Siegfried Mantel vor einigen seiner Schätze. Foto: Jehle

Siegfried Mantel besitzt an die 150 Uhren. Viele Raritäten dabei – und auch Kurioses.

Wer den Wolfacher Siegfried Mantel zur vollen Stunde besucht, wird empfangen vom vielstimmigen Glockenschlag seiner großen Uhrensammlung.

Nicht alle der etwa 150 Zeitmesser, deren Schlagwerke meist über 100 Jahre alt sind, sind aufgezogen. Dennoch erinnert das Heim von dem passionierten Uhrensammler und -restaurator an das Kinderlied: "Große Uhren machen Tick-tack, kleine Uhren machen ticke-tacke." An so gut wie jeder frei verfügbaren Wand seines Hauses stehen klassische Standuhren, hängen traditionelle Schwarzwälder Schilderuhren oder sogenannte Pendule, deren Taktgeber ein mechanisches Pendel ist.

Die Mechanik ist es, die alle Zeitanzeiger verbindet und sie ist das, was Mantel fasziniert. Wochen- und oft auch monatelang tüftelt er an der Restaurierung von Uhren herum, die er zum großen Teil über Händler, jedoch auch auf Flohmärkten findet. Manchmal sind es nur Fragmente alter Stücke, die Mantel zu einem funktionierenden Chronometer wiederbelebt.

In seiner Werkstatt im Erdgeschoss arbeitet er sich sozusagen vom Ende her an den Anfang. "Es gibt ja keine Baupläne und ich weiß nur, was die Uhr machen soll", beschreibt Mantel die Detektivarbeit, die mechanischen Gegebenheiten herauszufinden und wieder in Gang zu setzen. Das Talent und Interesse des heute 84-Jährigen fiel schon in seiner Jugend auf. "Guck nach der Uhr, sie läuft nimme", wandte sich der Großvater an den damals 15-jährigen Siegfried, wenn die Zeit nicht stimmte.

Die Leidenschaft wird bei dem Wolfacher früh entfacht

Die Uhr aus den 1950er-Jahren hat Mantel heute noch, hat aber keine Ahnung, woher sie stammt. "Die gab es damals in der Gegend überall mit den verschiedensten Motiven," erinnert sich der Wolfacher. Mit dem bunten Motiv der geprägtem Blechumrandung um das Zifferblatt herum erinnert sie entfernt an die französischen Comtoise-Uhren, die im Jura hergestellt wurden.

Ein Rundgang durch das Heim von Siegfried Mantel ist wie eine kleine Museumstour. Natürlich ruft bei dieser Sammlung auch der Kuckuck aus so manchem raren Stück, bisweilen neckisch versteckt im Grün der aufgemalten Jagdszene einer Schilderuhr. Bei einer Figurenuhr marschieren vor dem Wolfacher Stadttor zu jeder vollen Stunde zwei Soldaten der Bürgerwehr auf und ab. "Das Schlagwerk mit kompletter Mechanik dürfte 1860 gebaut worden sein", erklärt Mantel und ergänzt, dass er das Stück bei einem Gutacher Antikmarkt von einem Freiburger Händler erstanden habe. Mantel hat so manche Raritäten in seiner Sammlung, wie den "Knödelfresser" auf einer Kaminuhr oder die dekorativen Porzellanuhren aus Zell.

Seine Leidenschaft ist die Mechanik. Wenn er Figuren für eine Restauration braucht, bezieht er sie von einem Holzschnitzer aus Oberammergau. Für eine eventuell nötig werdende Rekonstruktion der Fassaden wird ein Schildermaler in Schönenbach kontaktiert.

Mantels wohl älteste Uhr ist ein "Zappler" mit sogenanntem Kuhschwanzpendel von 1842, gebaut von dem Österreicher Josef Laserer.

Das geflügelte Wort der fliehenden Zeit "Tempus fugit" stimmt bei Siegfried Mantel nicht so richtig, aber ist auch nicht ganz falsch. Mit seiner Passion pflegt er alte Schwarzwälder Handwerkskunst und sorgt sozusagen für "tickende Zeitzeugen" der vergangenen 200 Jahre.        Von Evelyn Jehle

Die Schwarzwälder Uhrmacherkunst begann vermutlich um das Jahr 1680, erlebte jedoch ihre Blütezeit in den Jahren 1800 bis 1840. Ursprünglich komplett aus Holz hergestellt, veränderten sich die Ausführungen je nach Epoche.