Saxofonist und Komponist Daniel Schnyder (links) spielte gemeinsam mit Frederic Belli den "Schumachermarsch". Foto: Schwarzwälder Bote

Schlosshofkonzerte: "Trombone Unit Hannover" setzt fulminanten Schlusspunkt unter Veranstaltungsreihe

Einen wundervollen Schlusspunkt unter ein berauschendes Festivalwochenende mit drei überragenden Konzerten im Schlosshof hat die "Trombone Unit Hannover" gesetzt. Sie konzertierten unter dem Motto "Soundexplosion".

Wolfach. Die gesangliche Seite ihrer Instrumente lotete das Quartett mit Frederic Belli, Karol Gajda, Maciej Prokopowicz und Yuval Wolfson bei den "Trois Chansons" von Claude Debussy aus, ursprünglich für Chor komponiert. Fantastisch, wie feinfühlig die vier Stimmen sich in vollendetem Wohlklang ineinander verwoben, ohne die Klarheit des Tonsatzes zu trüben.

Die Komponistin Saskia Apon versuchte in ihrem ersten "Trombone Kwartet" die Ehe mit ihrem Mann zu charakterisieren. War der erste Satz noch sehr lyrisch geprägt, schien der zweite mit seinen pointilistisch von Instrument zu Instrument hin- und herspringenden Tönen, die sich durch die Echowirkung in der Akustik des Schlosshofes noch vervielfachten, für manch einen Hörer Assoziationen an heftige Streitgespräche der Ehepartner hervorzurufen.

Mit drei würdevollen Motetten von Anton Bruckner, wiederum von Chor- auf Posaunenstimmen übertragen und von den zahlreichen Vogelgesängen im Schlosshof aleatorisch untermalt, endete der erste Programmteil.

Zeitgenössisch ging es weiter mit dem effektvollen Stück "Bolos" von Folke Rabe und Jan Bark, die für die Interpreten kaum eine Möglichkeit ausließen, Töne und Geräusche auf den Instrumenten oder Teilen davon zu erzeugen, die an Ligetische Klangflächen erinnerten.

Zum Abschluss gelang es Frederic Belli, diesem von Spitzenleistungen geprägten Musikfestival noch eine ganz besondere Facette hinzuzufügen, denn auf seine Einladung hin kam der in New York lebende Schweizer Saxofonist und Komponist Daniel Schnyder nach Wolfach, um sein äußerst schwer zu spielendes Posaunenquartett selbst zu erläutern und anzuhören. Und die Musiker zeigten sich jederzeit den hohen Anforderungen gewachsen und ließen auch das technisch Schwerste sich leicht und beschwingt anhören. Sie überwanden das Stadium der reinen Tonwiedergabe bei Weitem und formten die Klänge ganz im Sinne des Komponisten, der danach sichtlich zufrieden applaudierte.

Schließlich griff Schnyder auch noch selbst zum Saxofon, um zusammen mit Belli seinen humorigen "Schumachermarsch" mit hörbar schweizerischem Idiom zu spielen. Selbstverständlich gab es nach den stehenden Ovationen des Publikums mit "When I fall in Love" und "Gospeltime" noch zwei grandios gespielte Zugaben der Trombone Unit.

Zum dritten Wolfacher Schlosshofkonzert waren nochmals mehr als 150 Leute zusammen gekommen, um bei herrlichstem Spätsommerwetter im Schatten der Schlosshoflinde den betörenden Posaunenklängen dieser vier Weltklassemusiker zu lauschen. Den treuesten Besuchern, die in alle drei Konzerte gekommen waren, überreichte der nie um Ideen verlegene Organisator Manfred Schafheutle mit dem gebotenen Mindestabstand via "Klingelbeutel" je ein kleines süßes Dankeschön. Die Bewirtung und das Spendensammeln übernahm am Sonntag die "JuNaKaWo" (Jungnarrenkapelle Wolfach). Die Mikrofonanlage für die Ansagen stammte, wie schon an den Tagen zuvor, von Benny Bachlmayr.