"Sorgenkind Ippichen": Die Backbonenetz-Erschließung des Wolfacher Gewerbegebiets, das außerhalb des Stadtkerns liegt, kostet voraussichtlich rund 260 000 Euro. Foto: Bea

"Breitband Ortenau" legt Zahlen für Ippichen vor. Gesamterschließung auf vier Millionen geschätzt.

Wolfach - Zwischen zwei bis vier Millionen kostet die Stadt Wolfach der Ausbau des Glasfaser-Netzes. Peter Lassahn, Geschäftsführer der Gesellschaft "Breitband Ortenau", hat die Investition anhand des Beispiels Ippichen dargelegt.

Demnach kann die Leitungsführung beim Gewerbegebiet Ippichen 260. 000 Euro teuer werden – je nach Einsatz von zum Beispiel Eigenleistungen.

Im Haushalt 2018 stehen dafür lediglich 144 000 Euro bereit. 44 000 Euro stammen laut Dirk Bregger, Hauptamtsleiter der Stadtverwaltung, aus dem Vorjahr. Beim kommenden Etat wird eine solche Übertragung aufgrund des Neuen Kommunalen Haushaltsrechts (NKHR) Baden-Württembergs nicht mehr möglich sein, so Bregger. Dann müsste der Gemeinderat die Mittel für den Etat 2019 erst wieder einstellen. Der "gesparte", aber nicht abgerufene Betrag könnte sich dann kreditmindernd auf den neuen Haushalt auswirken.

Derzeit mangelt es aber noch an konkreten Gesamtzahlen für die beabsichtigte Glasfaser-Ortsnetzplanung. Liegen diese vor, kann das politische Gremium vermutlich spätestens Oktober darüber entscheiden, wie und in welchen Gebieten die Unterversorgung (schnellen) Internets als Erstes angegangen werden soll.

Von den zehn unterteilten Bereichen (siehe Info), inklusive der Wolfacher Kernstadt, ist das "Sorgenkind" Ippichen, das in der Vergangenheit immer wieder durch "Medienrummel" Aufmerksamkeit auf sich zog (wir berichteten), das erste Beispiel gewesen, das Lassahn vorstellte.

Der Rat muss mit der Planung zusätzliche Mittel für eine Pauschale von 500 Euro für Nebenkosten kalkulieren. Hinzu kommen ebenfalls "entfernungsabhängiger Selbstbehalt". "Die Leistung kostet dann natürlich auch Geld", so Bürgermeister Thomas Geppert, und: "Die Talschaft müsste mitmachen."

Einsparpotenziale sieht Lassahn bei der Eigenleistung, wenn hiesige Landwirte mithelfen und Unternehmer zum Bagger greifen. "Gibt es nicht vielleicht auch Initiativen von der Anwohnerschaft?", fragte er in die Runde. Zudem sei die Streckenführung bislang auf öffentlichem Grund begrenzt und daher eher suboptimal.

Ratsmitglied Peter Ludwig (CDU) sagte: "Wir wollen keinen bevorzugen, sondern alle Bereiche gleich behandeln." Er schlug vor, an vorhandene Kupferkabel anzuschließen. "Das ist dann zwar nicht perfekt, aber wenigstens dauert es nicht so lang", stellte er in Aussicht. Lassahn widersprach aus kommunaler Sicht. "Zum einen sollten wir öffentliche Gelder nicht in Privates investieren", sagte er. Zum anderen dürfe die Gesellschaft nicht so weit wie die Telekom mit Vektoring gehen und sei beim Angebot auf 50 Megabit pro Sekunde beschränkt.

Helmut Schneider (FW) erkundigte sich, inwieweit die Leitungsführung auch über private Grundstücke gefördert wird. "Ab 100 Meter wird es interessant", informierte Lassahn. Es sei schon gelegentlich gelungen, bei Ausnahmeanträgen zu reüssieren. Allerdings gebe es keinen Rechtsanspruch darauf.

Ulrich Wiedmaier (FW) schlug vor, oberirdische Trassen zu verlegen, damit die Planung günstiger wird. Lassahn riet generell davon ab, weil sich Folgeschwierigkeiten, wie zum Beispiel ein Baum, der die Leitung erschlägt, ergeben könnten.

Alles, was in Wolfach gebaut wird, geht derzeit in die Gesellschaft als Anlagegut über. Die Kommanditisten, 46 Städte und Gemeinden, bezahlen zwar, aber die "Breitband Ortenau" handelt mit dem Kapital. Lassahns Vision? Dass die Organisationsform irgendwann liquidiert wird, wenn sie ihren Zweck, alle unterversorgten Bereiche an Glasfaser angeschlossen zu haben, erfüllt hat. Dann würden die Leitungen wieder in Besitz der kommunalen Auftraggeber gehen.

Seit Anfang 2018 gibt es insgesamt 25 000 unterversorgte Haushalte und Gewerbetreibende – bis 2020 sollen es nur mehr 10 000 sein. Momentan ist die "Breitband Ortenau" aber noch damit beschäftigt, einen Netzbetreiber zu finden, der das kommunale Netz baut, pachtet und betreibt.

Neben Wolfachs Kernstadt gibt es neun Ausbaugebiete. Das sind Schmelzegrün/Langenbach/Übelbach, Ippichen, Halbmeil, Sulzbächle, Dohlenbach/St. Roman, Kirnbach/Schmittehof, Talstraße/Jockeleshof sowie Rotsal/Moosenmättle und Grafenloch/Waldhäuser. Diese vorläufigen Bereiche können noch feingliedriger unterteilt werden.