Rund 30 Demonstranten nahmen den Sozialminister am Wolfacher Klinikum lautstark in Empfang. Foto: Schwarzwälder Bote

Sommertour: Sozialminister Lucha macht sich ein Bild von der medizinischen Versorgung im Kinzigtal

Auf seiner Sommertour hat Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) auch Halt in Wolfach gemacht. Vor Ort informierte er sich über die abgeschlossene Sanierung des Hauses und es gab einen Gedankenaustausch mit Klinikleitung und Politik.

Wolfach. Die etwa 30 Demonstranten des Bündnisses für den Erhalt und Ausbau aller Ortenauer Kliniken nahmen Lucha lautstark und mit Plakaten im Empfang. Lucha, Verwaltungsdirektorin Kornelia Buntru, Geschäftsführer Christian Keller und Grünen-Landtagsabgeordnete Sandra Boser nahmen es sportlich: "Ich habe damit gerechnet und wir kennen uns schon", meinte Lucha. Das Demonstrationsrecht gehöre immerhin zu wichtigsten Rechten einer freien Gesellschaft, sagte er.

Sanierung des Hauses mit Landesförderung

Auf einem Rundgang durch das Wolfacher Klinikum zeigten Keller und Buntru nicht nur das Haus, sondern vor allem auch, was sich nach der im Oktober 2010 begonnenen Sanierung verändert hat. Rund 16 Millionen Euro wurden in die Gesamtmaßnahme gesteckt, die zur Hälfte aus Fördergeldern des Landes stammen. Am Standort Wolfach mit 80 Betten werden jährlich rund 17 000 stationäre und ambulante Patienten behandelt. Zum Abschluss führte Buntru den Minister in die neue Patientenbibliothek, die mit Hilfe des Fördervereins und des Rotary-Clubs eingerichtet wurde. "Ob man da noch gesund werden will?", fragte Lucha lachend.

Nach dem Rundgang stießen Pflegedirektorin Kathleen Messer, Chefarzt Oliver Datz und Bürgermeister Thomas Geppert dazu. "Bei der Führung hat man deutlich gemerkt, dass das Haus beseelt ist", sagte Lucha. Er lobte, wie sich das kleine Haus in der Region aufstelle und wie sehr sich die Region mit der Klinik identifiziere.

Was aber speziell in Wolfach drücke, erklärte Keller, sei die Einwohnerdichte der Region im Hinblick auf die Notfallversorgung. "Wir wollen versuchen, in Stufe I der Notfallversorgung zu kommen, liegen aber knapp an der Grenze", erklärte er. Gleichzeitig werde es immer schwieriger, Fachpersonal zu bekommen. "Wolfach ist im Umkreis von 42 Kilometern das einzige Krankenhaus", betonte er. Die Kooperation mit anderen Standorten sei aber sehr gut, lobte Datz den Verbund der vier Klinik-Standorte. Es sei daher umso wichtiger, an diesen festzuhalten.

Nachholbedarf bei Videosprechstunden

Lucha erkundigte sich außerdem zum Thema digitale Besprechungen. Alle Häuser seien nun an einen fachübergreifenden Tumorboard (Expertengremium) angeschlossen, antwortete Keller. Wo noch Nachholbedarf sei, sei beim Thema Videosprechstunden – gerade im Hinblick auf die Ärzteversorgung auf dem Land.

Wolfachs Bürgermeister sah den Standort ebenfalls gut aufgestellt und als "Klinik mit Herzblut". Die Herausforderung der Zukunft sei es aber auch in Wolfach, den Generationenwechsel hinzubekommen. Lucha betonte, dass ihm besonders gefalle, dass die Versorgung im Landkreis an wichtigen Orten konzentriert sei – und daneben alternative Angebote bestünden. "Es werden nicht einfach Standorte geschlossen, sonder mit Verstand umstrukturiert", sagte er. Die Standortdebatte werde bereits seit vielen Jahren geführt, betonte Sandra Boser anschließend. Ihr sei es wichtig gewesen, Strukturen zu zeigen, die "in der Fläche funktionieren, nicht nur große Häuser".

Im Anschluss besuchte Lucha die Corona-Ambulanz im Alten Bahnhof Wolfach. Darüber berichten wir in der Montagsausgabe.