Die Landschaft um Wolfach inspirierte Lutz Diedrichs, seine Weihnachtsgeschichte dort spielen zu lassen. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Weihnachten: Kirnbacher Hobby-Autor verpackt kleine Anekdoten in schöne Geschichten

Es war einmal ein armer Mann, der in einem kleinen Dorf Namens St. Roman inmitten eines tiefen Waldes oberhalb der schönen Stadt Wolfach in einer alten Mühle wohnte. Einmal im Jahr machte er sich auf die Reise, um seine Freunde und Verwandten zu besuchen. Und so begab es sich, dass er bei einem der Besuche vergaß, seinen liebsten Pullover einzupacken.

Zu Hause angekommen musste er feststellen, dass dieser fehlte – er hatte ihn vergessen. Also setzte der Mann sich hin und schrieb einen Brief mit den besten Wünschen für Weihnachten, und der Bitte, ihm doch seinen Pulli zu schicken. Es vergingen ein paar Tage, dann brachte der Postbote ein Paket, viel zu schwer für nur einen Pullover. Er öffnete es und siehe da: Es kamen zum Pullover Geschenke zum Vorschein. Es schickt sich ja nicht, kurz vor Weihnachten nur ein vergessenes Etwas zurück zu schicken, man legt dann auch noch ein paar Geschenke bei. Und so kamen dann auch noch wunderbare Köstlichkeiten zum Vorschein. Pottsuse – eine eingekochte Köstlichkeit vom Schwein mit vielen Kräutern – leckere Kekse, eine Flasche Mumme – ein ganz spezielles Bier, das nur in der Stadt Braunschweig gebraut wird – und ein Buch über eben diese alte geschichtsträchtige Stadt.

Als der Mann sich im nächsten Jahr wieder auf die Besuchsreise machte, hatte er einen großen Koffer dabei, so dass sich seine Freunde und die Verwandtschaft schon darüber erschraken, denn es sah ja nach einem längeren Aufenthalt aus. Aber nein – nach drei Tagen reiste er mit den besten Wünschen seiner erleichterten Gastgeber ab. Seine Reise dauerte drei Wochen, dann hatte er alle Besuche erledigt. Sein Koffer hatte wohl die Schwindsucht, denn es war kaum noch etwas drinnen. Er hatte überall bei seinen Gastgebern etwas vergessen. Da einen Pullover, natürlich nicht bei den gleichen Leuten wie im vergangenen Jahr. Ein paar Schuhe, dort ein Hemd, dann einen Schal und so weiter.

Nun musste er dringend seine Post erledigen. Und so schrieb er: "Mit den Besten Wünsche für das Weihnachtsfest und das Neue Jahr." Und er habe etwas Wichtiges vergessen, und ob man ihm das denn nicht noch vor dem Fest schicken könne. Diesen Brief sandte er an alle seine Besuchsstationen und wartete voller froher Erwartung, was passieren würde. Auf der Poststation seiner Heimatgemeinde wunderte man sich über die Paketeingänge für unseren schlauen Helden. Das Mofa reichte nicht, es musste ein Auto her um all die "vergessenen" Sachen auszuliefern.

Und so feierte dieser ansonsten arme und bescheidene Mann mit seiner Frau das schönste Weihnachten mit so vielen Geschenken, wie niemals zuvor. Lange saßen die zwei zusammen und freuten sich gemeinsam über diesen reichen Gabentisch. Nachdem seine Frau schlafen gegangen war, saß er noch lange vor den glimmenden Kamin in seinem kleinen Haus und suchte in seinen Erinnerungen, welche vergessenen Freunde er denn im kommenden Jahr auch noch besuchen könnte.

                                            Lutz Diedrichs

Lutz Diedrichs ist ein Geschichtenschreiber durch und durch. "Das ist für mich zu einem kleinen Hobby geworden", sagt er. Auf die Idee zur Weihnachtsgeschichte kam der Kirnbacher, der auch sechs Jahre in Thailand lebte, nach einem Besuch in Braunschweig. Bei seiner Schwester Ingrid hatte er seinen Lieblingspullover vergessen und bat darum, diesen vor Weihnachten zurückzuschicken. "Als das Paket ankam, war es viel zu schwer", erzählt er im Gespräch mit dem Schwabo. Beim Auspacken sei die Freude groß gewesen: Die in der Geschichte aufgezählten Dinge seien zusätzlich mitgeschickt worden. "Ich habe mir gedacht, dass müsste man eigentlich aufschreiben", sagt er. Natürlich habe er seine Fantasie ein wenig spielen lassen und die Anekdote etwas ausgeschmückt. "Meine Schwester hat sich köstlich amüsiert, als ich sie ihr zugeschickt habe", so Diedrichs. St. Roman kenne er gut, eine alte Mühle dort habe ihn dazu inspiriert, die Geschichte an diesem Ort spielen zu lassen. Er schreibe oft kleine und große Erzählungen auf, plane sogar, irgendwann ein Buch herauszubringen. Inspiration finde er vor allem im Alltag. "Wenn mir etwas kurioses passiert oder mich etwas berührt, schreibe ich es auf", so Diedrichs.