Die Studierenden aus Offenburg ließen sich im Klinikum in Wolfach Implantate zeigen. Foto: Dorn

Studenten aus Offenburg besuchen Ortenau-Klinikum in Wolfach und diskutieren mit Chirurgen.

Wolfach - Einen Praxisbesuch absolvierten 13 Studierende des Bereichs Biomechanik der Hochschule Offenburg in Wolfach. Sie besuchten die Physiotherapie- und Chirurgie-Abteilung des Ortenau-Klinikums am Standort Wolfach.

In der Physiotherapie-Abteilung des Krankenhauses in Wolfach passten die beiden Physiotherapeuten Ralf Vetter und Frank Schweizer den Studierenden motorisierte Schienenmodelle für die postoperative Mobilisierung der Schulter- beziehungsweise der Kniegelenke an, natürlich mit ein wenig mehr Winkelgrad als für frischoperierte Patienten vorgesehen.

Die für Patienten wie Therapeuten gleichermaßen attraktiven Hilfsmittel ermöglichen eine schnelle Wieder-Mobilisierung der operierten Gelenke und Muskelpartien und beugen damit Thrombose- und anderen Immobilitätsschäden vor.

Unterschiedliche Implantate vorgeführt

Im folgenden Praxisteil demonstrierten die Ärzte Oliver Datz und Miriam Djobo von der unfallchirurgischen Abteilung mehrere Hüft- und Kniegelenk-Implantate. Im Gespräch mit den Studierenden zeigte sich, dass diese nach vier Semestern auf dem Gebiet der Material- und Fertigungskunde durchaus mit den Operateuren diskutieren konnten.

Die Frage, welche der verschiedenen Materialien wie Titan, Keramik, hochvernetztes Polyethylen (mit oder ohne Zusatz von Vitamin E zur besseren Verträglichkeit) oder Metall auf welche Weise miteinander kombiniert werden sollen, ist in Forschung, Entwicklung und Produktion noch nicht beantwortet. Die Entwicklung wird den Absolventen des neuen Studiengangs in Zukunft ein breites Beschäftigungsfeld auch in der Ortenau eröffnen.

So wurden von Datz in Wolfach zwischen 2006 bis 2015 standardmäßig Metall-Metall-Implantate operiert, heutzutage wird dieser Typ aufgrund von Nebenwirkungen durch den Metallabrieb nicht mehr "verbaut".

Im zweiten Behandlungsraum schilderte Djobo den typischen Verlauf einer Hüftoperation, in deren Verlauf oft spontan zwischen verschiedenen Implantatstypen gewechselt wird. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn ein mechanisches Verklemmen des Implantats im Oberschenkelknochen nicht möglich oder der aus den Röntgenbildern in der Vorplanung angenommene CCD-Winkel zwischen Oberschenkelhals und -knochen nicht hundertprozentig passt.

Individualisierung durch 3D-Drucker

In der Zukunft sind dabei vielleicht auch schon individualisierte Implantate durch Einsatz von 3D-Druckern möglich. Auch auf diesem Gebiet ist ein beruflicher Einsatz von studierten Biomechanikern denkbar. Zum Abschluss des gut zweistündigen wechselseitigen Beschnupperns zeigten sich Chefärzte auch der Lehrbeauftragte der Hochschule, Peter Marx, zufrieden mit dem Nachmittag und schlossen eine weitergehende Kooperation nicht aus.