Gemeinderat: Hochwasserschutz soll erweitert werden / Gremium gibt Planfeststellungsverfahren in Auftrag

Mit dem Hochwasserschutz im Bereich Wolfach-West haben sich die Stadträte in ihrer jüngsten Sitzung beschäftigt. Einstimmig beschlossen die Mitglieder, dass ein Antrag auf Planfeststellung gestellt wird.

Wolfach. Viele Teile der Stadt wären laut Thomas Fleischhacker bei einem 100-jährlichen (HQ  100) Hochwasser überflutet. "Die Verschlüsse und Ufermauern sind nicht hoch genug", erläuterte der Projektleiter des Regierungspräsidiums Freiburg den Stadträten in der Sitzung. Der Hochwasserschutz im Bereich Wolfach-West soll so erweitert werden, dass er einem HQ100 stand hält. Ziel sei zudem das Wegfallen der baurechtlichen Bestimmungen, die laut Wassergesetz in Überschwemmungsgebieten gelten.

Um die Überschwemmungsgebiete "trocken zu halten", sei der Hochwasserschutz planerisch in drei Abschnitte aufgeteilt, erläuterte Fleischhacker. Und zwar in Wolfach-West, Mitte-Zentrum und Nord.

Mittlerweile hätten verschiedene Untersuchungen und Gespräche mit Grundstückseigentümern und Fachbehörden stattgefunden, deren Ergebnisse mit in die Planung einfließen. Fleischhacker stellte darum den ersten Bauabschnitt vor. Demnach sind kleinere Eingriffe in bereits vorhandene Hochwasserschutzeinrichtungen geplant. Die größte Maßnahme ist ihm zufolge die Erstellung eines technischen Bauwerks auf Privatgrund im Bereich Sägegrün. Dafür sei ein Planfeststellungsverfahren nötig, dem das Gremium zustimmen muss.

Maßnahmen nur in der Kombination sinnvoll

"Nur in dieser Kombination schaffen wir es, dass ein HQ 100 nicht an den Häusern vorbei in die Untere Zinne abfließt", erklärte Fleischhacker. Eine Maßnahme auszulassen, ginge also nicht. Durch die Schaffung eines Freibords könnten die baurechtlichen Bestimmungen dort aufgehoben werden.

Die bestehende Mauer im Herlinsbachweg nördlich der Realschule müsste bis zum Haus Nummer 11 um etwa 30 Zentimeter erhöht werden. Gleiches gelte für den mobilen Straßenverschluss mit Dammbalken. Zudem werden zwei kleinere Mauern neu gebaut und ausreichend hohe mobile Verschlüsse von Hauszufahrten vorgehalten.

An der Siechenbrücke sei der um den Freibord zu niedrige Hochuferweg betroffen. Dort könne aber mit ausreichend hohen Bordsteinen gearbeitet werden, so der Projektleiter. Im Bereich Hausacher Straße/B 294 und der ebenfalls zu niedrigen Ein- und Ausfahrt der Radwegunterführung gibt es ebenfalls Defizite. Mit Erdwällen könnten an dieser Stelle und bei der Einfassung des Mühlkanals Freibordkriterien erreicht werden. Die teuerste Maßnahme wäre die Verlängerung des Rohrs, das in den Kanal mündet.

Für ein Planfeststellungsverfahren rechne er mit einer Dauer von zwölf bis 15 Monaten, so Fleischhacker. Wenn alles gut gehe, könnte 2020 ausgeschrieben und gebaut werden.

Erster Bauabschnitt könnte 2020 beginnen

"Der Grundsatz ist, Wolfach-West trocken zu kriegen – und das geht nur mit allen vier Maßnahmen", so der Projektleiter abschließend.

Bruno Heil (CDU) erkundigte sich im Anschluss an die Ausführungen nach den Kosten für die Maßnahmen. Auf diese Frage konnte Fleischhacker allerdings noch nicht antworten. Aber 70 Prozent der Kosten würde das Land übernehmen, sagte er.

Der Bauabschnitt Mitte-Zentrum solle im kommenden Jahr angegangen werden, so Bürgermeister Thomas Geppert. Die technischen Möglichkeiten sollten öffentlich aufgezeigt werden. Was davon letztlich umgesetzt werde, entscheide der Gemeinderat, so Fleischhacker.

Der Freibord bezeichnet den Abstand zwischen einem Wasserspiegel und einer höher liegenden Kante eines Bauwerks, meistens die Oberkante eines Damms oder Ufers. Er ist Bestandteil eines dem Stand der Technik entsprechenden Hochwasserschutzes. Für den Bauabschnitt Wolfach-West bedeutet das: Nur wenn der Freibord ausreichend vorhanden ist, entfallen die Überflutungsbereiche der Hochwassergefahrenkarte und die damit verbundenen baurechtlichen Verbote.