Vollständig umherzt wurde eine Rungunkel von "Wiebern" am Jubiläumsabend in Wolfach (linkes Bild). Oberrungunkel Erwin Bächle übergibt Erinnerungspräsente an die ältesten Rungunkeln, die von der Gründung 1958 bis 1963 dabei sind. Fotos: Buchholz Foto: Schwarzwälder Bote

Fünfte Jahreszeit: "Alden Rungunkeln und Müller" feiern Geburtstag gebührend / Gastzünfte bereichern Abend

Der Fasnetspruch "Lirum Larum Löffelstiel, alde Wieber fresse viel..." ist am Freitag in der Festhalle Wolfach erklungen. Er war närrisches Gebot und sorgte zugleich für Gänsehautgefühle bei den alten Wiebern. Sie feierten ihren 60. Geburtstag – und das gebührend.

Wolfach . Zum Bersten gefüllt, wie schon Jahre nicht mehr, schien die Wolfacher Festhalle beim Rungunkeljubiläum regelrecht aus allen Nähten zu platzen, und das, obwohl die Verantwortlichen ein großes Partyzelt direkt daneben "gezimmert" hatten.

Oberrungunkel Erwin Bächle, das Gremium und die vielen Helfer der rund 100 aktiven "Alden Rungunkeln und Müller", einer Gruppierung der Freien Narrenzunft Wolfach, hatten im Vorfeld perfekte Arbeit geleistet. Mit den "handverlesenen" Programmpunkten schallten immer wieder laute Beifallsstürme und Zugabe-Rufe durch die Halle.

Der 60. Ehrentag wurde von den Gastgebern wie ein Augapfel gehütet und so groß die geleistete Arbeit der vergangenen Monate gewesen ist, so geheim war auch das Programm. Um 20.11 Uhr ertönte nach Wolfacher Fasnetstradition der "Michelesmarsch". Zu den Klängen der Stadt- und Narrenkapelle, oder besser: Brotwurschtmusik, machten zunächst die Häsgruppierungen den "Geburtstagskindern" ihre Aufwartung.

Da Wolfachs Narrenvater Hubert "Vitus" Kessler durch Krankheit ausfiel, einigten sich die "Ersatznarrenväter" Hans Glunk und Bernd "Erli" Schillinger bei der Begrüßung nach kurzer Diskussion, wer denn nun das Wort hat. "Ganz Wolfach blickt an diesem Abend stolz auf die Geschichte und generationenverbindende Tradition der ›Alden Rungunkeln und Müller‹, die 1958 von Franz Storz ins Leben gerufen wurden, zurück", so die beiden Laudatoren.

Auch in den Grußworten des Schultes und Schirmherrn, Thomas Geppert, klang Stolz und Anerkennung für die vielleicht "verrückteste Wolfacher Fasnetsgruppierung" mit. Zumindest am Fasnetsfriddig fühlte sich der Bürgermeister doch mehr als Schirmherr der Rungunkeln, denn als Stadtoberhaupt. Als Geschenk an die "Alden Wieber" gab es für jedes Jahr der Rungunkeln einen Liter Bier von Geppert spendiert. Besser können Geburtstagsgeschenke nicht ausfallen.

Der wohl emotionalste Programmpunkt war dann die Ehrung der "Rungunkelväter", die der Fasnetsfigur ihr Leben eingehaucht haben. Mit ihren insgesamt 773 Jahren sind sie auch heute noch das "Gesicht" der Zunft und berichteten zu diesem Anlass aus der Zeit der Entstehung, was in einem imposanten, fast schon "oscarverdächtigen" Film festgehalten wurde.

Mit den Rungunkeln ist eine Familie entstanden, die laut Oberrungunkel Bächle auch noch in den kommenden 773 Jahren bestehen werde. Als bleibende Erinnerung wurde ihnen ein Rungunkelbild mit persönlicher Widmung überreicht.

Chantal und Herbert "aus d’ Vorstadtstroß" (Jochen Huber und Christian Eichinger), die das Publikum durch das Programm führten, klärten im weiteren Verlauf darüber auf, was die Fasnet in Wolfach überhaupt ist. Es gebe sogar einen eigenen Schnitzer und Maler, die die Larven aus schwäbischer Linde formen und gestalte, "weshalb eine Rungunkel auch niemals schön sein kann". Die Tatsache, dass das Aufnahme-Ritual nur nach strengen Bewerbungsgesprächen erfolge, zeige, was die alden Wieber von anderen unterscheide.

Weitere Beiträge zum großen Geburtstagsfest kamen von den "Kirchplatzschnallen" Heike Schamm und Anja Kopp. Ein besonderes Geburtstagsständchen hatten sich die Wolfacher "Kegelwieber" ausgedacht. Sie entkleideten einen Mann in Frauenkluft ganz nach dem Geschmack des Publikums bis zur schwarz-rot gepunkteten Unterwäsche. Die Gäste aus Gengenbach und eine Showtanzgruppe aus Schenkenzell sorgten mit der Stadt- und Narrenkapelle Wolfach für beste Unterhaltung. Den kräftigsten Applaus erhielten die Geburtstagskinder selbst. Sie brachten mit ihrem "Stomp" die Stadthalle zum Beben.

Auch nach dem rund zweieinhalbstündigen Programm ging die Feier munter weiter. In der Festhalle wurde zu schmissigen Klängen der "Riva Band" getanzt, während die jüngere Generation im Partyzelt "abtauchte".

An der originellen Cocktailbar, bei Tanz, Spaß und närrischem G’schwätz wurde der Geburtstag gebührend gefeiert.

Somit waren "Sechzg Johr alde Rungunkeln und Müller" schon vor dem närrischen Finale am heutigen Schellemendig und morgigen Fasnetszischdig ein echtes Highlight der Wolfacher Fasnet 2018.

Als die "Äldeschten Alden" – zuvorderst Gründer Franz Storz für das närrische Elixier von über 100 Rungunkeln geschaffene Lebenswerk – zusammen mit Karl Lickert, Erwin Jehle, Fritz Schuler, Werner Decker, Erwin Schoch, Gottfried Hermann und Ludwig Gutmann auf die Bühne gerufen wurden, wurde nicht nur den Alden Rungunkeln und Müllern kalt und warm ums Herz. Manfred Schäfer hatte kurzfristig absagen müssen.