Die Flößerei hat in Wolfach eine lange Tradition. Quelle: Unbekannt

Historie: Wolfacher Handwerk ist wahrscheinlich älter als bisher angenommen

Wolfach - Es ist eine Neuentdeckung: Die Wolfacher Flößerei ist wesentlich älter, als dies bislang aufgrund der hiesigen Floß- und Zollordnung von 1470 angenommen wurde.

Schon im 14. Jahrhundert finden sich in Straßburger Quellen die ersten konkreten Hinweise auf einen florierenden Holzhandel im Kinzigtal.

Bereits 1319 lassen sich "Cuonrat Büfelate von Wolfahe" und seine Frau "Cristinen" als Bürger in Straßburg nachweisen. Ob diese persönliche Verbindung zwischen den beiden Städten durch die Flößerei entstand oder die Flößerei erst durch diese Verbindung, lässt sich bislang nicht klären.

Eine in Straßburg vermutlich um 1358 entstandene Zollordnung legte fest, dass im Gegensatz zum "zimberholtz", das den Rhein "herabe komet", das "holtz, daz do har komet uffe der Kintzigen", zollfrei sei.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts beschloss in Straßburg eine Kommission, die von der Stadt beauftragt worden war, über den künftigen Umgang mit den Wolfacher Holzhändlern zu beraten, dass das hier zur Messezeit gekaufte oder verkaufte Holz für die Wolfacher zollfrei bleiben solle.

Der Baumeister Ulrich von Ensingen errichtete ab 1399 den 142 Meter hohen Turm des Straßburger Münsters, der von seinem Nachfolger Heinrich Hültz 1439 vollendet wurde. In den Rechnungen der Münsterbauhütte von 1415 steht geschrieben, dass im Rahmen des Turmbaus für ein Arbeitsgerüst "uff dem Münster" und eine neue "Winde", also einen Baukran, 39 "hôlczer" mit je einer Länge von 44 Schuh von Heinrich Kugeler von "Wolffach" gekauft wurden. Kugeler ist damit der erste namentlich bekannte Wolfacher Holzhändler. Aus diesen 39 so genannten "Dickbalken" von rund 13 Metern Länge bauten die Flößer etwa sechs Gestöre, die vermutlich mit anderen Holzstämmen in ein noch größeres Floß eingebunden wurden.

Aus Kugelershof wurde Straßburger Hof

Die Familie Kugeler besaß in Wolfach den "Kugelershof" vor den Toren der Stadt und zog im 16. Jahrhundert nach Straßburg, weshalb ihr Hof, der in ihrem Besitz verblieb, den Namen Straßburger Hof" erhielt.

Im Juli 1419 kaufte die Münsterbauhütte von einem "Holtzman" von Wolfach 200 hölzerne Latten und Stangen. Zwei Monate später wurden 311 Bretter sowie 350 Stück "Bugeholtz" (Bauholz) von Meister "Behtolt dem holtzmanne von Wolfach" erworben und per Floß in den "hoff zu Grienecke" in Straßburg in der Nähe der Nikolauskirche geliefert, wo sich eine große Holzsägewerkstatt befand. Es ist sicherlich kein Zufall, dass St. Nikolaus als der Schutzpatron der Flößer gilt. Auch in späteren Jahren werden in den Münsterbaurechnungen immer wieder Holzkäufe in Wolfach erwähnt.

In einem zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstandenen "Seelbuch" der Leonhards-Bruderschaft zu Steinmauern, das an der Mündung der Murg in den Rhein bei Rastatt liegt, sind jene Personen verzeichnet, die ihre "Güt", Steuer oder "Almusen" an die "Mess des lieben Herren Sanct Lenharcz" gegeben haben. Darunter befindet sich auch der "Kugler von Wolfach", der zwölf Gulden von des "Vischerlins Güter" stiftete. Es ist anzunehmen, dass diese verwandtschaftliche Verbindung der Familien Kugler und Vischerlin durch die Flößerei entstand, denn Steinmauern war ein bedeutender Holzhandelsplatz und Floßhafen am Rhein, zu dem die Wolfacher Flößer nachweislich enge Handelsbeziehungen pflegten.