Im vergangenen Jahr wurde die Wohlauffahne zum ersten Mal wieder gehisst. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Fastnacht: Fahnenbörse ruft zum Hissen auf

Wolfach gilt seit jeher als Fahnenstadt. Bereits aus dem 18. Jahrhundert sind zwei Exemplare bekannt, die allerdings beim Stadtbrand von 1832 ein Raub der Flammen wurden. Ein Dachbodenfund hat kürzlich ein weiteres Motiv zum Vorschein gebracht.

Wolfach. Die Fahnen seien Kunstwerke, die zum Teil sehr teuer waren, erklärt Angelika Kalmbach-Ruf von der Wolfacher Fahnenbörse im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Teilweise liegen sie auf Dachböden und die Besitzer wissen gar nicht, dass sie eine Fahne haben", ist sie sich sicher. Genauso sei es der Wohlauf-Fahne ergangen, die von etwa 1970 bis 2016 nicht genutzt wurde. Im vergangenen Jahr sei sie zum ersten Mal wieder gehisst worden.

Der Druckereibesitzer Albert Sandfuchs habe die Fahne anfertigen lassen. Entstanden sein dürfte das Exemplar wohl Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre. Da die Fahne nicht signiert ist, sei die Zuordnung zu einem Künstler aber schwierig, erklärt die Fahnenbörse-Verantwortliche. Es könnte eine Straub-Fahne sein, vermutet etwa Sandfuchs’ Tochter Ursula Riesch. Das liege nahe, denn der Vater habe ein Glasbild mit ähnlichem Motiv von dem Wolfacher Maler Georg Straub. "Nach dem Motiv zu urteilen, könnte sie aber auch eine Pape-Fahne sein", meint Kalmbach-Ruf. Warum? Der Zipfel der Mütze sei nicht rund, wie es für Straub üblich war, sondern eher eckig, typisch für den Maler Heinz Pape. Mit der Fahnenmalerei sei es erst 1948 wieder losgegangen. "Die Fahne ist also mit Sicherheit eine der ältesten in Wolfach", ist sich Kalmbach-Ruf sicher.

Eines der ältesten Exemplare in der Stadt

Nach dem Tod von Albert Sandfuchs sei dessen Witwe Hedwig umgezogen. Die Fahne sei daraufhin bis 2016 nicht aufgehängt worden und damit in Vergessenheit geraten. Nach deren Tod habe die Tochter das Haus ausräumen lassen – und dabei kamen auf dem Dachboden neben der Fahne noch weitere Schätzchen zum Vorschein. Unter anderem ein Wäscher-Zylinder, ein gelbes Hansele und eine Narrenkappe aus den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg, die teilweise mitsamt dieser Fahne dem Sammler Hubert Kiefer zum Kauf angeboten wurden.

Für Kalmbach-Ruf ist der Fund eine Bestätigung ihrer Vermutung: "Ich glaube, dass auf vielen Dachböden oder in Kellern noch weitere Fahnen schlummern." Wie viele das noch sein könnten, kann sie nicht genau beziffern. "Ich kann ja nur die leeren Halterungen zählen", erklärt Kalmbach-Ruf.

Die leeren Halterungen seien ihr aufgefallen, als sie vor etwa fünf Jahren nach Wolfach zurückkehrte. Daraufhin rief sie mit ihrem Mann Klaus Ruf im Jahr 2013 die Fahnenbörse ins Leben, um die Tradition weiter aufrechtzuerhalten. 1500 Euro würde eine neue, handgemalte Fahne aus Künstlerhand in etwa kosten. Die Preise sind für sie aber gerechtfertigt: "Die Fahne hat einen Wert – und wird von Generation zu Generation weitergegeben." Zudem appelliert sie an die Wolfacher, einmal auf dem Dachboden oder in den Keller zu schauen.

Übrigens stehe momentan eine Fahne zum Verkauf. Diese hat die "Narrenpolizei" zum Motiv und wurde 1995 von Roland Schuler gemalt. Interessierte können sich bei Kalmbach-Ruf melden. Auch, wer eine Fahne findet, kann Kontakt zur Fahnenbörse aufnehmen.

Wer noch eine alte Fahne hat oder eine erwerben möchte, kann Kontakt mit der Fahnenbörse aufnehmen. Kontaktdaten und Bilder der Fahnen gibt es auf der Internetseite der Freien Narrenzunft Wolfach unter www.narro-wolfach.de.