Foto: Schwarzwälder Bote

Generationendialog: Gemeinde nimmt Vereinsleben ins Visier / Blick über den Tellerrand ist wichtig

Der Generationendialog geht weiter: Diesmal haben die Oberwolfacher die Vereine ins Visier genommen. Wie können diese für die Zukunft fit gemacht werden? Diesen Fragen haben sich am Samstag rund 45 Vertreter gestellt.

Oberwolfach. Von KFD über Serregeister und Poliohilfe bis hin zur Feuerwehr – das Vereinsleben in Oberwolfach ist mit rund 36 Vereinen breit aufgestellt. Das war die erste Erkenntnis für die Moderatorinnen und Projektbegleiterinnen Lena Hummel und Katharina Herbstritt. Die Zweite: So unterschiedlich die Interessen auch sind – viele haben die gleichen Probleme. Warum also nicht von den Erfahrungen der anderen profitieren?

Doch bevor es in den kreativen Austausch ging, erstellte Bürgermeister Matthias Bauernfeind das Grundgerüst für die Arbeit in Form von Zahlen. Zwar hätten sich in den vergangenen Jahren einige Vereine neu gegründet, aber es hätten sich auch einige mangels Mitgliedern aufgelöst. "Das zeigt, dass die Vereinslandschaft immer Schwankungen unterliegt", meinte er. Nicole Saile vom Gemeindenetzwerk nahm diesen Faden nochmals auf. "Wir wollen auch schauen, welche Entwicklungen es in anderen Kommunen gibt", erklärte sie. Dabei gehe es aber keinesfalls ums "Abschauen", sondern darum, von Lösungsansätzen zu profitieren und diese für den eigenen Ort weiterzuspinnen.

Lena Hummel lud die Vereinsvertreter im Anschluss dazu ein, an den Stehtischen in der Mitte der Festhalle zu diskutieren. "Was sind Ihre Themen, wo hat Ihr Verein Probleme?", nannte sie als Leitfrage. Um den Einstieg zu erleichtern, startete sie ein Experiment, das einige Besucher bereits von der Auftaktveranstaltung kannten. Von den Oberwolfachern wollte sie unter anderem wissen: "Ich engagiere mich, weil..." Einfach die Hand zu heben wäre zu leicht: Die Besucher ordneten sich der Antwort entsprechend in eine der vier Ecken der Festhalle.

Fehlender Nachwuchs ist bei allen ein Thema

Im anschließenden Stehtischdialog waren wiederum drei Fragen zu beantworten. "Was sind aktuelle Herausforderungen?" war die erste. Und die Antworten zeigten, dass viele Vereine die gleichen Probleme umtreiben. Vom fehlenden Nachwuchs war auf den bunten Kärtchen immer wieder zu lesen, aber auch von hohen bürokratischen Hürden und großer Last, die auf zu wenigen Schultern verteilt ist. Auf weiteren Kärtchen sollten mögliche Lösungsideen erarbeitet werden, die im Anschluss in Kleingruppen weiter ausgearbeitet wurden.

Eine der acht Gruppen beschäftigte sich zum Beispiel mit dem Thema "Vernetzung" und brachte ins Spiel, dass Vereine von gemeinsamen Aktionen profitieren könnten. "Wir müssen ein Bewusstsein schaffen, wie wichtig die Vereine sind und über den Tellerrand hinaus schauen", meinte auch die Gruppe "Kooperation von Vereinen". Weitere Vorschläge waren ein Info-Abend, bei dem sich die Vereine vorstellen können, eine gemeinsame Internetplattform zur Terminkoordination, eine Bürgerinfobroschüre und externe Schulungen bei zum Beispiel Rechtsfragen.

Einzig die Gruppe "Aktivierung der Mitglieder" war überfragt. "Nicht alle Vereine treffen sich regelmäßig", gaben sie zu Bedenken. Wie die Mitglieder weiter für Aktionen begeistert werden könnten, dafür konnten sie kein Patentrezept liefern. "Aber das zeigt, dass es sich lohnt, an dieser Frage dran zu bleiben", meinte Lena Hummel. Wichtig sei es, die vorhandenen Strukturen aufzubrechen und eine neue Wertschätzung zu schaffen. "Denn", betonte sie, "das Vereinsleben prägt Oberwolfach".

Im Anschluss stellte Cindy Hopfensitz von der "Allianz für Beteiligung" verschiedene Förderprogramme zur Unterstützung von Vereinen vor.

Wie können Vereine neue, jüngere Mitglieder finden? Und wie können diese für die Arbeit im Vorstand begeistert werden? Diesen Fragen haben sich die Vertreter der Oberwolfacher Vereine bei der Zukunftskonferenz mutig gestellt. Mutig vor allem deshalb, weil es sicherlich nicht einfach ist, zuzugeben, dass Vereinsmitgliedschaften in einer sich wandelnden Gesellschaft einfach nicht mehr attraktiv sind. Ein fertiges Konzept konnten die Vertreter am Samstag zwar nicht mit nach Hause nehmen – aber einige Ansätze, um weiter daran zu arbeiten. Denn Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Nun gilt es, die erarbeiten Ansätze auch weiterzuverfolgen und am Ball zu bleiben. Eine Sache, an der es bei Vereinen auch schon einmal hapert, blickt man zum Beispiel auf die Internetseite der Gemeinde. Die Informationen über die Vereine – also Ansprechpartner – aktuell zu halten, schaffen leider nicht alle. Wie dann eine Vereinsinfo-Broschüre oder gar eine ganze Internetseite, auf der sich Vereine präsentieren, auf Stand gehalten werden soll, sei dahin gestellt. Wichtig ist, sich den Fragen der Zukunft zu stellen. Und allein das verdient Hochachtung. Chapeau!

Bürgermeister Matthias Bauernfeind bot im Anschluss an, ein Treffen der Vorsitzenden ins Leben zu rufen. "Dann können wir gemeinsam überlegen, was es braucht", sagte er mit Blick auf externe Schulungen und ähnliches. Gut vorstellen könne er sich auch den Vereins-Infoabend – dieser könne im Frühjahr in der Festhalle stattfinden. Auch die angesprochene Vereinsbroschüre und eine gemeinsame Internetseite befand er als gute Idee. Allerdings gab er den Vereinen die Hausaufgabe mit nach Hause, die Angaben auf der Internetseite der Gemeinde auf Aktualität zu prüfen. "Das sind alles keine Punkte, die mit keinem großen Hexenwerk verbunden sind", sagte er.