Der Stolz ist ihm anzusehen: Buchbinder Heinrich Moser schuf 1930 diesen großen Wohlauf-Lampion. Foto: Oberfell Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Ursprünge des Wohlauf-Umzugs reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück

Wolfach (red/ms). Die Freie Narrenzunft Wolfach lädt am heutigen Montag zum "Wohlauf" in die Innenstadt ein. Er ist der bekannteste und vielleicht auch der schönste Wolfacher Umzug. Aber: Wie fing das alles an? Und: Warum treffen wir uns eigentlich jeden Schellementig um 5.30 Uhr am Stadttor?, hat sich Christian Oberfell einst gefragt und auf die Suche nach den historischen Ursprüngen dieses Brauchtums gemacht.

Der Wolfacher hat dem Schwabo bezüglich dieser Thematik nun einen älteren Artikel zur Verfügung gestellt, den er selbst verfasst hat. Er ist auch 2014 im Narrenblättle der Freien Narrenzunft erschienen.

"Uraltes heidnisches Brauchtum, als das er in manchen älteren Texten bezeichnet wird, ist der Wohlauf ganz sicher nicht", so Oberfell. Wohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts stiegen die Wolfacher erstmals frühmorgens aus ihren Betten, um einen Nachtwächter auf den Arm zu nehmen, der schlichtweg wieder einmal verschlafen hatte.

Laut Metzger August‘scher Chronik sang dieser jeden Morgen um drei Uhr: "Wohlauf! Wohlauf! Im Namen des Herrn Jesus Christ, der Helle Tag vorhanden ist. Der Tag fängt an zu leuchten, den Armen wie den Reichen. Der helle Tag, der nie versag, geb’ allen einen guten Tag." Das Wohlauf-Lied wird deswegen bis heute an den alten Stationen des Nachtwächters gesungen.

Im Nachthemd zeigte sich zunächst nur der Wohlaufsänger. Später übernahmen auch die anderen Narren sein weißes Häs.

In den 1930er-Jahren kam die nächste gravierende Veränderung: Die teils prächtigen, bunten Lampions, die viele Wolfacher mit Stolz beim Wohlauf mitgetragen hatten, wurden abgeschafft. Seither leuchten am Schellementig-Morgen nur noch Stalllaternen. Oder die nicht ausgeschalteten Lampen einzelner Häuser – ein Problem, das natürlich erst in der Nachkriegszeit auftrat.

Davor war es in der Stadt ohnehin immer finster. Und bis in die 30er-Jahre interessierten die Wolfacher solche ästhetischen Probleme auch nicht sonderlich. Erst dann begannen die Versuche, den Wohlauf möglichst "sauber" zu halten. Dazu gehörte auch die wohl bekannte Diskussion, ob es moralisch in Ordnung sei, den Narrotag im Namen des "Entechrist", also des Teufels, auszurufen. Die alten Wolfacher hatten nämlich den Text des Nachtwächterlieds einfach ins Gegenteil umgeschrieben: Über die Fastnachtstage herrschte schließlich verkehrte Welt.

Seit 1973 wird nun moralisch einwandfrei gesungen. Von seinen Ursprüngen hat sich der Wohlauf damit aber weiter entfernt. Und dass einmal ein Nachtwächter geschnurrt werden sollte, weiß heute kaum noch jemand.