunter wegen des unmoralischen Badens schimpfte und das Schwänzen des sonntäglichen Vespergottesdienstes anprangerte. Seitens der Gemeinde sollte bisweilen der Ortspolizist die Delinquenten notieren und dem Bürgermeister melden. Die amtliche Mitteilung mit Strafandrohung erfolgte dann beim sonntäglichen Verkünden auf dem Lindenplatz.

Doch wandelte sich die Gesinnung in den 50er-Jahren geradezu revolutionär. Pfarrer Rapp duldete nun das Baden in Verbindung mit dem Kicken, zumal er als leidenschaftlicher Fußballfan zunehmend ein Freund der Jugend war, und die Gemeinde ließ sogar eine große Holzbaracke zum Umkleiden und als Kiosk für Monika Feger am Sportplatz errichten. Frau Feger, die mit ihrem Mann Emil im kleinen Häuschen am unteren Tor des Fußballplatzes wohnte, war bei der Dorfjugend sehr beliebt. Bei ihr konnte man am Küchentisch ein Bluna oder Raspa trinken, während ihr Mann mit einem gekrümmten Fahrradspeichen die Tabakreste von Zigarettenstummeln zu Pfeifentabak verarbeitete.

Weil sie stets so freundlich und verständig für die Jugend war, galt ihr strenges Wort auch als "Bademeisterin" und Kioskbetreiberin am Hofgumpen. Hier hatten ältere Burschen nämlich nichts Besseres zu tun als die Astpfropfen aus den Bretter zu puhlen, um in die Kabinen hinein "spickeln" zu können, in denen sich die Damenwelt umzog.

Erwähnt sei auch, dass der Gumpen an der Lai das Bad der Walker war. Die Mitteltäler hielten sich eher im Bereich des Schrannengumpens auf. Talabwärts ist in neuerer Zeit trotz der Angebote der Schwimmbäder in der Umgebung die Vertiefung der Wolf in Höhe der "Siedlung" ein beliebtes Naturbad geworden. Da und dort wurden auch immer durch Anstauen künstliche Badestellen geschaffen.

Das Anstauen mit Bachwacken ist in neuerer Zeit allerdings gänzlich verboten, weil dadurch der knappe Wasservorrat noch zusätzlich zum Schaden für die Fische aufgeheizt wird.

In alten Zeiten war es übrigens auch streng verpönt, dass beiderlei Geschlecht an derselben Stelle badete. Lange galten der Bereich Mühleteich/Mühlegraben am oberen Grünach als offizielles Oberwolfacher Damenbad.

Nach Wolfach ins Schwimmbad ging man erst in neuerer Zeit. Das alte Bad der 40er- und frühen 50er-Jahre war eher den feinen Herrschaften vorbehalten. Auch musste ja Eintritt bezahlt werden. Zudem war es für die Oberwolfacher viel zu entlegen.

Heute sind übrigens die meisten der alten Gumpen und Badestellen verlandet. Dafür sind einige neue entstanden. Die Dorfjugend ist da noch immer recht kreativ und findet schnell heraus, wo sich eine Passage in der Wolf oder eine Stelle in den Seitenbächen zum Baden oder sogar richtig zum Schwimmen eignet.

1952 ging ein Schreiben an die Oberwolfacher Gemeindeverwaltung mit der Bitte, die Wolf im Bereich an der Lai nach einem Hochwasser wieder auszubaggern. Hauptargument: "Neben der erwachsenen Bevölkerung ist es vor allem die Schuljugend, die unter der Aufsicht ihrer Lehrer dieses behördlich zugelassene Schwimmbad in Anspruch nimmt."