Die Ehekrise eskaliert: Tochter Beate (Jule Laufer) findet Mandys Dessous, Ehefrau Adelheid (Carmen Brüstle) ist entsetzt, Mandy (Jana Kunz) schaut aus dem Schlafzimmerschrank. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Junggesellenverein bringt Verwechslungskomödie auf die Bühne der Kirnbacher Gemeindehalle

Mit dem Stück "Verrückt nach Geld" des Autors Frank Ziegler hat die Theatergruppe des Junggesellenvereins Sulzbach eine blitzsaubere Verwechslungskomödie auf die Bühne gebracht. Die Gemeindehalle war ausverkauft.

Wolfach-Kirnbach. Zu Beginn bekamen die Zuschauer intime Einblicke ins Schlafzimmer der Familie Nudelbaum geboten. Im weiteren Verlauf des Abends arg strapazierten Ehebett vergnügte sich Familienoberhaupt Rudi Nudelbaum (Thomas Brückner) mit seiner Freundin Mandy Roseblom (Jana Kunz). Von der Heimkehr der Ehefrau Adelheid (Carmen Brückner) überrascht wird Mandy mehr schlecht als recht unter der Bettdecke versteckt.

Adelheid bringt frohe Kunde von einer entfernten französischen Erbtante, dabei entgehen ihr Rudis linkische Versuche, die "Fehlbelegung" des Ehebetts zu kaschieren. Da die Erbtante ihr Vermögen für karitative Zwecke eingesetzt sehen will, wird das Nudelbaum’sche Anwesen flugs zur "Heilanstalt für geistig Minderbemittelte" deklariert.

Als Patientin Nummer Eins soll Töchterchen Beate (Jule Laufer) herhalten, Vater Rudi gibt den Heimleiter und Mutter Adelheid im Schwesternkostüm die Pflegekraft. Das nötige Grundwissen beziehen die beiden aus der Apotheken-Umschau, einzig die Insassin muss noch instruiert werden. Natürlich delegiert Rudi diese delikate Aufgabe an seine Gattin ("lass Dir von Deiner Mama erklären, dass Du verrückt und eine Vollwaise bist!"). Im Telefonat mit der Erbtante erhält die Heilanstalt vollmundig ein Upgrade zum "vollen Haus".

Hausherr mutiert zum Anstalts-Insassen

Mit der Tante ante portas müssen weitere Patienten her und Hausherr Rudi mutiert zum Insassen, der sich für einen Hund hält. Auch das zweite Anstaltsbett ist schnell belegt, muss doch Beates Freund Charly (Damian Buchholz) irgendwo untergebracht werden. Als dritter möglicher Insasse dient sich Staubsaugervertreter Bodo Mückenmacher (Marian Fehrenbacher) an. In einer köstlichen Szene schaukeln sich Rudis Hundebellen und Mückenmachers sächselnde Verkaufsarien gegenseitig auf.

Damit findet Tante Jaqueline Tessié (Evelyn Brunnenkant) tatsächlich das am Telefon avancierte "Cage aux folles" vor und die Erbtante zeigt sich tief beeindruckt, was ihre Nichte Adelheid mit einfachsten Mitteln in dieser Anstalt leistet. Als Tochter Beate im Bad Dessous und Adelheid im Schlafzimmerschrank deren Besitzerin findet, eskaliert die Situation. Patient Charly schlägt den Staubsaugervertreter k.o. und Adelheid verlässt resolut Mann ("Adilein, es ist nicht so, wie es aussieht") und Haus. Der Hauptstrang der Handlung kann darauf keine Rücksicht nehmen, will doch die Erbtante jetzt auch den Anstaltsleiter sprechen. Als "verrückter Hund" fällt Rudi für diese Rolle aus. Sein bester Freund Dieter (Dominik Wöhrle) springt für ihn in die Bresche, trinkt sich für diesen Job aber leider ein wenig zu viel Mut an. "Verrückte haben immer recht" wird der Tante für den Klinik-Rundgang als Ratschlag mit auf den Weg gegeben.

Zum Höhepunkt der Verwechslungskomödie treffen Tante und Hausherr auf Beates Rockerfreund Charly, der bei den Eltern seiner Freundin um deren Hand anhält. Zu diesem Zeitpunkt hat er sich beziehungstechnisch aber schon umorientiert zur Kosmetikberaterin Mandy ("so ganz in Leder ist nicht jeder") und auch Beate hat ihr Bäumchen schon gewechselt hin zum arg lädierten Staubsaugervertreter ("pfläge mich, Liebschde"). Rudi hat inzwischen seine Adelheid zumindest physisch wiedergewonnen, dabei aber sämtliche Selbstachtung drangegeben und versinkt unter großer Anteilnahme der Männer im Publikum im Selbstmitleid.

Traum vom schönen Geld platzt geschwind

Zum Finale hin schlägt Charly noch zweimal zu. Dem herbeigerufenen Polizisten (Julian Maier) gegenüber verschafft Rudi dem wüsten Rocker ein Alibi, dafür erklärt dieser sich bereit, mit einer dreisten Lüge Adelheid von der Unschuld ihres nur vermeintlich ehebrechenden Gatten zu überzeugen. Alle haben sich wieder lieb – in der Schlussszene wird dann nach sehr vergnüglichen drei Akten auch noch die Erbtante von einem französischen Krankenpfleger (Maximilian Geiger) als ihrerseits verrückt entlarvt und der Traum vom schönen Geld platzt so geschwind, wie ihn die Tante als "Tantentrick" in die heile Welt der Nudelbaums gesetzt hatte.

Ein langanhaltender Schlussapplaus belohnt die Theatergruppe für ihren tollen Auftritt. Hinter den Kulissen wirkten Florian Fehrenbacher (Regie), Luisa Wöhrle (Souffleuse), Andre Bantle (Maske) und Maik Broghammer (Technik) mit.