Schon im vergangenen Jahr hatte das Ortenauer Amt für Waldwirtschaft bei einem Hang am Zeller Ortseingang gezeigt, wie der Wald ohne menschlichen Eingriff aussehen würde. Dieses Jahr ist es nicht anders. Die Trockenheit und Hitze, die weiter zunehmen, setzen den Beständen zu. Foto: Kleinberger

Klimawandel holt Region ein. Langzeitmessungen über Temperaturen und Niederschläge ergibt klares Bild.

Mittleres Kinzigtal - Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf das Leben im Kinzigtal. Wie genau, das beleuchten wir in diesem Jahr in unserer Sommerserie. Die Wetterstation Wolfach berichtet zum Start, ob und wie das Klima sich überhaupt verändert hat.

"Klimawandel": Das ist ein Begriff der für vieles in Anspruch genommen wird, was mit außergewöhnlichen Wettererscheinungen in Bezug gebracht wird. Tatsächlich hatten wir Wetterextreme in der Vergangenheit nicht gerade selten. Alte Wetterchroniken berichten von zahlreichen Unwettern und Katastrophen, Hab und Gut gingen verloren.

Klimawandel kann Extreme verstärken oder auch abschwächen, Regionen bevorzugen oder benachteiligen. Wetter ist nicht Klima, aber Klima ist das viele Wetter über lange Jahre.

Meteorologen haben einen Zeitraum von 30 Jahren genommen, um eine Klimaperiode darzustellen. Die derzeit für Vergleiche verwendete Klimaperiode umfasst die Jahre von 1961 bis 1990. Mit dem Jahr 2020 wird nun die ab dem nächsten Jahr gültige Periode 1991 bis 2020 vollständig.

Es ist jetzt also am Ende dieser Periode durchaus legitim, beide Zeiträume miteinander zu vergleichen, zumal die Messwerte der Station Wolfach beide Perioden mit Ausnahme der Sonnenscheindauer vollständig abbilden. Diese beiden Perioden sind auch deshalb ein guter Vergleich für die Klimaänderung, weil mit dem Ende der ersten der Übergang zu einem veränderten Wettergeschehen sichtbar wurde.

Der rheinische Einfluss ist bis weit über Wolfach hinaus noch deutlich spürbar

Das untere und mittlere Kinzigtal ist ein relativ breites und flach verlaufendes Tal, das bei Offenburg in die Rheinebene übergeht. Bis Wolfach sind es nur wenig mehr als 100 Meter Anstieg auf 40 Kilometer Länge. Der rheinische Einfluss bei den Temperaturen ist weit bis über Wolfach hinaus messbar.

In den vergangenen Jahren haben sich einige Parameter nicht unwesentlich verändert. Dazu zählt in erster Linie der Anstieg der Temperaturen. Betrug die Jahresdurchschnittstemperatur in der Klimaperiode 1961 bis 1990 in Wolfach 9,4 Grad, ist es in der Periode 1991 bis 2020 mit 10,4 Grad ein volles Grad mehr. Dieser Anstieg verlief aber nicht in allen Jahreszeiten völlig gleich. Den geringsten Zuwachs hatte der Herbst mit einem Plus von 0,6 Grad, der Winter ist um 1,1 Grad wärmer geworden, der Frühling sogar um 1,3 Grad.

Bei den Einzelmonaten sind teils noch größere Unterschiede. Der Juni hat um 1,6 Grad zugelegt, der September begnügte sich mit äußerst bescheidenen 0,2 Grad. Auch die übrigen Herbstmonate trugen mit 0,7 und 0,9 Grad nur wenig zur Erwärmung bei.

Neben diesen Mitteltemperaturen gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die den Klimawandel belegen. Im Winter sind dies beispielsweise Frost- und Eistage, Dauerfrostperioden, die Anzahl der Tage mit einer Schneedecke, das früheste und späteste Auftreten eines Frosttages. Im Sommer interessieren die Änderungen von Sommer- und Hitzetagen, Maximaltemperaturen, Schwületagen.

Während bei den Temperaturen die Erwärmung in den Perioden klar ersichtlich ist, sind bei den Niederschlägen keine klaren Veränderungen festzustellen. Das steht im Widerspruch zu nicht wenigen Klimatologen, welche deutlich trockenere Sommer und nasse Winter vorhersagen. War für die Periode 1961 bis 1990 eine jährliche Regenmenge von 1285 Liter der Durchschnitt, so ist der Mittelwert für die Vergleichsperiode fast gleich (1284 Liter). Die Auffassung, dass die Sommer trockener und die Winter nasser würden, wird durch die Statistik nicht gestützt. Allein der Frühling verzeichnet mit einem Minus von 21 Litern einen spürbareren Rückgang. Dafür regnet es im Herbst jetzt etwas mehr. Auch die nun drei sehr trockenen Sommer seit 2018 – der diesjährige zählt nach zwei Drittel Dauer wohl auch dazu – ergeben bislang keine absolute Trendwende. In den 80er-Jahren lag die Gesamtregenmenge noch geringfügig niedriger als in diesem Jahrzehnt.

Ein Zuwachs von 111 Stunden Sonnenschein im Jahr ergibt sich aus den Auswertungen der beiden Klimaperioden.

Bei der Betrachtung vieler der aufgezeichneten Messwerte und deren Verarbeitung zu Tabellen und Grafiken ist der Klimawandel nachweisbar und dürfte sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter fortsetzen.

Klima im Vergleich

Meteorologen nutzen längere Perioden, um Mittelwerte des Klimas zu ermitteln und vergleichen zu können. Einzelne Posten zeigen für die Wetterstation Wolfach in der Periode 1991-2020 (Vergleichsperiode 1961-1990): Es wird wärmer. Franz Schmalz (Bild) von der Wetterstation hat die Daten zusammengetragen.

Jahresmitteltemperatur: +10,4 Grad (9,4 Grad)

Frosttage pro Jahr: 65 (74)

Eistage pro Jahr: 11 (12)

Sommertage über 25° Celsius pro Jahr: 57 (53)

Hitzetage über 30° Celsius pro Jahr: 14 (12)

Tage über 35° Celsius während der Periode: 46 (18)

Schwülebelastung Tage pro Jahr: 16 (7,5)

 Mittleres Datum des ersten Frostes: 10. November (31. Oktober)

Mittleres Datum des letzten Frostes: 12. April (24. April)

Erster Sommertag: 27. April (5. Mai)

Wärmesumme im Sommer Grad pro Tag: 18,9 (17,3)

 Kältesumme im Winter im Durchschnitt: -37,7 (-44,1)

Niederschlagssumme: 1281 Ltr/qm (1285 Ltr/qm)

Niederschlagssumme Winterhalbjahr: 638 Ltr (632 Ltr)

Niederschlagssumme Sommerhalbjahr: 637 Ltr (650 Ltr)

Niederschlagstage: 187 (178)

Geschlossene Schneedecke: 25 (33)

Sonnenscheindauer: 1533 Std (1422 Std)

Heitere Tage: 47 (41)

Trübe Tage: 149 (165)