Der "Wolfacher Heckerhut" ist Teil der Sonderausstellung in Stuttgart. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Sonderausstellung: Kopfbedeckung aus Wolfacher Fasnet ist Exponat im Haus der Geschichte

Unter dem Titel "Hut ab! Pickelhaube, Pussyhat und andere Kopfgeschichten" werden bei einer Sonderschau im Stuttgarter Haus der Geschichte ab Dezember besondere Kopfbedeckungen gezeigt. Darunter ist auch der "Wolfacher Heckerhut".

Wolfach (red/kty). "Seit Walter Schmider tragen die Nasenzuganführer einen Filzhut, dessen Vorbild heute im Museum ausgestellt ist", schreibt Christian Oberfell, Vorsitzender des Vereins Kultur im Schloss, in einer Mitteilung. Das Original trug am 20. Februar 1849 ein Vorfahr Josef Krausbecks als Sancho Pansa. An diesem Fastnachtsdienstag führte die Narrenzunft nämlich im Rathaussaal das Fastnachtsspiel "Don Quijote" auf.

Das Original wurde am Fastnachtsdienstag 1849 getragen

"Der Hut ist damit das älteste noch erhaltene Festspielrequisit Wolfachs", schreibt Oberfell weiter. Und er ist einer der letzten erhaltenen "Heckerhüte".

Im Februar 1849 war die Badische Revolution noch voll im Gange. Sie sollte erst fünf Monate später von preußischen Truppen blutig niedergeschlagen werden. 1848 waren mehrere hundert Bewaffnete unter Führung Friedrich Heckers nach Karlsruhe gezogen, um die Monarchie zu stürzen.

Der Aufstand scheiterte, aber die markante Kopfbedeckung Heckers ist bis heute ein Symbol für republikanische Gesinnung. "Indem die Wolfacher Narren 1849 einen Heckerhut in ihrem Fastnachtsspiel auftreten ließen, machten sie Ihre Unterstützung für die Ziele der Revolution deutlich", heißt es weiter.

Leider endeten die Feiern an diesem Fastnachtsdienstag auf traurige Weise. Nach dem Fastnachtsspiel gaben die Narren wie immer einen großen Musikerball im Rathaussaal. Doch mitten in der Nacht läuteten die Feuerglocken. Im Haus des Strickers Andreas Armbruster in der Vorstadt (gegenüber dem heutigen Kranzparkplatz) war ein Brand ausgebrochen.

Der zehnjährige Sohn Armbrusters kam dabei ums Leben. Damals gab es noch keine Feuerwehr und jeder Bürger war verpflichtet, im Notfall mitzuhelfen. Noch in ihren Kostümen hasteten die Wolfacher zur Brandstätte und begannen mit den Löscharbeiten. Aber sie konnten die ganz große Katastrophe nicht mehr verhindern.

Filzhut ist Symbol für republikanische Gesinnung

Angefacht von einem heftigen Wind griff das Feuer auch auf die anderen Häuser über. 24 Gebäude – die gesamte obere Vorstadt – wurden in Asche gelegt. Der Funkenflug war so stark, dass selbst beim Klausenbauernhof das Dach mit nassen Tüchern abgedeckt werden musste, um nicht in Brand zu geraten.

"Ob auch der Hut des Nasenzuganführers bei den Löscharbeiten dabei war, kann man bezweifeln. Aber die mit ihm verwobenen Geschichten, politischen Aussagen und Einzelschicksale machen ihn sicher zu einem der interessantesten Ausstellungsstücke im Museum", schreibt Oberfell abschließend in der Mitteilung.

Weitere Informationen: www.hut-ab-austellung.de

Das Thema: "Hut ab! Pickelhaube, Pussyhat und andere Kopfgeschichten" lautet der Titel der Sonderausstellung, die vom 20. Dezember bis 2. August im "Haus der Geschichte Baden-Württembergs" in Stuttgart gezeigt wird. "Jahrhundertelang gehörten Hauben, Helme, Hüte, Kappen, Mützen und Tücher selbstverständlich zur Kleidersprache. Nachdem Kopfbedeckungen in den 1960er-Jahren aus dem deutschen Alltag verschwanden, wird heute wieder intensiv über sie diskutiert. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der

Symbolik und den Geschichten von Kopfbedeckungen. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr, und am Donnerstag von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt fünf Euro für Erwachsene, ermäßigt 2,50 Euro. Zum Begleitprogramm gehören unter anderem eine Modenschau, Führungen und Workshops.